Hattingen. Die Provinzial-Geschäftsstelle in Hattingen-Niederwenigern liegt seit 50 Jahren in Familienhand. Was die Versicherer alles im Dorf erlebt haben.
Gleich, ob zwölf gestohlene Bier- und Schnapsgläser oder ein Betriebsschaden von 860.000 Euro: In 50 Jahren, die die Geschäftsstelle der Provinzial in Niederwenigern besteht, haben Hubert Battling und Schwiegersohn Stefan Hülsdell viel erlebt.
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„Kein Tag ist wie ein anderer und keiner läuft wie geplant“, beschreibt Stefan Hülsdell (47), was die Arbeit für ihn reizvoll macht. Wie sein Schwiegervater, so hat er eigentlich bei der Sparkasse gelernt.
Seit 50 Jahren in Familienhand
Begonnen hat Hubert Battling ganz klein 1972. „Da hörte hier einer auf“, erzählt er. Da sah er die Chance zur beruflichen Veränderung. „Mein Vater war schon Knappschaftsältester in Niederwenigern, ich habe nie woanders gewohnt. Und ich konnte noch einen kleinen Bestand vom Ex-Ortsbürgermeister in Niederwenigern übernehmen. Ich habe hier Potenzial gesehen“, erinnert sich der heute 71-Jährige.
Azubi gesucht
Regionalität ist Stefan Hülsdell von der Provinzial-Geschäftsstelle Niederwenigern wichtig. Sein Schwiegervater lebt im Dorf, er selbst auch – auch die Mitarbeitenden haben kurze Wege. „Der weiteste Weg ist der aus Niederbonsfeld, die anderen wohnen wenige Meter entfernt.“
So gut wie keine Fluktuation gibt es bei den Mitarbeitenden. Zwei hat Hülsdell selbst ausgebildet. Jetzt sucht er wieder eine Auszubildende oder einen Auszubildenden für August 2023 – und freut sich über Bewerbungen.
Der Vorteil von Hubert Battling ist auch der seines Schwiegersohnes, der 2011 in die Firma einstieg und sie dann 2017 übernahm: Beide sind im Dorf vernetzt, in den Vereinen, in den Gemeinden, mit der Afrika-Hilfe-Stiftung, der Feuerwehr, durch Spendenaktionen. Und haben so einen Vertrauensvorschuss. „Damals sprach sich schon rum, wenn einer mit der Schadensregulierung seiner Versicherung unzufrieden war, hieß es: Mensch, geh’ doch mal zum Hubert. Der macht das schon!“
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Erreichbarkeit ist Trumpf
Fair zu beraten, ist beiden wichtig, da zu sein, gleich ob mit oder ohne Termin. Sie wissen außerdem: Schweigen ist Gold. „Als Mirco Quint hier Pfarrer war, haben wir mal geredet und gesagt, dass wir beide die sind, die wohl am meisten über die Menschen wissen, er durch die Beichte, ich durch die Einblicke in die Finanzen, in Erbfälle, Scheidungen“, so Hülsdell. Darüber kommt ihm aber kein Wort über die Lippen. „Das wäre für uns das Ende.“ Auf Empfehlung kontaktieren ihn viele – und so kommt er auch an Kunden beispielsweise in Hamburg.
Viel getan hat sich in den 50 Jahren, nicht nur, weil sich Vertragsbedingungen immer wieder veränderten. Aus Battlings anfänglich neun Stunden Büro-Öffnungszeit, weil er den Rest im Außendienst verbrachte, sind 32 Stunden geworden. Tendenz steigend. Denn damit möchte sich Hülsdell (47) auch abheben vom Internet. „Viele Kunden loben, dass wir da und erreichbar sind.“ Darin genau sieht er einen „Gegenpart zur Digitalisierung“.
Team ist immer ansprechbar
Erreichbar ist er nicht nur in der Geschäftsstelle – sondern auch samstags beim Brötchenholen oder auf dem Fußballplatz am Wochenende. „Gut, dass das Handy eine Notizfunktion hat. Wenn ich auf dem Fußballplatz war, ploppen bei mir montags immer drei, vier Notizen auf, worum ich mich kümmern soll.“
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Tritt ein Schaden auf, fährt er gleich vorbei. „Einbruch und Feuer bewegen die Menschen emotional stärker als Sturmschäden“, weiß Battling. Gut erinnert er sich noch an einen Feuerteufel, der in Niederwenigern mehrere Höfe in Brand steckte.
Erinnerung an Pfingststurm
Und doch war es ausgerechnet ein Sturm, der der Geschäftsstelle viel Arbeit bescherte: Der Pfingststurm „Ela“ 2014. „Von 900 versicherten Häusern hatten 860 einen Schaden.“ Das erste Mal fuhr Hülsdell um 6 Uhr raus, das letzte Mal an dem Tag um 22 Uhr – und erreichte manches Haus nur über Bäume kletternd. Für die Kunden immer gleich da zu sein, das, da sind sich beide einig, ist in 50 Jahren immer gleich geblieben.