Hattingen. . Leser erhielten bei „WAZ öffnet Pforten“ einen Blick hinter das Absperrband. Förster Thomas Jansen zeigte die gefährliche Arbeit nach dem Sturm.
„Achtung! Baum fällt!“ Die Motorsäge verstummt. Dann knackt es, es raschelt und laut krachend fällt der etwa 25 Meter hohe Stamm einer Buche im Schulenbergwald. Die Krone des Baumes, der nur wenige Meter neben dem Wanderweg steht, war im Pfingststurm Ela abgebrochen. Quer über dem Weg liege dicke Äste und der Stamm einer weiteren Buche. Deshalb darf sich die Gruppe auch nur ausgerüstet mit Helmen und unter Führung von Förster Thomas Jansen nähern. „Ich mach mal lieber zu, damit mir nichts in die Augen spritzt“, meint Denis, mit fünf Jahren der jüngste Teilnehmer, und klappt das Visier an seinem Helm herunter. Förster Jansen öffnete für ihn und zehn WAZ-Leser die erste Pforte unserer gleichnamigen Aktion.
Die Pforte – in diesem Fall das rot-weiß geringelte Absperrband mit dem Hinweis „Betreten verboten“ – führt die WAZ-Leser hautnah heran an die Aufräumarbeiten nach dem Sommersturm Ela. „Die Arbeiten sind fünfmal so gefährlich wie normale Waldarbeiten“, weiß Thomas Jansen. Er wirbt um Verständnis für die lange Sperrzeit des Waldes: „Die Aufarbeitung dauert lange und ist schwierig. Die Waldarbeiter tragen ein großes Risiko, deshalb darf es keinen Zeitdruck geben“, erklärt er.
„Gibt es eigentlich einen Gefahrenzuschlag“, will Josef Volkmann wissen. Gibt es. Gut zehn Euro mehr pro Festmeter (35 Euro) werden bei Aufräumarbeiten fällig, erklärt der Förster. Den größten Schaden trug der Wald in städtischem Besitz davon. Die Privatwälder blieben zum Großteil verschont. Gewinn macht die Stadt mit dem Holzverkauf in diesem Jahr nicht. Der Käufer zahlt die Ausgaben für die Aufräumarbeiten. „Das Land will den Städten ja finanziell helfen“, wirft Hermann Kreutzer ein. „Das betrifft aber nur Straßenbäume und hat mit dem Wald nichts zu tun“, weiß Jansen.
Er beschreibt, wie er mit Kritik von Bürgern umgehen muss, die glatte Schnittkanten sehen und sich fragen, warum ein anscheinend gesunder Baum gefällt wurde. Ob beispielsweise die Krone gebrochen war, ist dabei nicht unbedingt zu sehen. „Ich gebe zu, dabei habe ich mich selbst schon erwischt, dass ich dachte: ‘Warum musste ein Baum, der 100 Jahre alt war jetzt weg’“, gesteht Volkmann. Und Jansen beruhigt: „Glauben Sie mir, ein Förster hat immer auch Ehrfurcht.“
Erfurcht haben auch die WAZ-Leser beim Blick auf die Kettensägen mit denen die Waldarbeiter Jörg Knoche und Hanjo Haase hantieren. Sechs bis sieben Kilogramm wiegt die Säge mit der die beiden den Teil der großen Buche zu Fall gebracht haben, den nicht bereits Sturm Ela weggeblasen hat. Iris Bayer findet: „Beeindruckend so etwas mal direkt zu erleben. Können wir jetzt klatschen?“