Hattingen. Das Hochwasser ging, die Schäden blieben: In Hattingen sind 15 Brücken so marode, dass die Stadt sie neu bauen muss. Wie es nun weitergehen soll.

Das Jahrhundert-Hochwasser ließ eine Spur der Verwüstung zurück. Massiv betroffen sind die 30 Brücken, die der Stadt Hattingen gehören. Jetzt steht deshalb eine Herkulesaufgabe an: Die eine Hälfte der Bauwerke muss neu gebaut werden, die andere Hälfte ist stark sanierungsbedürftig.

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THW hat bereits Behelfsbrücken in Hattingen errichtet

Bereits kurz nach der Flutkatastrophe hatte das Tiefbauamt der Politik einen Bericht zu den verheerenden Folgen der Flut vorgelegt. Was sich damals schon abzeichnete, gewann im Laufe der vergangenen Monate immer klarere Konturen: 15 Brücken sind nicht mehr zu retten, zwei von ihnen hatte die Wassermassen ohnehin schon mitgerissen. Das THW baute eine Behelfsbrücke über den Sprockhöveler Bach im Sünsbruch und eine weitere am Schnüber, damit man den Felderbach überqueren kann.

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Nun ist allerdings der Neubau einer Brücke leichter gesagt als getan. Das alte marode Bauwerk abreißen und durch einen Nachfolger ersetzen bedarf aufwändiger Planungen, Prüfungen und Absprachen. Derzeit sind die Aufträge ausgeschrieben, um die Pläne für elf Brücken zu entwerfen. Ingenieurbüros bewerben sich um diese Aufgaben. Erst in einem weiteren Schritt wird es dann darum gehen, konkrete Bauaufträge zu vergeben. Das Verfahren für die weiteren vier Brücken soll bald folgen.

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Neue Bauvorschriften und Naturschutz zu beachten

Wie sich auch beim Neubau der A45-Brücke bei Lüdenscheid zeigt, warten auch noch weitere Tücken auf die Planer. Die bisherigen Bauwerke sind jahrzehntealt. Da wundert es kaum, dass die Stadt es jetzt mit anderen Baugesetzen zu tun hat. Naturschutz-Vorgaben oder wasserrechtliche Bestimmungen, wie sie heute üblich sind, gab es mitunter zum Zeitpunkt der Entstehung noch überhaupt nicht. Beispielsweise sei nun zu prüfen, welche schützenswerte Tiere und Pflanzen an den jeweiligen Standorten leben und was für ihren Fortbestand unternommen werden muss, so Christoph Uphues vom Hattinger Tiefbauamt.

Um die Behelfsbrücke über den Felderbach an der Straße Am Schnüber kümmerte sich das Technische Hilfswerk.
Um die Behelfsbrücke über den Felderbach an der Straße Am Schnüber kümmerte sich das Technische Hilfswerk. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Darüber hinaus steckt auch bei der Bauzeit selbst der Teufel im Detail. Ganz häufig gehören die angrenzenden Flächen der jeweiligen Brücke einem Anwohner wahlweise auch einem Unternehmen, aber eben nicht unbedingt der Stadt. „Wir müssen deshalb mit den Anliegern sprechen, ob und wie es sich regeln lässt, im Fall der Fälle Baumaterialien abzulagern oder Fahrzeuge abzustellen“. Unter Umständen sei auch über Durch- und Zufahrtsregelungen zu sprechen. Da komme noch einiges an Abstimmungen auf alle Beteiligten zu.

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Ufer des Paasbachs auf Vordermann bringen

Derüberwiegende Teil der Schäden ist an Brücken entstanden, die über den Felderbach, Sprockhöveler Bach, Heierbergsbach, Paasbach und Deilbach führen.

Am Paasbach in Stüter hat die Flut ganze Böschungsbereiche weggespült. Weil der Bach dort auf der Grenze der Städte Hattingen und Sprockhövel liegt, wollen sie sich im Schulterschluss um die Instandsetzung kümmern.

Ursprünglich waren für den Paasbach auch 2022 weitere Renaturierungen vorgesehen, doch das Tiefbauamt hat sich jetzt erst einmal die Brücken vorgenommen.

Über die Höhe der Kosten lässt sich nach Worten von Uphues derzeit noch keine verlässliche Aussage treffen. Das hänge zum einen von den Ergebnissen der Planungen ab, zum anderen explodieren derzeit die Baupreise. Aus eigener Tasche werde die Stadt die Projekte ohnehin nicht bezahlen können, so der Fachmann aus dem Tiefbauamt Das Land stelle Förderprogramme bereit und die Verwaltung gehe davon aus, dass aus Düsseldorf der überwiegende Teil der notwendigen Gelder fließt.

Sieben bis acht Jahre gehen mit großer Wahrscheinlichkeit noch ins Land, bis alle neuen Brücken stehen. Begonnen hat die Stadt derzeit schon damit, die Schäden an den weiteren 15 Brücken zu beseitigen. Aber auch da sei man noch längst nicht am Ende, ebenso dauere es hier noch lange Zeit, bis alle Arbeiten abgeschlossen seien, so Uphues.

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Damit im Übrigen die beschädigten Brücken befahr bleiben, hat die Stadt beispielsweise ein Tempolimit eingeführt, das Höchstgewicht beschränkt oder einzelne Fahrbahnen gesperrt.