Hattingen. Arbeiten im Café Auflauf in Hattingen laufen: Wann es für Gäste wieder öffnet – und wie viele offene Stellen es in der Gastronomie derzeit gibt.
Im Café Auflauf in Hattingen am Untermarkt laufen die Arbeiten auf Hochtouren: Das Traditionslokal will Mitte des Monats wieder öffnen. Wie in vielen Gaststätten und Restaurants fehlen auch hier Mitarbeitende. Derzeit gibt es in Hattingen im Gastgewerbe 28 bei der Agentur für Arbeit gemeldete offene Stellen. Im vergangenen Jahr waren es im Mai lediglich elf.
Weiteres Problem: „Bei den Hochfahrmaßnahmen nach zwei Jahren gab so manches den Geist auf“, berichtet Oliver Waskönig vom Auflauf. Bierleitungen mussten neu verlegt werden – nur ein Beispiel von einigen notwendigen technischen Arbeiten.
Gastronomen in Hattingen suchen Mitarbeitende – Café Auflauf will wieder öffnen
Außerdem ist der Keller geweißt, die Toiletten werden gerade renoviert. Die Tische innen wie außen sind abgeschliffen und neu gemacht, der Boden auf dem Podest ebenfalls. „Die Holzelemente sind aufgearbeitet, wir möchten den Charme des Ladens erhalten, es soll nur alles frisch sein. Für die Sonnenschirme draußen haben wir jetzt neue Bodenhülsen, dann gibt es keine Stolperfallen durch Ständer mehr“, sagt Waskönig.
Mindestlohn und Tipps
Die Gewerkschaft NGG Südwestfalen verweist darauf, dass sich die Bezahlung im Gastgewerbe verbessert habe. Nach dem aktuellen Tarifvertrag, den die NGG mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, liegt der Einstiegsverdienst in NRW seit Mai bei 12,50 Euro pro Stunde.
Fachkräfte kommen auf einen Stundenlohn von mindestens 13,95 Euro. Tipps gibt es bei der NGG vor Ort. Infos rund um die Arbeitsrechte, die Nicht-EU-Bürger haben, bieten die Beratungsstellen des gewerkschaftsnahen Netzwerks „Faire Integration“ – auch in ukrainischer Sprache (www.faire-integration.de).
Und: Für die Öffnung sucht das Team noch Mitarbeitende für Service und Küche. „Viele haben in der Pandemie den Job gewechselt, sind zum Beispiel von der Küche in die Altenpflege gegangen“, weiß Waskönig.
Vollmond weiß, was Gäste und Mitarbeitende wollen
Diese Erfahrung hat auch Mandy-Loreen Reichmann vom „Vollmond KaffeeKneipenBar“ am Kirchplatz gemacht – hier ist von ehemals sechs Mitarbeitenden vor der Pandemie noch einer dabei. „Es war zwei Jahre Pause. Die anderen sind in anderen Jobs, kommen nicht zurück, weil sie etwas Sicheres haben“, sagt die begeisterte Gastronomin, die auch auf der Facebook-Seite um Personal wirbt: „Hast du den besten Job der Welt? Nein? Dann bewirb dich im Vollmond! Die nettesten Gäste, die leckersten Drinks, faire Bedingungen und das beste Team findest du bei uns!“ Zwei Mitarbeitende haben bereits angeheuert, aber sie braucht noch weitere im Service und als Reinigungskraft.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Dass sich die helfenden Hände wohlfühlen, ist Mandy-Loreen Reichmann wichtig: „Ich habe selbst 15 Jahre lang als Kellnerin gearbeitet und weiß, was abschreckt. Ich bezahle über Durchschnitt, es gibt eine familiäre Atmosphäre.“
Personalmangel ist allgemeines Problem in der Branche
Der Personalmangel in Hotels und Gaststätten ist derzeit ein allgemeines Problem, weiß die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Südwestfalen. Und weist Gastronomen darauf hin, dass sie auch Geflüchteten aus der Ukraine eine Job-Perspektive bieten können. „Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden. Viele suchen bereits nach Arbeit“, sagt Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns
Das Gastgewerbe im EN-Keis zählte im Mai 71 offene Stellen – vor einem Jahr waren es laut Bundesagentur für Arbeit 21. „Das ist auch eine Chance für die Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen bieten“, so Mura. Gerade das Gastgewerbe sei weltoffen.
Ideal für Quereinsteiger
„Die Branche ist ideal für den Quereinstieg: Von der Küche bis zum Service – hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte werden ohnehin dringend gebraucht – vom Barkeeper bis zur Hotelfachfrau“, betont Mura.
Mandy-Loreen Reichmann jedenfalls würde sich auch freuen, wenn Geflüchtete sich bewerben würden. „Sie sollten aber so viel Deutsch sprechen, dass sie Gäste auch bewirten können.“