Hattingen. Gastronomen machen inzwischen Doppelschichten, um den Betrieb zu gewährleisten. Mit Sorge blicken die Wirte in Hattingen aufs Weihnachtsgeschäft.
Jetzt kehrt auch in der Gastronomie das Leben langsam wieder zurück. Besucher und Stammgäste lassen es sich gut gehen und freuen sich über die hinzu gewonnene Freiheit. Aber die Wirte sind immer noch weit weg vom normalen Betrieb. „Wir bekommen einfach kein Personal“, sagen sie übereinstimmend. Das heißt für die Inhaber: Doppelschichten machen, oft sieben Tage in der Woche.
Und das nächste Schreckgespenst wartet schon. Ein Ereignis, das eigentlich zu den Höhepunkten des Jahres gehört. „Bis Weihnachten muss ich Mitarbeiter gefunden haben, sonst weiß ich wirklich nicht, wie wir das stemmen sollen“, grübelt der Inhaber vom Restaurant Einhorn, Moncef Ben Zaied.
Krisenfeste Arbeitsplätze in der Industrie oder in Supermärkten gesucht
Hätte er schon jetzt mehr Personal, könnte er auch deutlich mehr Gäste bedienen. Aber seit dem Corona-Lockdown sind viele Mitarbeiter von der Fahne gegangen, haben sich krisenfeste Arbeitsplätze in der Industrie oder in Supermärkten gesucht.
Versucht hat der Chef alles, um an Personal zu kommen. „Ich habe es übers Internet versucht, über Facebook und Kleinanzeigen. Komplett ohne Erfolg, es ist schlimm.“ Jetzt kann er bei den Schichten, die er macht, fast im Restaurant schlafen. Er bietet vom Minijob bis zur Ganztagsarbeit alles an.
Genauso geht es auch Stefanos Katsios, Inhaber von Gaststätte und Restaurant „Zur alten Krone“. Studenten, so wie es in Bochum üblich ist, hatte er eigentlich nie. Aber immer zuverlässige Kräfte, die mit anpackten.
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Davon kann er zurzeit nur träumen. „Wir sind zum Glück ein Familienbetrieb“, freut er sich. Aber das ändert nichts daran, dass Kräfte im Hotel und in der Küche fehlen. Gäste gibt es wieder viele, aber das Personal bleibt überall sehr überschaubar. Ein Lob hat er für seine Besucher. „Diejenigen, in die Innenräume wollen, halten sich an die Coronaregeln“, freut er sich und zapft fleißig weiter Bier.
Dasselbe Bild zeigt sich auch bei Mandy-Loreen Brönstrup vom „Vollmond“. In der Küche fehlt eine Kraft und im Service genauso. „Im Grunde ist aber nicht die Pandemie schuld. Denn vorher haben hier junge Leute gearbeitet, die mittlerweile im Studium oder in der Ausbildung sind.“ Das Problem sei, dass sich diejenigen, die sonst in der Gastronomie arbeiten würden, durch Corona umorientiert hätten, um krisenfeste Jobs zu haben.
Arbeitszeiten in der Gastronomie sind nicht attraktiv
Die Krise hat sie einigermaßen überstanden, obwohl sie nie gedacht hat, dass sie wegen der Pandemie das kleine Restaurant wirklich schließen müsste. Aber die Arbeitszeiten in der Gastronomie seien ja für viele nicht attraktiv.
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Am Wochenende öffnet der Vollmond schon um 11 Uhr vormittags und dann geht der Arbeitstag durch bis in die Nacht. Sie hat – wie die meisten ihrer Berufskollegen – auch Coronahilfen bekommen. Ein Tropfen auf den heißen Stein – so wie für viele ihrer Kollegen. Aber zurückgeschmissen wurde sie trotzdem.
„Ich hab’ so viele Idee, was ich alles machen möchte, zum Beispiel die Küche umbauen und in die Theke investieren. An solche Ausgaben ist im Augenblick natürlich nicht mehr zu denken“, sagt sie. Trotzdem ist sie mit Herzblut und Leidenschaft dabei. Es mache Spaß, weil sie alles machen kann, was sie möchte: Einen Spieleabend organisieren oder den Gästen einen Abend mit Live-Musik bieten. „Ich muss hier nichts nach 0815 machen, das ist einfach toll“, strahlt sie.