Hattingen. Um Kaufland Hattingen fliegen mehrere Taubenschwärme. Ihre Nester sind anders als beim Krämersdorfschwarm unbekannt. Warum das ein Problem ist.
Als so langsam „übermächtig“ empfindet Peter Blome vom Schuhhaus Heller die Tauben rund um sein Geschäft an der Großen Weilstraße in Hattingen. „Sie sitzen und fliegen überall herum, koten die Häuser zu. Viele Bürger füttern sie auch noch. Das ist für mich falsch verstandene Tierliebe. Hätte ich die Markise nicht, würden sie mir die ganzen Schuhe auf den Außenständern zukoten“, erklärt Blome.
Es handelt sich dabei aber nicht um den Schwarm aus dem Glockenturm am Krämersdorf, sagt Annabell Maehler vom Verein Stadttauben Bochum.
Tauben in Hattingen breiten sich bei Kaufhof und am Reschop Carré aus
Die Ecke an der Kreuzung Gelinde, Große Weilstraße, Langenberger Straße erkennt indes auch sie als Problem – nicht nur für Menschen, sondern auch für Tauben. Hier seien gleich zwei bis drei Schwärme.
„Aber wir können keinen Einfluss nehmen auf die Vermehrung, weil wir die Brutplätze nicht ausfindig machen können, um die Eier gegen Gipseier zu tauschen“, sagt Maehler. Das Problem in der Altstadt sei, dass die Vögel häufig in Hinterhöfen brüten, auf Privatgelände, das für Ehrenamtliche des Vereins nicht erreichbar sei.
Situation im Krämersdorf hat sich laut des Vereins Stadttauben Bochum verbessert
„Wenn jemand ein Nest entdeckt, kann er das bei uns melden. Wir tauschen gerne Eier“, sagt Maehler, die Vorstandsmitglied des Vereins ist.
Dass es sich um Tauben aus dem Glockenturm am Krämersdorf handelt, wo die Freiwilligen die Eier in den Nestern austauschen, hält sie für sehr unwahrscheinlich. „Stadttauben sind Spießer und ihrem Standort treu. Sie bleiben an der gleichen Stelle.“ Darum wäre es auch nicht sinnvoll, einen Taubenturm weit weg vom Stammort der Tauben zu planen. „Er würde nicht angenommen.“ Sie betont zudem: „Satte Tauben sind nicht in der Stadt.“
Freiwillige tauschen regelmäßig Eier gegen Gipseier aus
Stadttauben, sagt Annabell Maehler, würden bis auf eine vierwöchige Pause im November/Dezember ganzjährig brüten. „Im Glockenturm entnehmen wir aus den Nestern alle zwei Wochen etwa zehn bis 17 Eier.“
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Auch weitere bekannte Nester im Umkreis suchen die Taubenschützer regelmäßig auf, um Eier auszutauschen. „Von Geschäftsleuten und Anwohnern im Krämersdorf bekommen wir gesagt, dass die Situation sich verbessert hat. Von hier kommen auch kaum noch Notfallmeldungen“, sagt Maehler.
Stadtverwaltung hat „keinen neuen Kenntnisstand“
Zahlreiche Notfallmeldungen hingegen über Tauben, die Hilfe benötigen, kämen vom Busbahnhof, vom Platz vor dem Reschop Carré – und eben von der Kreuzung. Ideale Standorte für Taubenhäuser wären auf den Parkhausdächern, meint Annabell Maehler. Denn es gelte: Je höher, je besser. Sie betont, dass richtig ernährte Tauben keinen Durchfall hätten, sondern Kot hinterließen, der sich leicht wegfegen ließe.
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Angedacht war seitens der Stadt nach Absprache mit Annabell Maehler, die Stadttauben des Krämersdorfes in die unter der Glockenstube befindliche freie Etage das Glockenspiel zu verlegen. Diese Idee sollte die Verwaltung prüfen. Indes gibt es dazu bislang „keinen neuen Kenntnisstand“.
Heimatvereinsvorsitzender Lars Friedrich kritisiert Umgang mit historischer Bausubstanz
Heimatvereinsvorsitzender Lars Friedrich bemängelt, dass die Tauben immer noch ein- und ausfliegen würden. Er habe nichts gegen Tauben, aber beim Glockenturm gehe es um historische Bausubstanz. „Was hier passiert, ist kein verantwortungsvoller Umgang damit.“