Hattingen. Die Frühjahrsware blieb am Lager, Birkenstock-Schuhe erleben einen Boom. Wie Händler Peter Blome aus Hattingen durchs Corona-Jahr gekommen ist.
Turbulent ist das Wort, das Peter Blome nutzt, um sein Jahr 2020 zu beschreiben. Denn von dem Einzelhändler und Vorsitzenden des Einzelhandelsverbandes Hattingen hat das eben beendete Jahr viel abgefordert.
"Zu Beginn der Pandemie sah das alles nicht so tragisch aus. Wir waren der Meinung, dass ist in ein paar Monaten vorbei", erinnert sich Blome (67), der seit dem Jahr 1980 das Schuhhaus Heller an der Großen Weilstraße führt.
Peter Blome vom Schuhhaus Heller in Hattingen beschreibt turbulentes Corona-Jahr
Doch dann kam der erste Lockdown - mitten in der Saison, mitten im Frühjahrsgeschäft. "Die komplette Ware war am Lager und wartete auf Abnehmer. Das Geschäft stoppte jäh."
Als er dann wieder öffnen konnte, wandten sich die Kunden schon den Sandalen zu. Die Konsequenz: Ein erheblicher Teil der Frühjahrsware blieb im Lager. "Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir nach dem Lockdown aufholen können", sagt Blome. Das aber sei nicht eingetreten.
Im Sommer hofft der Einzelhändler noch auf eine Normalisierung
Als die Infektionszahlen im Sommer sanken, "war ich frohen Mutes, habe auf Normalisierung gehofft", erinnert sich Blome. Erst sah es auch gut aus: In den Sommermonaten sei er fast aufs Vorjahresergebnis gekommen.
Ab Mitte Oktober merkte dann aber wieder die deutliche Kaufzurückhaltung. "Mit dem Teil-Lockdown brachen die Umsätze wieder ein. Im Vergleich zum Vorjahr hatte die Modebranche gut 30 bis 40 Prozent Umsatzeinbußen. Teils noch mehr." Doch noch größer sei der Frequenzrückgang gewesen. "Zum Bummeln war niemand mehr in der Stadt."
Lieferanten unterstützen Einzelhändler im Corona-Jahr nach Kräften
Seit gut 15 Jahren ist Blome Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Hattingen. Mehr zu tun hatte er im Corona-Jahr 2020 in dieser Funktion nicht. "Die Einzelhändler sind sehr gut über ihre Einkaufsverbände informiert worden." Die hätten die Händler auch gut unterstützt. "Von den Lieferanten kam Hilfe. Teils sind Zahlungsziele gestreckt worden."
Das Online-Geschäft ist für Blome in der ersten Jahreshälfte 2020 recht gut gelaufen. "Kinderschuhe haben einen wahren Boom erlebt. Aber klar: Kinderfüße wachsen, da kann man nicht warten, bis die Läden wieder öffnen." Ab Sommer aber ließen die Bestellungen nach.
Große Gewinner der Pandemie sind Birkenstock- und Kinderschuhe
Großer Gewinner der Pandemie sind: Birkenstock-Schuhe. "'Das ist ein Phänomen. Der Absatz ist explodiert. Alle sitzen daheim, da brauchen die Frauen keinen feinen Schuh fürs Büro und die Herren keinen Business-Schuh."
Blome, der derzeit seine Ware auf vielfache Weise an den Kunden bringt, kritisiert die Regierung: "Ich hätte mir eine bessere Planungssicherheit in in diesem Jahr gewünscht. Wobei ich weiß, dass die Situation auch für Politiker derzeit nicht einfach ist."
Peter Blome hat für seine Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden müssen
Kurzarbeit für seine Mitarbeiter musste Blome inzwischen anmelden, stockt das Kurzarbeitergeld aber auf. Denn seine langjährigen Mitarbeiter möchte er gerne halten. "Derzeit brauche ich aber im Geschäft nicht so viel Unterstützung. Die Online-Bestellungen haben wir morgens von 8 bis 12 Uhr abgearbeitet. Und irgendwann ist das Geschäft einfach aufgeräumt. . . "
In seinem geschlossenen Geschäft dominieren derzeit noch die Herbst- und Winterschuhe in Gelb-, Rot-, Brauntönen unter einem Foto der Ponte Vecchio in Florenz. Kunden entgeht diese Deko. Und jetzt kommt auch schon bald die Frühjahrsware.
Schuhhaus-Inhaber beschäftigt sich schon mit dem Herbst und Winter 2021
Gedanklich ist Blome schon weiter. Jetzt, Anfang 2021, muss er schon für den Herbst und Winter ordern.
Auf ruhigeres Fahrwasser in 2021 hofft Blome. In diesem Jahr besteht das Schuhhaus seit 170 Jahren. Das wäre ja auch ein Grund zum Feiern.