Hattingen. Hattingerin fängt kranke oder verletzte Tiere ein und pflegt sie gesund. Das bringt der 49-jährigen Friseurin Anfeindungen und Schimpfworte ein.
- Hattingerin fängt kranke oder verletzte Tiere ein und pflegt sie in einem Hasenkäfig wieder gesund
- Das bringt der 49-jährigen Friseurin nicht selten Anfeindungen und Schimpfworte ein
- Sie wünscht sich mehr Achtsamkeit für die Tiere und einen Taubenturm in der Stadt
Ein Faden von der Jacke oder Haare – was Menschen unbemerkt beim Spazieren durch die Stadt verlieren, wird Tauben zum Verhängnis. Wie dem Tier, das Michaela Harbord (49) in der Innenstadt gefangen und hochgepäppelt hat.
„Sie hatte Haare um Füße und Zehen gewickelt. An einem Fuß hat sie drei Zehen verloren, am anderen einen“, erklärt die Friseurin, die in Hattingen lebt und in Bochum arbeitet. Und die sich darüber ärgert, wie Menschen mit Tauben umgehen. „Sie treten nach ihnen, dabei könnte man sie dafür anzeigen“, sagt Harbord, die selbst schon angezeigt wurde, weil Passanten ihr Anlocken von kranken Tauben als unerlaubtes Füttern ausgelegt haben.
Zwei Stunden hat sie an einem Tag auf der Lauer gelegen, bis sie die kranke Taube eingefangen hatte, die sie dann mehrere Tage hochpäppelte, bevor sie sie wieder an der Stelle in die Freiheit entließ, an der sie sie gefunden hatte. „Wenn ich die Tiere fange, gucke ich immer, ob sie einen feuchten Schnabel haben, dann haben sie nämlich Küken. Oft kümmert sich der Partner um den Nachwuchs, aber sie muss dann schnell zurück.“
Ein Taubenturm würde helfen
In einem Hasenkäfig hält Harbord die verletzten Tiere daheim, bis sie genesen sind. Ein Nest ist in dem Käfig, eine Stange – und Körnerfutter. Sie zeigt auf die Ausscheidung der Taube, die ganz anders aussieht als das, was oft in der Stadt an Fassaden zu sehen ist. „Die Tauben in der Stadt fressen Pommes und alles mögliche. Davon bekommen sie Durchfall. Würden sie richtig ernährt, dann würde der Kot einfach vom Regenwasser weggespült.
Darum wären Taubentürme wie in Witten toll. Dort werden die Tauben gefüttert, bauen ihr Nest – und man ersetzt die Eier durch Gipseier.“ Denn letztlich seien diese Stadttauben anders als etwa Ringeltauben eigentlich Haustiere. „Es sind verwilderte Brief- und Rassetauben“, sagt Harbord, die sich auch in Witten bei der Initiative Stadttauben engagiert und mit Taubenfreunden im ganzen Ruhrgebiet vernetzt ist. „An Geschäften würde es reichen, wenn man statt der Spikes ein schräges Brett anbringt, daran verletzen sich die Tiere nicht, können sich dort aber auch nicht halten“, weiß Michaela Harbord.
Aufs Engagement für gefiederte Tiere kam sie zufällig
Aufs Engagement für die gefiederten Tiere kam sie zufällig. Vor zwei Jahren war das. „Meine Tochter hatte eine verletzte Taube gefunden – und da habe ich angefangen, mich mit der Lage der Tiere zu befassen“, erklärt sie. Oft wird sie in der Stadt angefeindet, wenn sie sich um die Tauben kümmert. „Bescheuert“ ist noch eines der weniger schlimmen Schimpfwörter. „Die Menschen fragen nicht einmal, was ich da mache, sondern glauben, dass ich die Tauben schlicht füttere.“ Kann sie die Fäden gleich entwirren, setzt sie die Tiere auch gleich wieder frei.
Was sie sich wünscht? Mehr Achtsamkeit für die Tauben und einen Taubenturm. „Und dass endlich diese Klischees aufhören, dass zum Beispiel Tauben Krankheiten übertragen.“ Michaela Harbord will die Augen vor dem Elend der Tiere auch weiterhin nicht verschließen.