Hattingen. Spezialdrohnen machen Aufnahmen vom Gelände einer Bochumer Kleinzeche – für ein Jugend-forscht-Projekt von Hattinger Schülern. Die Details:
Natürlich gehen Benedikt Küper und Lennard Leupold an diesem Morgen auch noch unter Tage. Bei einer Begehung des alten Hauptstollens der ehemaligen Bochumer Kleinzeche „Vereinigte Pfingstblume“ an der Stadtgrenze zu Hattingen gewinnen die beiden Oberstufenschüler des Gymnasiums Holthausen persönliche Einblicke in die Welt des Bergbaus. Zwecks besseren Verständnisses für ein Projekt, an dem sie derzeit arbeiten: Mithilfe von Luftbildern von dem einstigen Bergbaugebiet, aufgenommen von Spezialdrohnen, wollen sie mehr über die Geologie des Untergrunds erfahren.
Aufnahmen von Spezialdrohnen
Welche Spuren hinterlässt der Bergbau auch heute noch in unserer Umwelt? Was ist im Untergrund los? Auf Fragen wie diese sollen die von den besondere Fluggeräten aufgenommenen Bilder den angehenden Abiturienten Antwort geben. Unter der fachkundigen Anleitung von Prof Dr. Tobias Rudolph, Geomonitoring-Experte der Technischen Hochschule Georg Agricola, werten die zwei in den nächsten Tagen und Wochen die Aufnahmen aus, die Spezialdrohnen über den oberflächennahen Stollen und Strecken von „Vereinigte Pfingstblume“ aus dem 19. Jahrhundert aufgenommen haben.
Eine Drohne zeichnet rund 500 Einzelbilder auf, aus denen nach und nach ein großes Luftbild mit vielen Informationen entsteht, eine zweite liefert thermale Aufnahmen, eine dritte (deren Einsatz wegen des Nebels um einige Tage verschoben werden musste) so genannte „Falschfarbenbilder“. Mit diesen, erläutert Rudolph, lassen sich schon sehr frühzeitig Umweltveränderungen ermitteln – an der Blattfarbe von Pflanzen. Solche Vegetationsdefekte, so der Experte vom Forschungszentrum Nachbergbau, könnten etwa frühzeitige Hinweise auf drohende Tagesbrüche geben.
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Rudolph kennt sich aus mit den Umwelteinflüssen, die der teils jahrhundertelange Kohleabbau in der Region hinterlassen hat. An Stellen wie der Kleinzeche „Vereinigte Pfingstblume“ lägen die alten Stollen und Strecken oft nur wenige Meter unter der Erde, zusätzlich wirkten sich Wasser- und Gebirgsdruck auf die Statik aus. „Diese Bereiche müssen daher ständig auf ihre Standsicherheit hin kontrolliert werden.“
Seit rund zweieinhalb Jahren setzen Rudolph und sein Team hierbei auf die Technik des Geomonitoring mithilfe von Drohnen und Satelliten. Der Kontakt zu Benedikt Küper und Lennard Leupold entstand bei einer Veranstaltung des Bergbauvereins Bochum, mit dem das Gymnasium Holthausen seit gut einem Jahr zu Bergbauthemen arbeitet. „Im Unterricht beschäftigen wir uns mit Interviews von alten Bergleuten oder erfahren in Filmen, wie es früher war“, sagt Benedikt Küper. „Doch in diesem Projekt wollten wir den Bergbau einmal anders betrachten, zeigen, welche Einflüsse der Bergbau auch heute noch hat.“
Ein Tagesbruch droht vor Ort derzeit nicht
Ihre Erkenntnisse stellen die Oberstufenschüler dann im kommenden Februar bei „Jugend forscht“ vor, bis dato indes haben sie noch einiges zu tun. Noch am Montag (6.12.) legten sie denn auch mit der Auswertung der Aufnahmen vom Gelände „Vereinigte Pfingstrose“ los, zusammen mit Tobias Rudolph. Ein erstes ganz frisches Forschungsergebnis: Ein Tagesbruch droht vor Ort derzeit nicht. Nun geht es an die Detailauswertung, zudem werden die Drohnenbilder in Google-Earth eingepflegt und können somit koordinatengetreu verortet und mit historischen Karten verglichen werden.
Jugend forscht
Das Gymnasium Holthausen beteiligt sich schon seit 2006 regelmäßig an „Jugend forscht“, dem wohl bekanntesten Schüler- und Jugendwettbewerb in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik in Deutschland.
Dieses Mal sind wieder rund 30 Schülerinnen und Schüler aus Hattingen vertreten.
Die Technische Hochschule Georg Agricola unterstützt Vorhaben für diesen Wettbewerb mit ihrem hochschuleigenen Programm „PepperMINT“, das digitale Unterstützungskurse und Förderung in den MINT-Fächern bietet.
Womöglich finden Benedikt Küper und Lennard Leupold dabei sogar bislang noch nicht verzeichnete Ein- und Ausgänge der „Pfingstblume“. „Cool“ fänden die zwei das allemal, wie sie ihre Projekt-Erfahrungen bisher auch insgesamt begeistern – Unter-Tage-Tour wenige Meter unter der Erdoberfläche inklusive. Zwar fanden die zwei es dort unten „etwas enger als erwartet“, aber ansonsten „sehr spannend“. Und lehrreich: „Jetzt“, sagt Lennard Leupold, „kann ich mir zudem viel besser vorstellen, woran wir bei dem Jugend-forscht-Projekt eigentlich konkret arbeiten.“