Bochum. Die THGA Bochum erhält eine Drohne, die Umweltveränderungen aus der Luft aufspürt. Ein Spektrometer hilft, neuartige Kunststoffe zu entwickeln.
Perspektivwechsel: Das gehört an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum, an der die angewandte Forschung im Mittelpunkt steht, dazu. Mal gehen die Wissenschaftler ganz nah heran – mal betrachten sie die Dinge auf Abstand, um frische Erkenntnisse zu gewinnen. Neues Equipment das nun erleichtern.
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Ein Raman-Spektrometer ermöglicht es den Materialwissenschaftlern künftig, Alterungsprozesse von Kunststoffen und Metallen hochauflösend mit Lasertechnik zu erforschen. Eine neue Drohne mit speziellen Sensoren spürt Umweltveränderungen aus der Vogelperspektive auf. Gefördert werden die Neuanschaffungen an der THGA durch das Programm „FH Basis“ des Kultur- und Wissenschaftsministeriums NRW.
Hightech-Drohne der THGA soll Vegetationsdefekte ausfindig machen
„Um zu verstehen, was unter unseren Füßen passiert, müssen wir viele Informationen miteinander kombinieren – wie bei einem Puzzle“, erklärt Geologe Prof. Tobias Rudolph. An der THGA nutzt er Satellitendaten, ebenso wie Luftaufnahmen, historische Karten oder Bodenproben, um Veränderungen im Untergrund auf die Spur zu kommen. „Pflanzen reagieren zum Beispiel sensibel auf schnelle Bodenbewegungen, weil sie dann plötzlich nasse Füße bekommen und die Blätter dadurch braun werden“, erklärt Rudolph. Vegetationsdefekte kann die neue Hightech-Drohne aus der Luft ausfindig machen.
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Im Bereich Materialwissenschaften kommen wiederum ganz andere Instrumente zum Einsatz, um Veränderungen aufzuspüren. Prof. Michael Prange erforscht, wie Materialien altern. Auch er kombiniert viele Methoden, um die Prozesse im Detail zu verstehen, die in Kunststoffen oder Metallen vor sich gehen – wie sich Rost ausbreitet oder Plastik zerfällt. Mit dem neuen Raman-Spektrometer, das nun an der THGA angeschafft wird, können solche Phänomene mittels Laserlicht vertieft erforscht werden. „Vereinfacht gesagt, zeigt uns das Licht, wo das Material Schäden hat“, erklärt Prof. Prange. „Damit können wir die Untersuchung von Antikorrosionsbeschichtungen verbessern.“
Ein Weg, Plastikmüllberge abzutragen?
So lassen sich die Hinterlassenschaften der Industriekultur wie Fördertürme oder Hochöfen ebenso auf Rost untersuchen wie Oldtimer. „Bestenfalls kann der Zerfall so nicht nur verlangsamt, sondern ganz gestoppt werden“, sagt Prange. Die Erkenntnisse sollen auch helfen, neuartige Kunststoffe zu entwickeln, die sehr schnell und viel besser als bisher verrotten. „Vielleicht ein Weg, den Plastikmüllberg auf der Welt etwas abzutragen“, hofft der Forscher.
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