Hattingen. Ein Unwetter mit Starkregen hat am Dienstagabend in Hattingen gewütet. Nun wird sichtbar, welche Schäden es hinterlassen hat.

Zwei Tage nach dem verheerenden Unwetter werden langsam die Schäden sichtbar, die der Starkregen in Hattingen hinterlassen hat. Besonders getroffen hat es dabei die Altstadt und Südstadt.

Wasser kam aus den Toiletten in Hattingen

Im Restaurant „Fachwerk“ am Untermarkt drückte sich das Wasser am Dienstagabend aus den Toiletten im Keller des Hauses. An den Wänden ist die Höhe des Wasserstands auch zwei Tage später noch zu erkennen, gut einen halben Meter über dem Boden. Und auch im Heizungskeller kam das Wasser aus dem Abfluss hoch, lief von hier ins Lager. „2500 Liter Wasser hat die Feuerwehr abgepumpt, ein bisschen wir selber und auch eine Firma“, berichtet Restaurantbetreiber Semi Hassine. „Es ist das vierte oder fünfte Mal jetzt“, blickt er auf die vergangenen zehn Jahre zurück, „aber so hoch stand das Wasser noch nie.“

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Die Dinge aus dem Lager finden sich nun im Gastraum, das Restaurant muss vorerst geschlossen bleiben – mindestens bis Montag. Besonders bitter: Erst am 11. Juni hatte Hassine nach der Corona-Pause wieder geöffnet.

DLRG-Rettungswache wird von Schlammlawine überrollt

An der Isenbergstraße hat es die Rettungswache der DLRG besonders hart erwischt. Zwar war es auch hier nicht das erste Mal, dass Starkregen zu Überschwemmungen geführt hat, „aber bis dato hat es nie solche Auswirkungen gehabt“, sagt Robert Schreyer, zweiter Vorsitzender des Vereins.

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Die Wassermassen, die vom Isenberg und aus dem Schulenbergwald herunterliefen, trugen Schlammmassen in Richtung Rettungswache, wo sie als Schlammlawine die Bootshalle und das Lager der Wache überfluteten. Dem zum Opfer fielen – neben diversen Werkzeugen, Rettungsgeräten, der Einsatzkleidung und einem Quad – auch die mitten in der Renovierung befindlichen Sanitäranlagen.

Auch Anwohner kämpften gegen die Wassermassen

Und auch in der Südstadt kämpften die Anlieger mit den Wassermassen. „Das kam innerhalb von ein paar Minuten“, berichtet Anwohnerin Alexandra Hill – und zwar aus dem Garten durch die geschlossenen Fenster in den Keller, „wie ein Wasserfall in den Bergen.“ Wandvertäfelung und Sauna – beides aus Holz – haben das nicht schadlos überstanden.

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Um gegen solche Starkregenereignisse künftig besser gewappnet zu sein gibt es bei der Stadt Hattingen zwei Ansätze, wie Melanie Jagusch, stellvertretende Leiterin der Stadtbetriebe und zuständig für die Abwasserbeseitigung, erläutert.

Größere Kanäle und Überflutungsberechnungen

So gebe es schon seit mehreren Jahren die Planung, größere Kanäle und eine andere Leitungsführung zu bauen. Konkret ist ein großer Kanal im Bereich des Gewerbegebiets Kreisstraße angedacht, der wie ein Bypass wirken soll und der – so sagt Jagusch – auch bei dem Unwetter am Dienstagabend für merkliche Entlastung des Kanalnetzes gesorgt hätte. Bislang konnte das Projekt aber nicht umgesetzt werden, weil noch mit einem privaten Grundstückseigner verhandelt wird.

Hinzu kommen sogenannte „Überflutungsberechnungen“, die aktuell verstärkt für die Stadt Hattingen erstellt werden. Dabei geht es um die Frage, wo entlang das Wasser fließt, wenn die Kanäle es nicht mehr aufnehmen können. Wisse man das, könne man versuchen es umzuleiten: „Wir können natürlich nicht die ganze Gefällesituation in der Altstadt umdrehen“, so Jagusch weiter. Jedoch könne man versuchen, die Stadt so zu bauen, dass das Wasser auf Ausweichflächen fließt, anstatt in Keller. Das funktioniere am besten in Neubaugebieten, weil es dort von vornherein mitgeplant wird.

Wenn das Wasser kommt

Gegen drohende Überflutungen können sich auch Hauseigentümer schützen, sagt Melanie Jagusch von den Stadtbetrieben.

Komme das Wasser durch den Keller, müsse für Rückstausicherung gesorgt werden. Liefe es von der Straße in die Kellerfenster, könne dem baulich – etwa durch erhöhte Umrandungen – entgegengewirkt werden.