Hattingen. Bei der Bewertung der fahrradfreundlichsten Stadt 2020 belegt Hattingen erneut einen hinteren Platz. Wo es Nachholbedarf gibt.
So schlecht wie diesmal hat Hattingen beim bundesweiten Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) noch nie abgeschnitten: Gerade mal die Schulnote 4,4 gibt es in Sachen Fahrradfreundlichkeit als Gesamtnote, das reichte unter den bundesweit 110 teilnehmenden Städten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern nur zu Rang 97 – eine Verschlechterung um zehn Plätze und 0,1 Punkte gegenüber der Umfrage von 2018. Die Reaktion von Robert Dedden, Sprecher des örtlichen ADFC, fällt dementsprechend ernüchtert aus.
ADFC Hattingen fordert flächendeckenden Ausbau des Radwegenetzes
Die Corona-Zeit habe viele Menschen neu aufs Rad gelockt – „und wir wollen, dass sich auch die Neuaufsteiger auf dem Rad wohl und sicher fühlen. Leider ist das in Hattingen nicht der Fall“. Der ADFC Hattingen, so Dedden, fordere daher umso mehr „den flächendeckenden Ausbau des Radwegenetzes“.
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Schon mit kleineren Maßnahmen ließe sich die Situation für Radfahrer hier dabei deutlich verbessern, betont er. Und nennt als Beispiele eine verstärkte Falschparkerkontrolle von Pkw auf Radwegen (Note 4,8) oder auch fahrradfreundliche Lösungen an Baustellen (4,9). „Das reicht aber nicht. Die Menschen in Hattingen wollen Straßen, die einladend zum Radfahren sind. Dafür brauchen wir ein durchgängiges Netz an guten Radwegen.“
Für die „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ gab es nur die Note 4,4
Zwar habe sich die Stadt inzwischen auf den Weg gemacht, radfreundlicher zu werden, dennoch vergaben die 175 an der – nicht repräsentativen – Umfrage Teilnehmenden für die „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ nur die Note 4,4. Was Dedden unter anderem auch darauf zurückführt, „dass von den in den letzten Jahren geplanten und diskutierten baulichen Maßnahmen für die Radfahrenden – etwa an der Reschop-Kreuzung – noch nicht viel bis gar nichts zu sehen ist. Auf dem Papier der Baupläne kann man nicht Fahrrad fahren“.
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In ganz Hattingen etwa gebe es zudem bis heute „keinen einzigen Meter reinen Radweg, auf dem Fahrradfahrende sicher, ohne Auto- oder Fußverkehr, fahren können“. Dabei böten sich beispielsweise sowohl der Standstreifen der Blankensteiner Straße als auch der auf der Kosterbrücke dafür bestens an, appelliert er an eine Lösungsfindung in Absprache mit dem Landesbetrieb Straßen NRW.
Noch vergleichsweise gut bewerten die Hattinger, dass es in der Stadt kaum Raddiebstähle gebe (Note 3,4), aber auch die Wegweisung für Radfahrer sowie die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (jeweils 3,5).
Besonders negativ bewertet: Radweg-Reinigung und Winterdienst auf Radwegen
Besonders negativ beurteilen sie dagegen die Reinigung der Radwege, den Winterdienst auf Radwegen (jeweils 4,9), die Breite der Radwege, die Ampelschaltungen für Radfahrer (jeweils 5,0) und das Angebot an öffentlichen Leihfahrrädern (5,1). Noch schlechter weg, mit der Note 5,5, kommt Hattingen bei der Bewertung von „handfesten Signalen für mehr Fahrradfreundlichkeit während der Coronazeit“.
Das schwache Abschneiden Hattingens beim Fahrradklima-Test 2020 stellt unterdessen auch Baudezernent Jens Hendrix nicht zufrieden. „Leider haben wir uns gegenüber 2018 nicht verbessert“, sagt er. Obwohl in letzter Zeit in Hattingen ja insbesondere viele kleinere Maßnahmen für Radler umgesetzt worden seien – wie die Freigabe von Einbahnstraßen und Teilen der Fußgängerzone. Und trotz etlicher weiterer geplanter Maßnahmen für Radler – beispielsweise die Anbindung des Leinpfads an die Ruhrbrücke. Die Stadt, so Hendrix, sei aber dennoch „froh, dass wir durch den Fahrradklima-Test ein gutes Feedback darüber erhalten, wo Radler für sich in Hattingen die Probleme sehen“.
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