Hattingen. Auf ein geteiltes Echo stoßen in Hattingen die Minister-Pläne zur Verschärfung der Straßenverkehrsordnung. Aber nicht alles sei schlecht.

Dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) geht die Änderung der Straßenverkehrsordnung, wie sie von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geplant ist, nicht weit genug. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nur ein sehr kleiner Schritt“, sagt die Vorsitzende des ADFC-Kreisverbandes EN, Susanne Rühl. Dem pflichtet Hattingens ADFC-Sprecher Robert Dedden im Kern bei.

Ohne Kontrolle bringen härtere Strafen auch nicht

Höhere Bußgelder etwa für Falschparker in zweiter Reihe seien richtig, aber „sie reichen bei weitem nicht aus, um das Radfahren sicherer zu machen“, betont Rühl. Und Dedden erklärt: Grundsätzlich seien höhere Verkehrsbußgelder zwar das richtige Signal, „aber ohne Kontrolle bringen härtere Strafen eben auch nichts“.

Und genau hier sieht Dedden Probleme für die Praxis - wie übrigens auch Peter Hupperich, der Sprecher der Initiative „Pro Rad“. Schon jetzt habe er schließlich das Gefühl, das Verkehrsvergehen zu selten geahndet würden, so Hupperich.

Für eine nachhaltige und radfahrfreundliche Verkehrspolitik, betonen er wie Dedden, seien überdies weniger höhere Verkehrs-Bußgelder, als vielmehr „ein großes Umdenken erforderlich“. Die Interessen von Radfahrern müssten bei der Straßenplanung stets mitgedacht werden. Zumal „das Auto auf Dauer einfach nicht mehr das wichtigste Verkehrsmittel sein kann“, so Dedden.

DIesen Randstreifen auf der Koster Brücke zu einem echten Radweg umzuwidmen, nennt Robert Dedden, Sprecher des ADFC Hattingen, eine radfahrerfreundliche Verkehrslösung.
DIesen Randstreifen auf der Koster Brücke zu einem echten Radweg umzuwidmen, nennt Robert Dedden, Sprecher des ADFC Hattingen, eine radfahrerfreundliche Verkehrslösung. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dedden nennt Beispiele für radfahrerfreundliche Verkehrslösungen

Zwei Beispiele für radfahrerfreundliche Verkehrslösungen vor Ort fallen dem Hattinger ADFC-Sprecher dabei spontan ein: So könne man die Randstreifen der Blankensteiner Straße zwischen Welper und Innenstadt zu echten Radwegen umwidmen, gleiches gelte für die Kosterbrücke.

Lob für den „Grünen Pfeil“ für Radfahrer

Für eine gute Idee halten sowohl „Pro Rad“-Mann Hupperich, als auch die ADFC-Vertreter Rühl wie Dedden derweil einen von Minister Scheuer geplanten „grünen Pfeil“ für nach rechts abbiegende Radfahrer.

Man müsse zwar „im Einzelfall prüfen“, wo ein solcher Sinn mache, sagt Dedden. Hat aber auch hier bereits einen Vorschlag für seine Heimatstadt parat: „Am Ende der Straße am Walzwerk, wo man nach rechts auf die Hüttenstraße gen Kosterbrücke Richtung Stiepel abbiegen kann, würde diese Verkehrsregelung für Radfahrer Sinn machen.“

Zu diesem konkreten Vorschlag des Hattinger ADFC-Sprechers äußert sich Baudezernent Jens Hendrix zwar nicht, „grundsätzlich finde ich einen grünen Pfeil für Radfahrer aber sinnhaft“.

Baudezernent: Eine Reihe guter Vorschläge

Überhaupt begrüßt Hendrix, dass Bundesverkehrsminister Scheuer „eine Reihe guter Vorschläge gemacht hat“. Höhere Bußgelder etwa fürs Parken. Diese könnten auch in Hattingen zu mehr Verkehrssicherheit beitragen – gerade auch, weil sie eine „abschreckende Wirkung“ hätten. Zudem förderten sie das Problembewusstsein für andere Gruppen von Verkehrsteilnehmern. Auch die Abschaffung der Drei-Minuten-Regel – kurzes Halten auf dem Schutzstreifen – bewertet Hendrix positiv, gerade weil versperrte Wege infolge von Paketdiensten zunehmend zu Konflikten führten.

http://Hier_gibt_es_mehr_Artikel,_Bilder_und_Videos_aus_Hattingen{esc#225920777}[teaser]Dennoch, so Hendrix, müsse man die geplanten Änderungen von Minister Scheuer sehr differenziert betrachten, und nicht alles halte er für gut – etwa die Öffnung von Busspuren für Autos mit drei oder mehr Insassen oder auch für E-Scooter. „Das könnte im Alltag zu großen Problemen führen.“ Und wer schließlich, merkt er an, wolle die korrekte Nutzung kontrollieren?