HATTIngen. . Bei der Bewertung der fahrradfreundlichsten Stadt 2018 landet Hattingen weit hinten. Hier erfahren Sie, welche Noten Bürger wofür vergeben haben.

Äußerst mäßige Noten bekommt Hattingen beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018, dessen Ergebnisse jetzt vorgestellt wurden. Die Stadt landet bei der Bewertung der fahrradfreundlichsten Städte im unteren Mittelfeld vergleichbarer Orte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern: Gerade mal Platz 87 von 106. „Es bleibt noch sehr viel zu tun“, sagt Robert Dedden vom ADFC. Hattingen fange jetzt erst an, das Thema in den Vordergrund zu rücken.

Immerhin haben bei der Befragung im Vorjahr 132 Hattinger mitgemacht, 50 hätten es lediglich sein müssen. Dass die Fahrradfreundlichkeit 2014 mit der Schulnote 3,2 beurteilt wurde, es 2016 eine 4,2 gab und 2018 die Note 4,3, ordnet Dedden dem größeren Bewusstsein zu, das die Menschen dem Thema jetzt beimessen. Daher seien die Ansprüche höher geworden.

Positiv: kaum Raddiebstähle

Positiv sei, so die Beurteilung insgesamt, dass es kaum Raddiebstähle gebe, dass häufige und positive Medienberichte erschienen und dass man Räder in öffentlichen Verkehrsmitteln mitnehmen könne.

Besonders negativ beurteilten die Radler aber, dass es kaum Winterdienst auf Radwegen gebe, es kein oder nur ein geringes Angebot öffentlicher Leihfahrräder gebe und dass nur wenige Einbahnstraßen für Radler geöffnet seien.

Ein Ziel sind Räder von Metropolrad Ruhr zur jederzeitigen Ausleihe

Robert Dedden, Vorstandsmitglied des ADFC-Kreisverbands Ennepe-Ruhr.
Robert Dedden, Vorstandsmitglied des ADFC-Kreisverbands Ennepe-Ruhr. © Manfred Sander

Dedden erklärt, dass es ihm ein großes Anliegen sei, Räder von Metropolrad Ruhr nach Hattingen zu bekommen, die man dann zu jeder Zeit ausleihen könne. „Aber dafür braucht man einen Partner, so etwas kann man nicht einfach mal eben in die Stadt holen.“

Manche Ergebnisse seien wirklich erbärmlich, räumt Dedden ein und kann das aus eigener Radler-Erfahrung nachvollziehen. So bekam Hattingen für die Führung an Baustellen eine glatte 5. Man müsste doch als Radler bei Baustellen aufgezeigt bekommen, wo man herfahren kann. Stattdessen sei immer nur ein Hinweisschild da, dass Fahrradfahrer absteigen sollten. Manchmal sei das gar nicht nötig.

Ampelschaltungen für Radfahrer fielen komplett durch

Auch Ampelschaltungen für Radfahrer fielen komplett durch. „Ich kann mich an keine Ampel erinnern, die speziell Radlern gewidmet wäre“, sagt Dedden. Die Konflikte mit Fußgängern wurden mit der Note 3,8 bewertet – und damit verhältnismäßig moderat. Anders sieht es bei Konflikten mit Autos aus, da gab es die Note 4,2.

Zusatzfragen konnten in Sachen Familienfreundlichkeit abgegeben werden. Auf die Frage, ob es unterstützt wird, dass Kinder mit dem Rad zur Schule fahren, etwa durch Rad-Schulwegpläne, war die Antwort: Es werde davon abgeraten, mit dem Rad zur Schule zu fahren. Auch hier gab’s die Note 5.

KONKRETE VORSCHLÄGE FÜR SICHERES RADFAHREN

Eine ganze Reihe an Kommentaren von Hattinger Radlern liegt der Studie bei. So beklagt einer, dass es an der größten Kreuzung (am Reschop Carré) keine vernünftige Möglichkeit gebe, von Süden in die Stadt zu kommen. Auch der Ausbau von abgetrennten Radstreifen vom Autoverkehr mit aufgemalten Radsymbolen wird gefordert.

Insbesondere auf dem Weg zur Innenstadt am Kreuzungsbereich Martin-Luther-/August Bebel-Straße und Martin-Luther-Straße/Bruchstraße sei ein durchgehender Radstreifen in Richtung Innenstadt zur Sicherheit der Radler erforderlich, betont ein Hattinger.

Auch dass bei der Verkehrsplanung Radfahrer keine größere Rolle spielten, wurde beklagt. Allgemein wird der Zustand der Radwege angeprangert. Ein Radler erklärt, das Freizeitradeln in der Stadt sei ganz angenehm, das Erreichen von Zielen innerhalb der Stadt und der Stadtteile jedoch unbequem und gefährlich.

Gerade auf der Blankensteiner und Sprockhöveler Straße zu radeln, sei gefahrvoll, weil es da überhaupt keinen Radweg gebe. Die Forderung von mehr Radwegen innerhalb der Stadt kommt gleich von mehreren Seiten.

Robert Dedden vom ADFC kennt die Forderungen der Radfahrer und kann sie in der Regel nur unterstützen. „Man kann nicht darauf hoffen, dass sich von heute auf morgen etwas ändert. Man muss immer wieder darauf hinweisen, dass Radler berechtigte Forderungen haben. Es braucht eben einen langen Atem“, ist seine langjährige Erfahrung.