Hattingen. Die Fridays-for-Future-Bewegung in Hattingen löst sich auf. Ihre Spur verliert sich auf Erotikseiten in einer öffentlichen Whatsapp-Gruppe.

Zweimal sind sie für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Am 20. September und 29. November 2019 haben, angeführt von Jugendlichen, Hattingerinnen und Hattinger aller Altersgruppen Seite an Seite für konsequente Maßnahmen in Sachen Weltklima demonstriert. „Fridays for Future“ hieß das damals und war eine weltweite Bewegung. „Oldies for Future“ schlossen sich an. „Together for Future“ nannte man sich später. Dann ging ein Riss durch die bunte Aktivisten-Truppe. Jetzt hat sie sich aufgelöst.

Der Schüler Richard Jost wollte Mitglied bei der Fridays-for-Future-Bewegung in Hattingen werden. Deshalb ist er unter dem Namen Richard Mille der öffentlichen Whatsapp-Gruppe beigetreten, in der zuletzt noch 19 Teilnehmer vernetzt waren. Die Gruppe ist allerdings schon seit einiger Zeit inaktiv.

Grund genug für einen Wechsel

Aktiv sind in dem öffentlichen Chat offenbar nur noch Teilnehmer, die Erotikseiten dort verlinken. „Das kann passieren, da jeder der Gruppe unkontrolliert beitreten kann“, erläutert Richard Jost.

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Für ihn ist der Niedergang der Hattinger Fridays-for-Future-Bewegung Grund genug, sich mittlerweile bei der Linksjugend Solid zu engagieren, einer der Partei Die Linke nahe stehenden Jugendorganisation. „Im Zuge der Klimabewegung habe ich mich mit deren Politik auseinandergesetzt und festgestellt, dass die Umwelt- und Klimathemen mich dort ansprechen“, sagt Jost.

Mehr als jeden Freitag auf der Straße

Auch ein weiterer Klima-Aktivist und ehemaliger Mitgestalter der Aktionen im Jahr 2019 hat sich inzwischen umorientiert. Felix Hampel war seinerzeit als Vertreter des Jugendparlaments an den Vorbereitungen der Demos beteiligt.

„Eine tolle Sache“, erinnert sich der Schüler. Aber die Zeiten hätten sich geändert. „Ich habe gemerkt, dass ich in der parlamentarischen Politik mehr erreichen kann, als jeden Freitag auf der Straße.“

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Das Jugendparlament der Stadt Hattingen sei bemerkenswert aktiv. „Wir nehmen an Sitzungen teil und haben dort sogar Rederecht“, sagt Hampel stolz. Und auch parteipolitisch ist er inzwischen als Mandatsträger unterwegs. Im CDU-Ortsverband Holthausen arbeitet der 18-Jährige als stellvertretender Vorsitzender mit. Sein Chef heißt Marcel Zok und ist 23.

„Die Umwelt rette ich nicht über Sprüche“

Den Anfang vom Ende der Fridays-for-Future-Bewegung in Hattingen hatte im Spätherbst 2019 eine Fahne markiert. Jakobus Fröhlich hatte sie bei beiden Demonstrationen hochgehalten. Er ist das Hattinger Gesicht der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands und fand an seinem Aufruf „Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft – MLPD“ nichts Schlimmes.

„Die Umwelt rette ich nicht über Sprüche, sondern über politisches Handeln“, sagte Fröhlich. „Die Parteien müssen sich zeigen.“

Aus der Zerreißprobe wurde eine Trennung

Das sahen viele Klima-Aktivisten damals anders. „MLPD-Parteisymbolik hat auf öffentlichen Umwelt-Veranstaltungen nichts zu suchen“, lautete der Vorwurf. Aus der Zerreißprobe wurde eine Trennung. Die MLPD wurde aus den Reihen der Bewegung ausgeschlossen.

Zunächst war noch von einem Neuanfang die Rede. Dann hörte man nichts mehr von den Freitagsdemonstranten. Und jetzt verliert sich ihre Spur auf Erotikseiten im Internet.

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