Hattingen. Die Future-Bewegung steht in Hattingen vor einer Zerreißprobe. Die Gruppen streiten über die Rolle der politische Parteien beim Klimaprotest.

Zweimal sind sie für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Am 20. September und 29. November haben Hattingerinnen und Hattinger aller Altersgruppen Seite an Seite für konsequentere Maßnahmen in Sachen Weltklima demonstriert. Jetzt ist die bunte Gemeinschaft tief gespalten. Die Bewegung steht vor einer Zerreißprobe.

Mitglieder des Jugendparlaments hatten die weltweite „Fridays for Future“-Welle in Hattingen aufgegriffen. „Oldies for Future“ schlossen sich an. „Together for Future“ nennt sich die Gruppe aktuell. Ein bunter Zusammenschluss Gleichgesinnter, die sich dem großen Ziel verpflichtet fühlen und mit den beiden Demonstrationen eigentlich zufrieden sind.

Eigentlich. Denn die „Fridays for Future“-Gruppe hat Probleme mit einer Parteifahne. Jakobus Fröhlich hat sie bei beiden Demos hochgehalten. Der bekennende Marxist ist das Hattinger Gesicht der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) und findet an seinem Aufruf „Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft – MLPD“ nicht Schlimmes. „Die Umwelt rette ich nicht über Sprüche, sondern über politisches Handeln“, sagt Fröhlich. „Die Parteien müssen sich zeigen.“

„MLPD-Parteisymbolik hat auf öffentlichen Umwelt-Veranstaltungen nichts zu suchen“

Das sehen die „Fridays for Future“-Aktivisten völlig anders. Sie haben für sich beschlossen, dass „alle Angehörigen der MLPD mit sofortiger Wirkung von allen Aktivitäten ausgeschlossen werden“. Da die Klimabewegung auf dem Boden der Verfassung stehe, sei eine Mitgliedschaft in extremen oder verfassungsfeindlichen Parteien mit einer Aktivität bei „Fridays for Future“ nicht zu vereinbaren, heißt es weiter.

Martin Klingender moderiert die Treffen und Veranstaltungen der Gruppe „Together for Future“
Martin Klingender moderiert die Treffen und Veranstaltungen der Gruppe „Together for Future“ © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

MLPD-Parteisymbolik habe auf öffentlichen Umwelt-Veranstaltungen nichts zu suchen, sagen die jungen Aktivisten. „Zwar sind bei uns grundsätzlich alle willkommen, aber unsere Offenheit hat Grenzen, und die sind in diesem Fall deutlich überschritten“, meint die Schülerin Johanna Finkeldey.

„Wir sollten gemeinsam handeln und Trennendes vergessen“

Martin Klingender sieht das völlig anders. Er ist in der interkulturellen Arbeit und beim Projekt „Demokratie leben“ aktiv und kümmert sich als Moderator um die Umweltgruppe „Together for Future“.

„Meine Meinung ist: Das Thema Umwelt muss uns einen. Wir sollten gemeinsam handeln und Trennendes vergessen. Zur Umsetzung des Klimaschutzes brauchen wir die politischen Parteien.“

Deswegen habe er auch kein Verständnis dafür, „dass Aktive von ,Fridays for Future’ zusammen mit SPD-Mitgliedern schon nach der ersten Demonstration im Oktober massive Hetze gegen die MLPD betrieben haben“. Keiner der Vorwürfe habe irgendetwas mit der Umweltinitiative oder mit realen Vorkommnissen zu tun gehabt, schreibt Klingender in einem Brief an die Umweltgruppe „Together for Future“.

Im Januar soll es ein weiteres Treffen geben

An das Treffen nach der Demo am 29. November hat er ebenfalls eine andere Erinnerung als die Jungaktivisten. „Die haben die Gemeinschaft gespalten und auf Regeln gepocht, die wir gar nicht aufgestellt haben.“ Als die Versammlung eskalierte, seien fünf der 20 Teilnehmer gegangen, darunter die Vertreter von „Fridays for Future“.

Martin Klingender will für Januar zu einem weiteren Treffen einladen, um zu sehen, wie es weitergeht. „Alle sind willkommen“, sagt der Moderator, „nur die AfD nicht“.