Hattingen. Ruhig ist es in Hattingens Innenstadt fast sieben Wochen nach Beginn des zweiten großen Lockdowns. Was Kunden und Händler zur Lage sagen.

Fast sieben Wochen sind vergangen seit Beginn des zweiten großen Lockdowns in Hattingen, ruhig ist es in der Innenstadt an diesem Montagmorgen, kurz nach zehn. Die einzige - kleine - Schlange hat sich vor einer Apotheke auf der Großen Weilstraße gebildet, wo Wartende Medikamente abholen wollen; und FFP2-Masken kaufen. Derweil werben einige Meter weiter geschlossene Einzelhandelsläden mit Schildern im Schaufenster zur Kontaktaufnahme per Anruf, Whatsapp, Internet um Kunden. Um den Lockdown für sie nicht zum Fiasko geraten zu lassen.

"Kein Umsatz, aber die Kosten laufen weiter"

So nennt den Lockdown etwa Mechthild Lüttgen, Mitinhaberin des Juweliergeschäftes Lüttgen. "Wir haben keinen Umsatz, aber die Kosten laufen weiter", sagt sie. "Das ist doch eine Katastrophe." Zumal es die vom Staat versprochenen Hilfen für viele Händler gar nicht gebe, da sie an enorm hohe Bedingungen geknüpft seien. Lüttgen sagt, sie und ihr Team versuchten dennoch, zumindest weiterhin für die Stammkunden da zu sein, hier ein Schmuckstück aus dem Schaufenster zu verkaufen, dort eine Uhr zu reparieren.

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Karl-Heinz Fischer hat diesen Service gerade genutzt, an der Ladentür des Juweliergeschäftes hat er - mit Maske - ein Geburtstagsgeschenk für seine Frau Mechthild gekauft. Wie ihr Mann, so ist auch sie froh, dass einige Einzelhändler die Eingangstüren ihrer eigentlich geschlossenen Läden zumindest als Abholstellen für online oder per Telefon bestellte Waren öffnen.

Durch das in NRW erlaubte „Click and Collect“-Prinzip hat sie in der Mayerschen ein zu Weihnachten verschenktes Buch umtauschen können. "Ganz gut angenommen", sagt Mitarbeiterin Michaela Schaefers, werde der "Click-and-Collect“-Service der Mayerschen. "Die Kunden sind dafür dankbar."

Besonders gefragt: Druckerpatronen und FFP2-Masken

Auch bei Saturn im Reschop Carré werde auf diese Weise einiges an Ware verkauft, so ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen möchte. Besonders gefragt seien derzeit Druckerpatronen und - FFP2-Masken.

Andrea Kehry-Rudolph von der "Potteery" hat derweil nach einem guten "Click-and-Collect“-Geschäft in den Vorweihnachtstagen im Januar "einen deutlichen Einbruch von etwa 50 Prozent" registriert, auch der seit November bestehende Online-Shop habe dies nur teilweise auffangen können.

Anderen Händlern scheint es noch schlimmer zu gehen. So etwa sagt Arnulf Hilpert, er habe seinem Mieter, dem Euroshop auf der Heggerstraße, auf dessen Bitte hin zurzeit 50 Prozent der Miete erlassen. Und seine Frau Heidi Hilpert, als Kosmetikerin von der Lockdown-Schließung auch persönlich betroffen, nennt die Auswirkungen von Corona wie bereits Juwelierin Mechthild Lüttgen "eine Katastrophe".

Zumindest einmal wieder mit Blicken shoppen

Der Montag nähert sich dem Mittag, Passanten kaufen Lebensmittel und Blumen, lassen bei ihrem Optiker Brillen richten oder vertreiben sich wie der Bochumer Dennis Scherhag und seine Kinder Pia (3) und Jannik (4) mit der Betrachtung der alten Schieferhäuser in der Altstadt die Corona-Langeweile. Und mache Bürger schlendern auch einfach nur deshalb durch Hattingens City, um zumindest einmal wieder mit Blicken zu shoppen.

"Wir sehen uns bald wieder", steht auf einem Schild im Telekom-Shop auf der Heggerstraße. Hoffentlich, hoffen nicht nur die Händler.

>>> Douglas in Hattingen bleibt wohl ungeschoren von Sparplänen

Nach WAZ-Informationen bleibt die Douglas-Filiale auf der Heggerstraße von den Sparplänen der Parfümeriekette unbehelligt. Insgesamt will Douglas-Chefin Tina Müller 60 Filialen schließen, allein 20 in NRW.

Müller geht davon aus, dass wegen der Corona-Pandemie der Einzelhandel in den Innenstädten dauerhaft schrumpfen werde - und damit auch die Zahl der Kunden. Sie rechnet mit einer Frequenz von 90 Prozent im Vergleich zur Zeit vor Corona.

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