Hattingen. Der S-Bahn-Betrieb durch Abellio zwischen Hattingen und Oberhausen war einer der Aufreger dieses Jahres. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt.

Ein Jahr Abellio: Nach dem schlechten Start für das Bahn-Unternehmen auf der S3-Strecke zwischen Hattingen und Oberhausen war der Aufschrei laut – inzwischen hat sich die Lage aber beruhigt und der Betrieb läuft nahezu lautlos.

„Wir haben’s geschafft“, sagt Pressesprecherin Julia Limia y Campos gegenüber der WAZ. „Der Start war turbulent, unglücklich und sehr schwierig, aber im letzten halben Jahr haben wir mit ausreichend Personal einen stabilen Betrieb auf die Schiene gebracht.“ Sie betont aber auch, dass „die Kritik der Fahrgäste anfangs berechtigt gewesen ist“.

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Zu Erinnerung: Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 hat die Abellio Rail NRW den Betrieb für die S3-Strecke zwischen Hattingen und Oberhausen übernommen. Doch als erste Maßnahme hat das Unternehmen die Fahrten für zweieinhalb Monate an die DB Regio zurückvergeben, weil es nicht genügend Zugführer hatte. Die Deutsche Bahn aber beendet wegen eigener Engpässen Fahrten nach Hattingen zum Teil schon in Bochum-Dahlhausen. Kunden sind verärgert, wütend, desillusioniert – nicht wenige steigen wieder aufs Auto um, weil sie keine Chance sehen, pünktlich zur Arbeit zu kommen.

Seit dem 1. März ist Abellio nun selbst in der Verantwortung, doch die Personalprobleme bestehen weiter. Im Mai holt sich der Bahnbetreiber das Eisenbahnunternehmen TRI Train Rental dazu, und von einem Tag auf den anderen fahren wieder Eisenbahnen aus den 1970er-Jahren in Hattingen.

Abellio wird für Betrieb zwischen Hattingen und Oberhausen abgemahnt

Mitte Mai platzt dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) der Kragen. Abellio wird abgemahnt und aufgefordert, „schnellstmöglich alle Maßnahmen zu ergreifen, um die verkehrsvertraglichen Leistungen jederzeit in ausreichendem Maß erfüllen zu können“. Das Unternehmen entschuldigt sich für seine „Schlechtleistung“ und arbeitet an Verbesserungen.

Ihr Ziel: Regelbetrieb. Das verkünden Dirk Aschöwer, Geschäftsführer Betrieb bei der Abellio Rail NRW GmbH, und Julia Limia y Campos beim Besuch der WAZ-Redaktion Hattingen. Seitdem fahren die Züge im Halb-Stunden-Takt zwischen Hattingen und Oberhausen (Abfahrt in Hattingen um .03 und .33). Im Einsatz sind die neuen Stadler-Bahnen und eigene Zugführer.

Auslastung in diesem Jahr unter 50 Prozent, zurzeit sogar unter 30 Prozent

Dir Auslastung lag in diesem Jahr unter 50 Prozent, berichtet Limia y Campos. Aktuell sind es sogar weniger als 30 Prozent. „Das ist natürlich eine Corona-Folge: Viele arbeiten im Homeoffice, zudem gibt es zurzeit keine Ziele mehr, die man in seiner Freizeit anfahren könnte.“

Für Abellio hat dies indes keine finanziellen Auswirkungen – denn: „Wir werden nach Zugkilometern bezahlt“, so die Sprecherin. „Dieser Einbruch trifft also den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.“

Die Kunden-Kritik sei verstummt, „hin und wieder gibt es jetzt auch ein Lob“, doch das sei „kein Grund, dass wir uns zurücklehnen“, weiß das Unternehmen. Auch im Jahr 2021 soll es weitere Personal-Einstellungen geben, die Ausbildung werde auch unter den schwierigen Corona-Bedingungen vorangetrieben.

>>> INFO: Baumaßnahmen auf der S3-Strecke

In diesem Jahr hat es immer wieder Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten entlang der Bahnstrecke zwischen Hattingen und Oberhausen gegeben, zum Beispiel einen dreiwöchigen Schienenersatzverkehr mit Bussen wegen Brückenbauarbeiten. Diese Arbeiten werden nicht von Abellio angesetzt und durchgeführt, sondern nach wie vor durch die DB Netz AG.

„Auch fürs nächsten Jahr stehen einige Arbeiten an“, berichtet Julia Limia y Campos. Wann genau diese durchgeführt werden und welche Auswirkungen sie haben, ist dagegen noch nicht bekannt. „Das entscheidet die Deutsche Bahn.“

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