Hattingen. Seit der Übernahme durch Abellio gibt es auf der S-Bahn-Strecke zwischen Hattingen und Oberhausen Ärger. Der VRR hat jetzt Maßnahmen ergriffen.

Züge fahren selten oder gar nicht, in mehreren Fällen endete die Bahnfahrt nach Hattingen auch schon in Bochum-Dahlhausen: Seit die Abellio Rail NRW zum 15. Dezember 2019 den Betrieb der S-Bahn-Linie 3 zwischen Hattingen und Oberhausen übernommen hat, ist der Schienennahverkehr für die Nutzer ein Ärgernis. Jetzt macht der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Druck auf das das Unternehmen.

VRR hat Abellio zur Umsetzung eine Frist bis zum 14. Juni gesetzt

Der VRR hat „Abellio nicht nur deutlich ermahnt, sondern auch unmissverständlich aufgefordert, schnellstmöglich alle Maßnahmen zu ergreifen, um die verkehrsvertraglichen Leistungen jederzeit in ausreichendem Maß erfüllen zu können“, wie Pressesprecher Dino Niemann auf WAZ-Anfrage erklärt. Abellio wurde zur Umsetzung eine Frist bis 14. Juni gesetzt. „Diese für die Fahrgäste unerfreuliche Situation bedauert der VRR sehr.“

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Am Dienstag fuhr laut Fahrplanauskunft über Stunden kein einziger Zug, die Strecke zwischen Hattingen-Mitte und Essen-Steele Ost wird also auch nicht wie von Abellio angekündigt vom Eisenbahnunternehmens TRI Train Rental sichergestellt – die Kunden müssen demzufolge Bus fahren, was die Fahrzeiten erheblich verlängert.

Bahnkunde hat sein Abo gekündigt – „ich steige aufs Auto um“

„Letztlich macht Abellio doch mit uns Kunden, was man will“, schreibt Bahnkunde Helmut Alteheld an die WAZ-Redaktion. „Damit ist jetzt Schluss, was mich angeht. Ich steige aufs Auto um.“

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„Ich wohne seit über 14 Jahren in Hattingen. Aber eine so unzuverlässige Verbindung mit der Linie S 3 habe ich bis Ende 2019 noch nie erlebt“, so Sabine Schidlowski-Boos. „Wenn man ernsthaft erwägen muss, ein oder zwei S-Bahnen vor Abfahrt des Fernverkehrzuges in Essen früher loszufahren, nur um sicherzugehen, diesen zu erreichen, kann mit der Dienstleistung etwas nicht stimmen.“

Am Mittwoch teilt Abellio nun mit, dass weiterer, umfangreicher Schienenersatzverkehr auf der S 3-Strecke erforderlich ist, weil es zwischen dem 20. Mai und dem 8. Juni Bauarbeiten durch die DB Netz AG im Bereich Essen Hbf gibt. Deshalb werden auch zwischen Essen-Steele Ost und Oberhausen Hbf Busse als Ersatz eingesetzt – allerdings sollen dann auf dem Abschnitt zwischen Essen-Steele Ost und Hattingen-Mitte bis auf wenige Ausnahmen frühmorgens und spätabends regulär Züge fahren.

Am Dienstag wurde Abellio schriftlich vom VRR abgemahnt

Zu den bisherigen Schwierigkeiten erklärt der Verkehrsverbund: „Da der VRR die Leistungen beauftragt hat, werden die nicht regulär erbrachten Leistungen pönalisiert.“ Heißt: Am Dienstag wurde Abellio schriftlich vom VRR abgemahnt.

Der Sprecher teilt zudem mit, dass Abellio Ende der vergangenen Woche ein Konzept vorgelegt hat, „welches die verkehrlichen Auswirkungen, deren zeitliche Dauer und dazu geplante Ersatzmaßnahmen beinhaltet.“ Dieses Konzept werde zurzeit vom VRR „auf seine Wirksamkeit und Robustheit geprüft“.

Abellio: Coronakrise habe die Personallage weiter verschärft

Das private Unternehmen Abellio Rail NRW GmbH hatte im Jahr 2016 den Zuschlag für den Betrieb auf der Linie S 3 und anderen Strecken nach einer öffentlichen Ausschreibung des VRR bekommen. Zum 15. Dezember 2019 sollte es losgehen, doch Abellio gab die Fahrten bis zum 1. März erst einmal an die DB Regio weiter. Grund: Lokführer seien noch in Ausbildung, das Personal müsse sich erst mit neuen Zügen vertraut machen.

Lokführer-Mangel in Nordrhein-Westfalen

1700 Lokführer*innen werden in den kommenden fünf Jahren im NRW-Nahverkehr gebraucht, damit das Verkehrsangebot auch zukünftig stimmt, teilt das Programmbüro Fokus Bahn NRW am Mittwoch mit. Mehr als 550 Ausbildungsplätze seien allein fürs Jahr 2020 noch geplant.

Das Bündnis, dem unter Federführung des Verkehrsministeriums zehn Nahverkehrs-Bahnen und die Aufgabenträger VRR, NVR und NWL angehören, bietet Quereinsteiger*innen im Internet auf www.bahnen.nrw Informations- und Beratungsangebote zum Lokführerberuf. Interessenten können individuelle Nachfragen zudem gern an info@bahnen.nrw richten.

Laut Abellio hat die Coronakrise die angespannte Personallage nun weiter verschärft. So habe die Ausbildung der Lokführer zeitweise aussetzen müssen. Mittlerweile seien die Schulungen aber wieder aufgenommen worden, so Sprecherin Julia Limia y Campos.