Hattingen. Helmut Kalsbach aus Hattingen hat 50 Coronabriefe an seinen vier Urenkel geschrieben und selbst zugestellt. Was er ihnen darin alles mitteilt.

50 Coronabriefe hat Helmut Kalsbach aus Hattingen seinen vier Urenkeln zwischen März und Mai 2020 geschrieben, als Corona das Leben erstmals lahmlegte. Täglich griff er zum Stift.

„Für mich ist das Entspannung, ich schreibe und bastele gerne“, sagt Kalsbach (84). Und das mit Vorliebe für seine geliebte Frau und die vier Urenkel, die zwischen acht und 14 Jahren alt sind.

Helmut Kalsbach aus Hattingen hat 50 Coronabriefe an seine vier Urenkel geschrieben

So schrieb der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann am 8. April seinem jüngsten Urenkel Oscar einen Geburtstags-Glückwunsch. Auch wenn man wegen der Pandemie erst im Sommer feiern könne, so sollte er doch sein Geschenk pünktlich bekommen. Es war ein Briefmarkenalbum mit Marken aus vielen Ländern.

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„Von Europa habe ich dir eine Landkarte gemacht, wo alle Länder zu sehen sind. Du kannst sicher mit der Mama oder dem Papa die Länder von den Briefmarken suchen . . . Deine Mutter soll dir eine Pinzette geben. Dann brauchst du die Marken nicht mit den Fingern anzufassen.“

Das Schiff, das Kalsbach mit Urenkel auf der Ruhr fahren lassen will, heißt wie seine Frau

Außerdem, schreibt der Uropa, habe er auch ein kleines Segelschiff aus Holz mit vielen Segeln, das Elsa heißt. „Das Schiff müssen wir mal auf der Ruhr schwimmen lassen.“

Den Urenkeln legte Kalsbach immer die Kinder- und Rätselseite der WAZ mit dazu, damit sie Abwechslung haben. „Das habe ich sechs Wochen lang durchgezogen, habe die Briefe immer selbst an den Wohnungen abgegeben. Ich bin immer noch viel mit dem Rad unterwegs. Zum Glück wohnt meine ganze Sippe in Hattingen“, erzählt Helmut Kalsbach.

Mit seinen Kindern hat Kalsbach früher Laubsägearbeiten gemacht

Helmut Kalsbach (84) aus Winz-Baak in Hattingen hat in der Corona-Zeit auf dem Laptop täglich Briefe an seine vier Urenkel Leandra (14) , Fynn (12), Oscar (8) und Mia (10) geschrieben.
Helmut Kalsbach (84) aus Winz-Baak in Hattingen hat in der Corona-Zeit auf dem Laptop täglich Briefe an seine vier Urenkel Leandra (14) , Fynn (12), Oscar (8) und Mia (10) geschrieben. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Kreativ war der Hattinger immer. Früher hat er, der gerne mit dem Wohnwagen ins Sauerland fuhr, mit seinen Kindern auch Laubsägearbeiten gemacht, hat Sandmännchen hergestellt und bemalt. Heute gibt er seinen Urenkeln Wissen und Erfahrung aus seiner eigenen Vergangenheit für deren Zukunft mit auf den Weg. Denn vieles, was für diese Gesellschaft so anders und neu ist, kannten frühere Generationen schon.

In dieser Pandemie fielen Kalsbach die Erzählungen seines Vaters wieder ein, schreibt er in einem Coronabrief. „Dieser hatte uns vor vielen Jahren von der spanischen Grippe erzählt, die vor fast genau 100 Jahren auftauchte und ähnliche Zeichen wie jetzt bei der Corona-Pandemie auslöste. Sie kam nicht aus China, sondern aus Nordamerika. Damals waren nach Zeitungsberichten 20 bis 30 Millionen Menschen daran gestorben.“

Kalsbach begrüßt die Maßnahmen der Regierung gegen die Corona-Pandemie

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Man habe heute das Glück, dass die Regierung sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet habe. Und bald werde man ein Gegenmittel haben, was die Pandemie eindämmt, macht er Mut. Natürlich gebe es auch für ihn schlechte und ganz schlechte Tage. Dagegen hat Helmut Kalsbach Mittel gefunden: Er hörte zum Beispiel CDs von Reinhard Mey ohne Pause – bis es seiner Frau reichte. „Elsa wurde das wohl zu viel, obwohl sie auch ein Mey-Fan ist. Nach dem Mittagessen ist sie dann geflohen und zu Petra, unserer Tochter gegangen, die auch in Oberwinzerfeld wohnt.“

Über 60 Jahre ist Kalsbach jetzt mit seiner Elsa verheiratet. Zur Diamantenen hat er ihr eine Pillendose verziert – und überall „Ich liebe dich“ drauf geschrieben.