Hattingen. Awo EN warnt vor einem Mangel an Erziehern auch in Hattingen – und präsentiert Pläne gegen diesen drohenden Fachkräftemangel in Kitas und OGS.
Neue Ausbildungswege will die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Ennepe-Ruhr-Kreis gehen, um dem Erziehermangel in Kindertagesstätten und den Offenen Ganztagsschulen (OGS) in Hattingen zu begegnen. Geschäftsführer Jochen Winter hat dafür schon Pläne. Und ist in Gesprächen mit Arbeitsagentur und Jobcenter.
„Wir brauchen einen Masterplan für sozialpädagogische Berufe. Andernfalls laufen wir auf einen Betreuungsnotstand zu, dessen Ausmaße wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können“, warnt Jochen Winter.
Awo EN begegnet Erziehermangel in Kitas und OGS in Hattingen mit Ausbildung
Über die Fachschulen, eine davon ist auch in Hattingen, könnten derzeit nicht ausreichend Fachkräfte gewonnen werden. Darum würde Winter beispielsweise gerne an bewährte
Alltagshelfer
herantreten und sie zu Erziehern ausbilden. „Wir möchten vor allem auch Ältere mit anderen beruflichen Vorerfahrungen für die Erzieherausbildung gewinnen.“
Eine Möglichkeit der Fortbildung ist die so genannte Externenprüfung. „Wir würden die Bewerber dafür fit machen.“ Zwei Module hat er dafür ins Auge gefasst. „In einem können wir Fachwissen vermitteln, mit dem die Betreffenden dann auf die Fachschule gehen können.“ In einem zweiten Modul würden Bewerber, die den Fachschul-Weg nicht gehen wollen, berufsbegleitend fit gemacht für die Externenprüfung.
Awo EN holt Jobcenter und Arbeitsagentur mit ins Boot
„Da wäre es gut, wenn die Betreffenden Bildungsgutscheine einlösen könnten, mit denen wir dann auch Referenten bezahlen können“, so Winter. Der Vorteil der Externenprüfung sei, dass die angehenden Erzieher anders als beim Fachschulbesuch schon verdienen würden.
Etwa 15 bis 20 Interessenten bräuchte die
Awo EN
, um ein solches Angebot „wirtschaftlich darstellen zu können“. Einen Job könne er ihnen nach Prüfungsabschluss bieten. Winter hebt die Vorzüge der Ausbildungs-Idee hervor: „Wir holen Menschen aus der geringfügigen Beschäftigung – und helfen dem System, in dem Mangel herrscht.“
Schon jetzt gibt es die praxisintegrierte Ausbildung
Schon jetzt absolvieren 23 angehende Erzieher in Kitas der AWO EN die praxisintegrierte Ausbildung (PIA). Schulische Ausbildung und praktische Arbeit in den Kitas laufen tageweise parallel. Von Anfang wird eine Vergütung gezahlt, was vielen die Berufsentscheidung erleichtert.
„Wir haben zunehmend Mühe, Stellen zu besetzen. Also müssen wir uns selber kümmern. So wie wir das damals auch gemacht haben bei den Logopäden. Da haben wir die
Logopädie-Schule in Hattingen
gegründet.“
Für den Mehrbedarf an Erziehern gibt es viele Gründe
Den Mehrbedarf an Erziehern erklärt Winter: Durch den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz auch für Unter-Drei-Jährige müssten
zusätzliche Kitas eingerichtet werden
. „Zudem werden signifikant mehr Kinder geboren, als noch vor Jahren prognostiziert.“ Überall in Kitas und
OGS
herrsche schon jetzt ein erheblicher Mangel an gut ausgebildeten pädagogischen Fachkräften. Dazu gehen in den kommenden Jahren viele Erzieher in den Ruhestand.
Und: „Nach dem Willen der großen Koalition soll der für Kita-Kinder schon bestehende Rechtsanspruch auf einen Platz ab dem Jahre 2025 auch für Grundschulkinder in der OGS gelten. Ein toller Plan und ein riesiger Schritt zur Verwirklichung von Chancengleichheit und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, findet Winter – aber eben auch ein Grund für einen noch höheren Bedarf an Fachkräften.