Hattingen. Die Offene Ganztagsschule werde von der Politik vielfach vergessen, beklagt Jochen Winter, Geschäftsführer der Awo EN. Woran er dies festmacht.

Die Offene Ganztagsschule (OGS) werde von der Politik vielfach vergessen, beklagt Jochen Winter, der Geschäftsführer der Awo EN. Dies sei zuletzt wieder bei der Öffnung der Grundschulen nach der Corona-Zwangspause deutlich geworden.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hatte dabei zwar vorgegeben, dass die Kinder zum Schutz vor dem Corona-Virus im Klassenverband zusammenbleiben und keine Kontakte zu anderen Kindern haben sollen. In der OGS aber fehlten Personal und Räume, um die Kinder auch dort in Klassengruppen zu betreuen. Maximal sei eine Betreuung in Jahrgangsgruppen möglich, so Winter.

Viele Kinder brauchen die OGS

"Die Aufteilung mit Kontaktverboten in Klassen bzw. Lerngruppen, Vorgaben für Pausen-, Verkehrs- und Toilettenflächen sind für die OGS nicht mitgedacht. Uns als Träger der OGS, unseren Mitarbeiten und auch vielen Eltern ist gar nicht wohl dabei. Aber Berufstätige haben vielfach keine Wahl. Und viele Kinder brauchen die OGS, weil sie dort die Förderung bekommen, die zu Hause nicht geleistet werden kann“, unterstreicht er.

In der OGS gebe es keine Vorgaben für Raum- und Gruppengrößen und nur wenig qualifiziertes, nach Tarif bezahltes Personal, stattdessen mehr Übungsleiter, Honorarkräfte und geringfügig Beschäftigte, kritisiert Winter. Einen Großteil der finanziellen Verantwortung überlasse das Land zudem den finanziell klammen Städten. Auf eine 2017 gestartete Kampagne der Freien Wohlfahrtspflege nach Qualitätsstandards habe die Landesregierung bis heute nicht reagiert.

Tatsächliche Bedarfe in der OGS werden übersehen

Bis 2025 will die Bundesregierung den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz für alle Kinder sichern. Dies, so Winter, zeige deutlich die Anerkennung "des Erfolgsmodells OGS für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Förderung der Chancengleichheit. Trotzdem werden die tatsächlichen Bedarfe der Kinder und Mitarbeiter in der OGS regelmäßig von den politisch Verantwortlichen übersehen."

Ein „Weiter-so“ sei aber nicht mehr zumutbar. „Wenn der weitere Ausbau des Platzangebotes gelingen soll, gehört deutlich mehr Geld ins System - für gerechte Löhne, ausreichend Personal, eine vernünftige Ausstattung im Sachkostenbereich. Und es muss dringend investiert werden in Neu-, Aus- und Umbau.“