Sprockhövel. Miriam Venn von der Flüchtlingshilfe Sprockhövel blickt auf fünf Jahre erfolgreiche Arbeit zurück. Warum die Integration funktioniert hat.
Fünf Jahre Flüchtlingshilfe Sprockhövel. Fünf Jahre Erfolgsgeschichte. „Wir haben das alles nur so gut hinbekommen, weil es hier kein Geschacher um Stellen und Geld gibt. Alle arbeiten zusammen und ehrenamtlich. Auch viele Flüchtlinge sind mittlerweile ehrenamtlich tätig“, schildert der Motor der Organisation, Miriam Venn (36), die Arbeit, die aus dem Nichts entstand.
„Es fing 2015 mit der großen Flüchtlingswelle an, Sprockhövel bekam aus Erstaufnahmelagern viele Menschen zugewiesen. Die Stadt machte deshalb im März eine Veranstaltung in der Glückaufhalle, um Ehrenamtliche zu finden, die Sprachförderung anbieten konnten.“ Und Vermieter wurden gesucht, um private Wohnungen für Flüchtlinge zu bekommen.
628 Flüchtlinge wurden Sprockhövel in den fünf Jahren zugewiesen
Deutlich über 100 Menschen kamen zu der Veranstaltung, eine Menge, mit der die Stadt überhaupt nicht gerechnet hat. Was von der Veranstaltung blieb, war das Spendenkonto „Flüchtlingshilfe Sprockhövel.“
Die Stadt sei so überfordert gewesen, dass sie zu den vielen Ehrenamtlichen, die zur Hilfe bereit waren, nie Kontakt aufnahm. 628 Flüchtlinge wurden Sprockhövel in den fünf Jahren zugewiesen, die meisten davon tatsächlich im Jahr 2015. Wie so viele Städte kam auch Sprockhövel an seine Grenzen.
Weil Miriam Venn aber unbedingt etwas tun wollte, blieb sie hartnäckig und nahm mit der Stadt Kontakt auf. Die Namen der Menschen, die sich ehrenamtlich um Sprachförderung kümmern wollten, hatte sie sich schon bei der Veranstaltung im März 2015 aufgeschrieben.
„Da war klar, dass wir uns vernetzen müssen“
Nach einem geförderten Sprachprojekt übernahm Miriam Venn eine Gruppe von zehn Flüchtlingen. „Mir fiel auf, das die Menschen immer in den gleichen Sachen kamen“, sagt sie. Also richtete das Organisationstalent in seinem Privatkeller eine Kleiderkammer ein, kümmerte sich kurze Zeit später um die Kleidung, die bei der Stadt im leeren Lehrschwimmbecken hinter dem Rathaus in großen Säcken gespendet worden war, brachte Struktur hinein.
„Viele Bürger nahmen ihr Herz in die Hand, wollten helfen. Da war klar, dass wir uns vernetzen müssen.“ Die 36-Jährige richtete eine Homepage ein, die Hilfsangebote wurden koordiniert. Noch heute gibt es mehr als 100 Ehrenamtliche und über 40 Projekte. „Auch viele Geflüchtete sind heute Ehrenamtliche. Nur so kann Integration funktionieren.“