Im Gethmannschen Garten haben die Umbaumaßnahmen begonnen. Alte Strukturen sollen erlebbar werden. Auch Naturschutz spielt eine Rolle.

Hattingen. „Ich finde, wir haben heute einen ziemlich historischen Tag.“ Mit diesen Worten läutete Jens Hendrix, Baudezernent der Stadt Hattingen, am Dienstag eine Pressekonferenz im Gethmannschen Garten ein. Zu diesem Zeitpunkt stehen zwei Bagger hinter ihm, ein beachtlicher Teil der Südwiese wurde schon entfernt. Das Gartendenkmal, das zu den frühesten Volksgärten Deutschlands gehört, wird saniert.

Auch interessant

Der Gethmannsche Garten sei ein „ungehobenes Juwel“ und habe in den vergangenen dreißig Jahren „ein bisschen gelitten“, sagte Hendrix. Diese Zeit soll nun vorbei sein: Zukünftig soll der Park wieder so hergerichtet werden, wie Gethmann ihn einst angelegt hatte – zumindest so ähnlich. Die historischen Strukturen sollen für Parkbesucher erlebbar werden.

Umbau startet mit Naturschutz-Fördermitteln der EU

Allerdings sei es „schwierig, für Garten Fördermittel zu bekommen“, so Hendrix weiter. Zum Einsatz kommen nun zunächst 400.000 Euro aus einem EU-Fördertopf für die Entwicklung des ländlichen Raums, die allerdings an Naturschutzbestrebungen geknüpft sind. Und dementsprechend werden nun die Maßnahmen im ersten Bauabschnitt umgesetzt:

Die Südwiese soll künftig eine Blühwiese werden. Dafür werden zunächst die oberen fünf Zentimeter abgetragen und mit regionalen Wildkräutern neu angelegt. Auch Nachtblüher sollen hier zum Einsatz kommen, die Nachtfaltern Nahrung bieten, die ihrerseits den im Park lebenden Fledermäusen schmecken. Die alljährliche Blumenzwiebel-Pflanzung des Heimatvereins werde aber trotzdem durchgeführt, sagte Hendrix.

Auch interessant

Im hinteren Teil der Fläche werden neun Obstbäume gepflanzt – und zwar historische Sorten von Apfel, Birne, Zwetschge und Kirsche. „Jede Maßnahme ist engstens mit der Denkmalbehörde abgestimmt“, so Hendrix. Daher handelt es sich bei den Obstbäumen auch um Sorten, die zwar nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu Gethmanns Zeiten im Garten gestanden haben, aber theoretisch hätten stehen können, darunter die Apfelsorten „Prinz Albrecht von Preußen“, „Finkenwerder Herbstprinz“ oder „Kaiser Wilhelm“.

Bestehende Strukturen bleiben erhalten

Im ersten Bauabschnitt soll auch die Obstbaumallee zwischen Friedrichsberg und Wilhelmshöhe, wo es möglich ist, rekonstruiert werden: vor dem Friedrichsberg in Blickrichtung Wilhelmshöhe an der rechten Wegseite (zwei Bäume) sowie auf beiden Wegseiten kurz vor der Wilhelmshöhe (zwei Bäume rechts, fünf Bäume links). Die Zugänge zu beiden Stellen sollen zudem wieder mit Hecke umrahmt werden – ganz nach historischem Vorbild. Am Rundweg der Wilhelmshöhe sollen außerdem Reptilien von einer Trockenmauer aus Sandstein profitieren.

An der Sichtachse von der Wilhelmshöhe in Richtung Friedrichsberg soll die alte Obstbaumallee rekonstruiert werden.
An der Sichtachse von der Wilhelmshöhe in Richtung Friedrichsberg soll die alte Obstbaumallee rekonstruiert werden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die bestehenden Strukturen, wie die Kastanienlaube, die Rhododendronlaube oder Mauerwerk werden erhalten. „Das bleibt, wird saniert oder ergänzt“, erläutert Garten- und Landschaftsarchitekt Friedhelm Ebbinghaus, der die Pläne entworfen hat. So seien etwa an der Kastanienlaube eine neue Bank sowie ein neues Geländer vorgesehen und die Rhododendren, die „jetzt etwas schütter“ seien, werden wieder aufgefüllt.

Spannung zwischen Natur- und Denkmalschutz

Im Zuge des Naturschutzes stehen allerdings auch Flächenentsiegelungen an, was den Rückbau einzelner Elemente bedeutet. So fallen etwa die Tischtennisplatten unter den Blutbuchen weg. Zum einen ist das für die Wurzeln der Bäume gut, zum anderen ist es auch im Sinne der Denkmalpflege: „Es ist ein Gartendenkmal und keine Trimm-Dich-Strecke oder sonst etwas“, erläutert Hendrix. Der Trimm-Dich-Pfad des Gartens war schon vor längerer Zeit entfernt worden.

Auch interessant

Ohnehin steht die Parksanierung im Spannungsfeld zwischen Natur- und Denkmalschutz. „Hundertprozentig konfliktfrei lief es nicht“, räumte der Baudezernent ein. So beispielsweise in der Frage, ob es Totholzhaufen geben darf. „Am Ende haben wir aber für alles eine Lösung gefunden“, so Hendrix weiter. Das Totholz etwa wandert nun in die zweite Reihe, an weniger exponierte Plätze.