Hattingen. Teils bildet sich eine Schlange vor dem Wahllokal in der Grundschule Holthausen in Hattingen. Wie das Wählen in Corona-Zeiten funktioniert hat.
Wahlwerbung bis zum Schluss bekommen die Wähler, die ihre Stimme abgeben wollen in der Grundschule Holthausen in Hattingen. Auf dem Bürgersteig Am Hagen steht blau „Sonntag CDU“, darunter weiß „+ Glaser wählen“. Über dem Fußweg lächelt CDU-Mann Ralf Göbel vom Plakat.
Doch das beeinflusst jetzt am Wahltag die Bürger auch nicht mehr, die durch Corona bedingt in einer Klinikatmosphäre ihre Kreuzchen setzen: Gleich am Eingang zu den beiden Stimmbezirken hängt ein Desinfektionsmittelspender.
Bei der Kommunalwahl in Hattingen bilden sich teils Wähler-Schlangen
Neben der Wahlbenachrichtigung kommen die meisten Wähler mit gezücktem Stift. „Zum Glück habe ich in der Zeitung gelesen, dass man den mitbringen soll“, sagt Ursula Brahm (65). Sie sitzt vor dem Wahllokal auf einer Bank in der Sonne – zusammen mit den beiden Hunden Anton (12) und Harry (15) der Rasse Breton. „Wir verbinden die Wahl mit einem Spaziergang. Jetzt ist erst mein Mann reingegangen, danach gehe ich“, erklärt Ursula Brahm.
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Schon ein ganzes Grüppchen Hundehalter hat sich vor dem Wahllokal versammelt. Teilweise bildet sich eine Schlange. Drei Wahlkabinen gibt es je Wahlbezirk, wer Stift oder Maske vergessen hat, bekommt beides gestellt.
Wahlhelfer führen Wähler durchs Einbahnstraßen-System
„Bitte hier herum gehen“, sagt Charlotte Budde-Kreutz (28), die die Wahlwilligen des Stimmbezirks 1701 um den Kleiderständer herum leitet hin zu ihren vier Mitwahlhelfern. „Ich habe mich freiwillig als Wahlhelferin gemeldet, finde es spannend, mal zu sehen, wie viele zur Wahl kommen“, erklärt Budde-Kreutz, die sonst für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung arbeitet.
Kommunalwahl
Es gab in Hattingen 26 Wahllokale, in denen Bürger ihre Stimme abgeben konnten.
Gewählt wurden: Bürgermeister, Stadtrat, Kreistag, Landrat und außerdem das Ruhrparlament. Außerdem standen die Integrationsratswahlen an.
„Können wir zusammen in eine Wahlkabine“, fragt ein älterer Herr für sich und seine Frau. Kopfschütteln seitens der Wahlhelfer. Und das geht nicht nur wegen der Corona-Hygienemaßnahmen nicht.
Wahlzettel-Muster und fünf Corona-Regeln hängen im Eingangsbereich
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Gut funktioniere das Einbahnstraßensystem, findet Helmut Herre (88): „Das ist hier alles gut geregelt.“ Den Überblick über fünf Wahlzettel zu behalten, sei nicht schwierig gewesen, sagt Christine Hesper (43). Ihr Sohn Finn (8) begleitet sie zur Wahl, hätte am liebsten selbst gewählt. „Wir haben zu Hause über die Wahl gesprochen“, berichtet er.
„Einige haben sich gewundert, dass es keine Umschläge für die Wahlzettel gab“, erzählt Budde-Kreutz, ansonsten hätten kaum Wähler Fragen. Zur Orientierung sind die fünf bunten Wahlzettel für die Wahl von Bürgermeister, Stadtrat, Kreistag, Landrat und erstmals Ruhrparlament im Eingangsbereich als Muster ausgehängt – so wie die Regeln, die es im Wahllokal in Corona-Zeiten zu beachten gibt. Die fünfte besagt: „Bitte beachten Sie die Hinweise des Wahlvorstandes“. Wahlhelferin Lena Kurrat (23) erklärt eben einem Wähler: „Bitte behalten Sie die Wahlbenachrichtigung – für den Fall einer Stichwahl.“
Mancher Bürger darf sogar sechs Kreuzchen setzen
Sogar sechs Wahlzettel mit Kreuzchen versehen kann Yunus Göksu (30), denn er kann im Stimmbezirk 1601 auch seine Stimme für den Integrationsrat abgeben. „Ich bin deutscher Staatsbürger seit meinem 18. Lebensjahr. Früher habe ich nicht viel um Wahlen gegeben. Seit vier Jahren ist mir das sehr wichtig. Denn wir können dankbar sein, dass wir eine Demokratie haben. Darum sollte man zur Wahl gehen.“
Und sich danach die Hände am extra aufgestellten Tisch mit Desinfektionsmittel desinfizieren.