Hattingen. Margret Melsa ist die Erste Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Hattingen. Bei der Kommunalwahl am Sonntag tritt sie nicht mehr an.

Namen sind Nachrichten – das ist eine alte Journalistenregel. In diesem Fall hier stellt sich aber erst einmal die Frage: Wie lautet ihr Name? Margret, Margrit oder Margit Melsa? Denn alle diese Vornamen-Varianten der stellvertretenden Bürgermeisterin tauchen in öffent­lichen Dokumenten auf.

„Amtlich heiße ich Margrit. Weil ich diesen Namen entsetzlich finde, nenne ich mich seit meiner Kindheit Margret. Das hat auch funktioniert, bis mein Mann starb und der Urkundenname wieder ins Spiel kam. Ich wäre dankbar, wenn es bei Margret bliebe“, sagt sie selbst dazu. Gerne doch – lesen Sie hier die Geschichte von Margret Melsa.

Aktive Sozialarbeiterin für Kinder, Jugendliche und Senioren

Ihre Vita: 1942 geboren, Mutter von zwei Kindern, aktive Sozialarbeiterin für Kinder, Jugendliche und Senioren. Ehrenamtlich, wohlgemerkt!


Margret Melsa steigt Mitte der 1980er-Jahren als Betreuerin beim Ferienspaß der Stadt Hattingen ein. Tante Margret begleitet viele Kinder durch die Sommerferien, ist auf den Tagesfahrten beliebt, sorgt dafür, dass auch die miteinander klarkommen, die sonst nicht miteinander klarkommen – zumindest an diesem einen Tag. Bei der Kommunalwahl 1994 entscheidet sie sich sogar für ein Foto im Ferienspaß-T-Shirt für ihre Kandidaten-Broschüre, umrahmt von Hattinger Kindern.

Die Menschen sind ihr wichtig, die Sache, nicht die Parteivorgaben. „Ich sehe mich sozusagen als ihr Anwalt im Rat der Stadt“, erklärt sie vor der Wahl 1989.

Sie macht kein großes Aufheben um sich und ihre Arbeit

Nein, sie macht kein großes Aufheben um sich und ihre Arbeit, Margret Melsa macht einfach. Sie engagiert sich im Jugendring und im Verein „Kinder in Namibia“, sie leitet die Ortsgruppen der Falken, wird Jugendschöffin am Landgericht.


Im November 2009 – 20 Jahre nachdem sie zum ersten Mal für die Sozialdemokraten in den Rat eingezogen ist – wird Melsa zur Ersten Stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Hattingen, sie ist damit die Nachfolgerin ihrer Parteifreundin Heidi Pamp aus Niederwenigern.

Margret Melsa ist präsent wie einst Erich Frank im Bürgermeister-Amt

Margret Melsa ist präsent wie einst Erich Frank in diesem Amt. Sie eröffnet die Kirmes und mahnt beim Ge­denken an die Reichspo­gromnacht; sie begleitet Friedenskonzerte von deutschen, belgischen, palästinensischen und israelischen Jugend­lichen in der St.-Georgs-Kirche und geht beim „Tag der Retter, Helfer und Alltagshelden“ vorneweg.

Mehr und mehr rücken auch Frauenthemen in ihren Fokus. „Die Gleichstellung ist noch nicht auf jeder Ebene erreicht worden. Daran muss weiter gearbeitet werden“, betont Margret Melsa im Jahr 2012. „Von Frauenthemen profitieren nicht nur die Frauen selbst. Auch die Partner müssen sie unterstützen, um innerhalb der Familie gestärkt zu werden.“

In fünf Jahren hat sie rund 15.000 Kilometer er­radelt

Margret Melsa ist passionierte Fahrradfahrerin.
Margret Melsa ist passionierte Fahrradfahrerin. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer


Und dann ist da noch ihre Leidenschaft fürs Fahrradfahren. Als sie der WAZ im Juli 2014 erzählt, dass sie mit ihren 72 Jahren alles auf zwei Rädern erledigt und in fünf Jahren rund 15.000 Kilometer er­radelt hat (oft mit einem Blumenstrauß für einen Altersjubilar im Gepäckkorb), ist das für Robert Dedden vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und Bernd Baumhold von der Volkshochschule Inspiration genug, den ersten Hattinger Fahrradfrühling auszurufen.

„Ich bin gerne aktiv und in Bewegung“, sagt sie. „Ob Einkauf, Arbeit oder Freizeit – ich erledige alles mit dem Rad. Auch Schnee und Eis können mich nicht daran hindern.“

Hattingens Politik verliert eine wichtige soziale Stimme

Am Sonntag ist nun wieder Kommunalwahl, Margret Melsa tritt nach 31 Jahren im Rat nicht mehr an. Hattingens Politik verliert damit eine wichtige soziale Stimme – wobei, sie wird sicher immer ihre Meinung sagen, gefragt oder ungefragt. Und das ist gut so.

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