Hattingen. . „Keine Käfighaltung für unsere Kinder“: OGS Oberwinzerfeld macht mit der Awo auf fehlende Standards für die Betreuung aufmerksam.
- Dezernentin teilt die Wünsche, findet die „Keine Käfighaltung für unsere Kinder“-Aktion aber schrecklich
- Forderungen: Festlegung von Standards, gesetzliche Regelung, höhere, einheitliche Förderbeträge
- Auch ein Ausbauprogramm steht auf der Wunschliste der Freien Wohlfahrtspflege
In einem selbst gefertigten Holzkäfig sitzen gequetscht Kinder der offenen Ganztagsschule (OGS) Oberwinzerfeld und rufen um Hilfe. An dem Käfig auf dem Schulhof klebt die Aufschrift: „Keine Käfighaltung für unsere Kinder“.
„Schrecklich“ findet Dezernentin Beate Schiffer diese Aktion beim Aktionsnachmittag zur Awo-Kampagne „Gute OGS darf keine Glückssache sein“. Und das, obwohl sie wie Bürgermeister Dirk Glaser, Lehrerinnen und Erzieherinnen ein T-Shirt mit genau dieser Aufschrift trägt.
Politiker und Bürgermeister teilen das Anliegen
Denn an sich, sagt sie, teile sie das Anliegen: Standards zu schaffen für den offenen Ganztag. Dass die fehlen, wollen die Engagierten im Oberwinzerfeld eben mit dem Käfig, an dem auch die Haltungsrichtlinien für Hennen hängen, verdeutlichen. Mit Kreide malen Kinder ihre Körperumrisse auf den Schulhof, weisen so auf Platzbedarf hin.
Auf T-Shirts, die an Leinen hängen, haben Kinder und Erzieherinnen ihre Wünsche für die OGS festgehalten. „Ich möchte eine moderne Betreuung und mehr Betreuer! Ein Spielplatz ist gut!“ hat Nelle (9) geschrieben. Sie ist mit Mama Mariola Uhlenbruch (44) da. Sie bemängelt, dass es „nicht mal eine ruhige Ecke zum Lesen gibt“.
Rückzugsräume fehlen für die Kinder
Rückzugsräume fehlen in der Schule, berichtet die verantwortliche Erzieherin Petra Hartmann. 100 Kinder sind im Offene Ganztag, 50 in der „8-bis-1-Betreuung“. „Wir haben für vier Gruppen vier Räume. Im kommenden Schuljahr erwarten wir 120 bis 125 Kinder – dann fehlt theoretisch ein Raum und Personal.“ Weiteres Problem: Die Kita werde erweitert, „wir geben die WC-Räume an die Kita ab, ebenso den Vorflur für Tornister“. Neue WC-Räume müssen her – dafür muss ein Gruppenraum herhalten. „Aber wir können dann wohl stattdessen den Musikraum nutzen.“ Gerade bei schlechtem Wetter sei es in den Räumen eng. Von 7 bis 17 Uhr betreut die OGS Kinder.
Die außerdem großem Lärm ausgesetzt sind. Den hat Tatiana Dziegielewski mittels eine App gemessen, hat die Ergebnisse als Schaubild zusammengefasst. Fazit: Im Speiseraum und im Freispiel sind alle Beteiligten immer 80 bis 100 Dezibel ausgesetzt. „Das entspricht dem Lärm einer Stadtautobahn bis hin zu einer Kreissäge und einem Presslufthammer.“
Eltern verärgert über fehlende Richtlinien
Britta Berthels (44) Sohn besucht die zweite Klasse, ist in der Betreuung. Sie macht ihrem Ärger Luft: „Ich finde es erschreckend, dass es so viele Richtlinien für Kindergartenkinder gibt und keine für die Kinder im offenen Ganztag. Gewisse Kinder haben eine Lobby, andere nicht – und sie werden gegeneinander ausgespielt. Das geht alles nicht in meinen Kopf.“
Die Freie Wohlfahrtspflege hat die Kampagne „Gute OGS darf keine Glückssache sein“ gestartet. Sie fordert: Festlegung von Standards, gesetzliche Regelung, höhere, einheitliche Förderbeträge, Ausbauprogramm. Einrichtungen machen seit 8. März Aktionen. Am 12. Juli werden die Forderungen der Landesregierung übergeben.