Hattingen. Montag werden in Hattingen die Grundschulen wieder für den Regelbetrieb geöffnet: Was organisatorische Probleme bereitet und was Eltern besorgt.
Nur zwei Wochen vor dem Beginn der Sommerferien werden am kommenden Montag (15. Juni) auch in Hattingen die Grundschulen wieder für den Regelbetrieb geöffnet. Die Schulen stellt das erneut vor organisatorische Herausforderungen. Und manche Eltern sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder.
Jennifer Romano-Manzella, Mutter eines Zweitklässlers an der Weiltor-Grundschule St. Franziskus, sagt, vor einigen Tagen habe sie von der stellvertretenden Klassenpflegschaftsvorsitzenden die Info erhalten, dass der Unterricht am kommenden Montag für alle Klassen um 8 Uhr startet. Und dies, obwohl es laut NRW-Schulministerium versetzter Anfangszeiten bedürfe, um eine Durchmischung von Lerngruppen auf dem Schulgelände oder in den Gebäuden zu vermeiden.
"Händewaschen hält man für überflüssig"
Zwar bestehe auf dem Schulgelände und im Gebäude weiterhin Maskenpflicht, "aber Händewaschen hält man für überflüssig", so Jennifer Romano-Manzella. "Ich bin fassungslos, wie fahrlässig dort mit der Gesundheit unserer Kinder umgegangen wird."
Petra Schmidt, die Leiterin der Weiltor-Grundschule, hatte sich schon vor Tagen kritisch über die frühe Schulöffnung geäußert. Nach der Ankündigung des NRW-Schulministeriums, die Grundschulen ab dem 15. Juni wieder für den normalen Unterricht zu öffnen, so Schmidt, habe es im Kollegium in der Tat die Überlegung gegeben, "ob wir nicht für alle Schüler um 8 Uhr mit dem Unterricht starten können - um den Eltern auch von Geschwisterkindern organisatorisch einen Gefallen zu tun". Inzwischen aber habe sie sich für moderat gestaffelte Anfangszeiten entschieden: Für jeweils eine Klasse eines Jahrgangs startet der Unterricht um 7.55 Uhr, für die andere um 8.10 Uhr.
Eltern nahegelegt, den Kindern Desinfektionsmittel mitzugeben
Was derweil das Händewaschen betrifft, sagt Schmidt: Auch sie halte dieses gerade in Zeiten der Corona-Pandemie für sinnvoll, aber es für Klassen von fast 30 Kindern zu organisieren, sei zeitlich nicht mehr leistbar. "Dann entfällt viel zu viel Zeit für Unterricht. Wir haben den Eltern aber nahegelegt, ihren Kindern gegebenenfalls Desinfektionsmittel mitzugeben."
Auch Schulleitungen anderer Grundschulen - wie Andrea Pepping von der Grundschule Bredenscheid - erklären, das Händewaschen einer ganzen Klasse dauere viel zu lange und schränke die Zeit für den eigentlichen Unterricht drastisch ein. Tanja Tönshoff, Leiterin der Erik-Nölting-Grundschule, will das Händewaschen dagegen fürs Erste beibehalten und die übrigen Kinder derweil mit Arbeitsblättern beschäftigen.
Gesamtheit der Corona-Schutzmaßnahmen muss passen
Grundsätzlich, sagt Schuldezernent Matthias Tacke, dürfe jede Schule selbst über einzelne Maßnahmen entscheiden, "allerdings muss die Gesamtheit der Corona-Schutzmaßnahmen passen".
Dies gilt auch für die Organisation des Unterrichts, für die das NRW-Schulministerium versetzte Anfangs- und Pausenzeiten nahegelegt hatte: Dies sei, so Tacke, in Hattingen allerdings gar nicht an allen Grundschul-Standorten umsetzbar. An der Grundschulen Niederwenigern und Bredenscheid etwa gebe es viele Buskinder. "Die kommen ja alle zur selben Zeit zur Schule." Zudem sei im Bus eine Durchmischung verschiedener Klassen kaum vermeidbar, da ein klassenbezogener Einsatz von Bussen nicht möglich sei.
Eltern sollten Buskinder derzeit möglichst per Pkw zur Schule bringen
Tacke appelliert daher an die Eltern, aufgrund der Corona-Pandemie ihre (Bus)-Kinder derzeit möglichst per Pkw zur Schule zur bringen. "Auch wenn wir sonst immer davon abraten."
Kein warmes Mittagessen in der OGS
Schuldezernent Matthias Tacke betont, dass die Stadt Hattingen eine klassenbezogene OGS-Betreuung nicht anbieten könne. Dafür fehle zumindest an den meisten Standorten das Personal. Er bittet Eltern daher darum, "dass nur diejenigen ihre Kinder in die Betreuung schicken, die unbedingt darauf angewiesen sind". Und um Verständnis dafür, dass die OGS an den einzelnen Standorten derzeit lediglich bis 15 bzw. 15.30 Uhr angeboten werden kann - in der Regel zudem ohne ein warmes Mittagessen. Denn eine Corona-gerechte Einnahme zu organisieren, so Tacke, "ist an den meisten Standorten nicht unproblematisch".
Ausnahme: die Erik-Nölting-Schule. "Hier", sagt Schulleiterin Tanja Tönshoff, "haben wir zwar auch nicht mehr Personal, aufgrund zahlreicher Teilzeitkräfte aber genug Köpfe, um den Kindern die Einnahme eines warmen Mittagessens sogar im Klassenverbund zu ermöglichen."