Hattingen. Die Krise trifft die Schwächsten. Da sind sich Awo, Caritas und Diakonie in Hattingen sicher. Viele Hilfen sind nur eingeschränkt möglich.

„Die Schwächsten trifft es am meisten“, sagt Caritas-Geschäftsführer Dominik Spanke über diese anstrengenden Corona-Zeiten. Während die Abstandsregelung schon Gesunden viel abverlangt, kann sie vor allem psychisch Kranke in ein tiefes Loch reißen. Auch Awo und Diakonie kämpfen für die, die sie betreuen.

Kontaktstelle für psychisch Kranke fehlt

Die Kontaktsperren seien eine Herausforderung für alle. „Gerade bei den ambulanten Diensten, wie der Kontaktstelle für psychisch Kranke, fehlt die Nähe, die die Menschen dringend brauchen“, schildert Spanke. „Denn diese festen Gruppen wurden als erstes geschlossen.“

Das Thema Corona sei ohnehin schon angstbesetzt. „Bei vielen, deren Lage sich durch Kontaktgruppen und Gespräche stabilisiert hatte, kommen diese Ängste jetzt wieder hoch.“ Die meisten von ihnen lebten alleine, so dass sie auch von Partnern oder Familie nicht aufgefangen werden könnten. „Das ist ein großes Problem, denn die Kontaktstelle ist so etwas wie ein Familienersatz.“

Suchthilfe nur noch am Telefon

Ähnlich schwierig ist die Lage im Suchthilfezentrum, das auch geschlossen ist. Normalerweise nimmt man sich für einen Beratungstermin eine Stunde Zeit, jetzt sind die Termine am Telefon auf eine halbe Stunde begrenzt, was „im Grunde viel zu wenig sei. Spanke: „Da, wo die Haut eh schon dünn ist, da brechen die Probleme jetzt am meisten aus.“

Schwierigkeiten der Schulbegleiter

Auch Awo-Geschäftsführer Jochen Winter sieht große Schwierigkeiten durch das Gebot, Abstand zu halten und die persönliche Kontaktsperre. „Das betrifft vor allem unsere Schulbegleiter, die einige Kinder als Assistenz während des Unterrichts betreuen. Da Schule im Augenblick digital abläuft, können sie die Kinder kaum unterstützen. Es ist eben etwas ganz anderes, wenn man einem Kind im persönlichen Kontakt hilft. Das fällt jetzt weg und das hat natürlich negative Folgen.“

Kita-Besuch für das Kindeswohl

Ein weiterer brach liegender Bereich, der den Mitarbeitern auf der Seele liegt, ist die Tageseinrichtung Rosenberg, in der zu Coronazeiten fünf Kinder betreut werden. „Wir brauchen dringend eine Öffnung für Kinder, bei denen das Kindeswohl möglicherweise gefährdet ist. Wir wollten viel mehr Kinder aufnehmen, aber man ist darauf angewiesen, dass das Jugendamt sagt, welche Kinder zu uns kommen sollen.“ Dabei seien viele in der Einrichtung besser aufgehoben als zu Hause, denn es gebe zum Beispiel regelmäßiges Mittagessen, was nicht in jeder Familie gewährleistet sei. Das Gleiche gelte auch für die Offene Ganztagsschule. Dass die Betreuung wegfalle, bedeute für viele Eltern Stress.

Ein ganz anderes, logistisches Problem, sei die Unterbringung von Heimbewohnern, die aus dem Krankenhaus kommen und zwei Wochen in Quarantäne bleiben müssen. Diese Anforderung in einem Apartment zu gewährleisten, sei kompliziert.

Angst vor Verlust der Wohnung

Auch Fabian Tigges, Sprecher der Diakonie, kennt die Schwierigkeiten der momentanen Lage. „Die Wohnungslosenhilfe kann die Dienste nicht wie gewohnt anbieten. Die Beratung machen wir aus dem Fenster heraus, füllen Anträge aus, reichen sie den Hilfesuchenden, die dann noch unterschreiben müssen. Es kommen zurzeit auch Menschen, die fürchten, ihre Wohnung zu verlieren.“

Einige Dienste brechen komplett weg

Vieles ist den Wohlfahrtsverbänden in diesen Coronazeiten weggebrochen. Zum Beispiel auch der gesamte Reisedienst der Awo. „Wir sind Spezialist für Gruppenreisen“, sagt EN-Awo-Geschäftsführer Jochen Winter. „Da geht zurzeit nichts mehr.“ Zehn Mitarbeiter haben normalerweise Kundenkontakt, alleine 30 Fahrer arbeiten in dem Bereich für die Awo. „Sie alle haben jetzt Kurzarbeit.“

Auch die Förderung der Schulverweigerer könne nicht stattfinden. Genauso wenig wie die Maßnahmen für Menschen mit Migrationshintergrund, die die Awo versucht, in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.