Hattingen. Der SSV-Vorsitzende sieht den Sport in Hattingen 2030 mit anderen Herausforderungen und Schwerpunkten. Er sagt, wie er ein Bad erhalten will.
Der Sport in Hattingen ist gut aufgestellt. Die 79 Vereine zählen aktuell 17.244 Mitglieder – noch immer ist beinahe jeder Dritte in einem der heimischen Vereine angemeldet. Auch im Jahr 2030 wird der Sport in Hattingen gut aufgestellt sein, da ist sich Michael Heise, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes, sicher – wenn auch mit anderen Herausforderungen und Schwerpunkten. Vorderste Aufgabe: Sportverwaltung und Sportselbstverwaltung müssen enger aneinanderrücken.
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Hat Hattingen 2030 noch ein Schwimmbad? „Bevor wir keins mehr haben, würde der Stadtsportverband gemeinsam mit einem der Vereine eines übernehmen“, sagt Michael Heise im WAZ-Gespräch. Es gebe genügend Beispiele im Land, auch bei Freibädern, wo engagierte Menschen da bereits aktiv seien – „und sie machen es oft besser als eine Verwaltung es kann“.
Gemeinsames Büro von Stadtsportverband und Sportverwaltung
Das ist keine Kritik von ihm, auch kein Vorwurf, sondern eine nüchterne Gegenwartsbeschreibung – weil das Geld und oft das Personal fehlen, können (Sport-)Verwaltungen nicht mehr das leisten, was in früheren Jahrzehnten Standard gewesen ist.
Zahlen und Kontakt
In Hattingen hat es im vergangenen Jahr 37.900 Übungsleiterstunden im Sport gegeben, die vom Land NRW gefördert wurden – 5198 dieser Stunden sind im Bereich des Behindertensports geleistet worden.
Aus der Statistik des Stadtsportverbandes geht zudem hervor, dass es 190 weibliche und 179 männliche Übungsleiter gibt.
Kontakt zum Stadtsportverband: Büro im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8; 02324/ 380 930 80; E-Mail: info@stadtsportverband-hattingen.de
Heise schwebt ein gemeinsames Büro von Stadtsportverband und Sportverwaltung vor, so wie es in Witten bereits der Fall ist. „Die dortige SSV-Geschäftsführerin ist Angestellte dere Stadt, das gefällt mir. Denn Sport heißt inhaltlich gestalten und nicht nur verwalten.“
Kooperationen eingehen, Programme aufstellen, Fördergelder abrufen – Herausforderungen sind da. „Mein Wunsch wäre es, eine halbe Stelle für einen Sportpädagogen zu haben, der inhaltlich arbeiten kann und Anträge stellt. Landessportbund, Kreissportbund, die einzelnen Verbände – es gibt für uns und für die Vereine so viele Möglichkeiten.“
Landesprogramm „1000 x 1000 – Anerkennung für den Sportverein“
Als Beispiel nennt er das Landesprogramm „1000 x 1000 – Anerkennung für den Sportverein“, bei dem etwa drei Millionen Euro für Vereinsprojekte in den Bereichen Ganztag und Kita, Inklusion und Integration, Gesundheitsförderung, sowie Bewegungsförderung für Kinder, Jugendliche und Ältere zur Verfügung gestellt werden.
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„Größere Vereine sehen das, machen das, sie schaffen das“, sagt Michael Heise. „Viele kleine Vereine, und das mache ich denen gar nicht zum Vorwurf, können das nicht. Wir müssen es allen ermöglichen.“
Gibt es denn 2030 noch genügend Engagement im Ehrenamt? „Ich sehe es nicht so dramatisch wie andere“, sagt der Judoka und Segler. Ihm ist die Herangehensweise wichtig: „Wir müssen Menschen davon überzeugen, mal bei einem befristeten Projekt mitzumachen und sie nicht gleich auf lange Zeit zu etwas verdonnern. Das könnte Motivation zur Mitarbeit bringen.“
Erfolgreiches Projekt „Sport im Park“ soll wiederholt werden
Michael Heise sieht die Jugend auf einem guten Weg. Dem Beispiel von Sarah Quirbach etwa, die im vorigen Jahr das Projekt „Sport im Park“ auf die Beine gestellt hat (und das im Sommer wiederholt werden soll), können viele andere noch folgen. „Künftig sollten wir in den Vereinen J-Teams haben – denen gibt man den Betrag X und dann sollen sie die Freiheit haben zu gestalten.“
Sein letzter Punkt: Sportvereine und Fitnessstudios. „Ich wünsche mir, dass unsere großen Vereine selbst welche betreiben.“ Der Aufbau eines eigenen Sportzentrums werde vom Land unterstützt; es gebe viele Beispiele, die funktionieren, etwa bei der TSG Sprockhövel.
„Der Sport hat sich einst für den Ehrenamtsweg entschieden“
Heise: „Der Sport hat sich einst für den Ehrenamtsweg entschieden, andere Bereiche wie die Awo, das DRK oder kirchliche Organisationen wurden professionalisiert. Der Sport hat den kommerziellen Bereich nicht mitgedacht – aber die Vereine, die da reingegangen sind, haben Erfolg, sind gewachsen und haben dadurch Mittel für weitere Entwicklungen.“ Was es dafür braucht: „Menschen, die dahinterstehen, Ideen haben.“
Die gibt es. Siehe Michael Heise.
>>> Weitere Folgen zu „Hattingen 2030“:
>>> JUGENDLICHE HABEN ALLES – AUSSER ELTERN