Hattingen. Europäische Route der Industriekultur: Hochofen in Spanien beeindruckt Henrichshütten-Vertreter in Hattingen. Was die Spaniern an Hattingen mögen.
In Puerto de Sagunto in Spanien hat Robert Laube vom Industriemuseum Henrichshütte gesehen, wie toll ein begehbarer Hochofen sein kann. Dafür haben Maria Hebestreit und Luis Roberto Doménech von der Stiftung, die sich um die Erhaltung des Hochofens und die Einrichtung eines Museums dort kümmert, gesehen, wie das Hattinger Museumskonzept funktioniert.
Der Hochofen Nummer 3 in Hattingen, der Hochofen Nummer 2 in Puerto de Sagunto. 1984 ging er aus, der in Hattingen 1987. Knapp 1440 Kilometer liegen zwischen den Städten.
Industriemuseum in Hattingen kooperiert mit spanischem Hochofen-Standort
Die Europäische Route der Industriekultur
Das Treffen in Hattingen ist möglich durch das Austauschprojekt Twinning of Sites der Europäischen Route der Industriekultur (Erih, European Route of Industrial Heritage).
Erih ist das touristische Informationsnetzwerk zum industriekulturellen Erbe in Europa, das sich mit der Industriegeschichte von 36 Ländern befasst. Informationen gibt es hier.
Bürgermeister Dirk Glaser begrüßte die Gäste im Rathaus, steht hinter dem Austausch und europäischer Zusammenarbeit. Auch touristisch wiesen die Standorte Gemeinsamkeiten auf, betonte er.
„In beiden Städten gibt es auch noch Restbetriebe beispielsweise für Oberflächenbeschichtungen“, unterstreicht Robert Laube, Leiter des Industriemuseums Henrichshütte. Er ist überzeugt, dass der Strukturwandel als europäisches Problem auch nur auf europäischer Ebene zu lösen ist. „Nur mit der lokalen Brille kommen wir nicht weiter.“ Darum hatte er auch schon vor einiger Zeit Kontakt nach Piombino in der italienische Toskana aufgenommen.
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Der Kontakt zu Puerto de Sagunto jetzt entstand über die Ausstellung „Linking Europe“, einem Projekt der Erih, der europäischen Route der Industriekultur.
Hattinger waren im Juli in Spanien, jetzt ist die spanische Delegation in Hattingen
Im Juli war Laube in Spanien. Jetzt besuchte die spanische Delegation Hattingen. Doménech, Geschäftsführer der Stiftung „Fundación de la Comunidad Valenciana de Patrimonio Industrial y Memoria Obrera de Puerto de Sagunto“, war erstmalig in Deutschland. Voneinander lernen wollen beide Seiten.
Maria Hebestreit, Vorstandsmitglied der spanischen Stiftung, ist begeistert vom Ausstellungskonzept in Hattingen. „Das Museum bei uns wird 2020 eröffnet, es gibt noch kein museologisches Konzept. Viele in Spanien erwarten, dass es eine Dauerausstellung mit vielen Objekten gibt. Wir wollen aber weg vom traditionellen Museum. So ein Konzept wie in Hattingen mit unterschiedlichen Ausstellungen gefällt mir.“
Events auf dem Gelände der Henrichshütte begeistern die Gäste aus Spanien
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Auch dass Events auf dem Gelände der Henrichshütte stattfinden, begeistert sie. „Bei uns gibt eine große Halle, die wäre für eine kommerzielle Nutzung toll. Dafür müssen wir aber erst das Bewusstsein schaffen. Wir wollen das Museum beleben.“ Begeistert ist sie vom Umgang mit den Ehemaligen in Hattingen. „Die Ehemaligen der Hütte fühlen sich hier zu Hause im Museum, treffen sich hier.“ Der Kontakt zu Ehemaligen sei in Spanien bislang verpasst worden.
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Lange wusste Laube nicht, wie er zu der Idee eines begehbaren Hochofens steht. Dann sah er einen in Teschechien, in Vitkovice – und jetzt den in Puerto de Sagunto. „Er ist aufgeschnitten, innen mit rotem Licht beleuchtet.“ So etwas wäre vielleicht etwas für Hattingen. Doch gäbe es da auch Hürden zu überwinden. Dennoch: „Das ist einfach sexy.“
Thema Strukturwandel sehen Kooperationspartner als europäische Aufgabe
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Inspiration, voneinander lernen, Austausch über Erfolge und Misserfolge, das ist das Ziel dieses Treffens. Damit nicht jeder, wie Laube es plakativ sagt, „in seinem eigenen Saft“ schmort. Das Thema Strukturwandel beschäftige ganz Europa, selbst ein Komponist wolle sich mit Strukturwandel und Hüttenwerken befassen, verrät Laube. suche dafür Partner.
Für die Gäste aus Spanien war Hattingen nicht der einzige Aufenthaltsort: „Wir sind zusammen bei der Feier 20 Jahre Route der Industriekultur, die beiden sind super Netzwerker.“ Zuvor waren Hebestreit und Doménech zudem in Duisburg. „In Sagunto gibt es eine Feuerverzinkung von Thyssen-Krupp, als das Werk bei uns damals vorübergehend geschlossen wurde, kamen einige Mitarbeiter nach Duisburg. Wir haben auch den Ausbildungsleiter getroffen. Es gibt enge Kontakte“, so Maria Hebestreit. „Die Wirtschaft macht globale Kooperationen vor und handelt. So muss es in der Kultur auch werden“, sagt Laube.