Hattingen. Industriemuseum Henrichshütte nimmt Eisenverarbeitung in Italien in den Blick. Besuche und Gegenbesuche bereiten umfangreiche Präsentation vor.
- Industriemuseum Henrichshütte nimmt Eisenverarbeitung in Italien in den Blick
- Besuche und Gegenbesuche bereiten die umfangreiche Präsentation vor
- Die Schau soll auch zeigen, dass Veränderungen nicht als etwas Bedrohliches gesehen werden müssen
Mit italienischen Experten und Fotografen kooperiert Robert Laube vom Museum Henrichshütte für eine Ausstellung, die ab Sommer 2018 in der Ruhrstadt zu sehen sein soll. Viel Vorarbeit ist nötig. Laube hofft, sogar ein Exponat aus den Uffizien in Florenz zeigen zu können.
Kontakte zu Piombino ergaben sich zufällig 2010 – einerseits durch Laubes Urlaub in der italienischen Stadt, andererseits durch die aus Bochum stammende, aber in Piombino lebende Fotografin Sabine Korth, die im Hattinger Museum vorstellig wurde. „Im Grunde erlebt Piombino derzeit eine ähnliche Zäsur wie Hattingen in den 1980er Jahren war“, erklärt Laube. In Piombino, findet der Museumsleiter, „fangen die gerade erst an, den Begriff Industriekultur für sich zu entdecken“.
Bertelli lichtete auch Hattinger ab
Das Ergebnis der Kontaktaufnahme: die Ausstellung von Fotografien des Italieners Pino Bertelli unter dem Titel „Uomo e Macchina“ (Mensch und Maschine) in der Henrichshütte. Bertelli lichtete auch Hattinger ab.
Dann arbeitete Annette Hudemann, die für den Landschaftsverband fotografiert, mit den italienischen Fotografen Andrea Cesarini, Mattia Crocetti, Fabio Capaccioli sowie mit Sabine Korth zusammen. Das Ziel: in einen kulturellen Dialog einzutreten in den Regionen, die durch die Eisenverarbeitung geprägt sind.
Spuren der Etrusker
Im Oktober 2016 wurden die so entstandenen Fotos in dem stiefelförmigen Land unter dem Titel „Iron“ gezeigt. „Die Arbeiten sind sehr spannend. Cesarini fotografiert dramatisch, mit satten Farben, zeigt fast barocke Stillleben. Capaccioli arbeitet mit kleinen, quadratischen Bildern, die man als romantisierend beschreiben könnte. Crocetti zeigt hingegen Menschen, Sabine Korth collagiert und Hudemann bietet einen dokumentarischen Blick auf die Anlagen“, erklärt der Hattinger Museumsleiter. In Baratti war das Team auf den Spuren der Etrusker, im Werk für Oberflächenbeschichtung, im Hafen von Piombino, im Eisenhüttenwerk. „Es soll noch eine Tagestour nach Elba geben.“ Schon im siebten Jahrhundert vor Christus nämlich bauten die Etrusker auf Elba Eisen ab.
Gebrauchte Arbeitskleidung
100 dieser Fotos sollen in der Ausstellung in Hattingen im kommenden Sommer gezeigt werden – bei seinem jüngsten Besuch in Italien im Juli hat Laube bereits viele gesichtet, einige schon mit nach Hattingen gebracht.
Ergänzt werden sollen die Fotos um Ausstellungsstücke, zu denen die Italiener den wissenschaftlichen Hintergrund liefern. „Welche das sind, muss bis Oktober klar sein“, sagt Laube.
Einige hat er schon sicher: „Im Hüttenwerk hat man mir Arbeitsschutzplakate angeboten. Aber ich habe mehr Interesse an gebrauchter Arbeitskleidung. Die wird wohl auch kommen“, so Laube. Von ersten Ideen, das Hüttenwerk in Piombino eventuell zu einem Industriemuseum, weiß er, „ist nicht viel übrig geblieben. Das Gelände gehört jetzt einem algerischen Lebensmittelhändler, der einfach den Hafen nutzen will.“
Silber-Amphoren aus Baratti
Bei seinem Besuch in Italien jedenfalls entdeckte Laube auch eine Kiste mit Eisenproben, die mit einem Löffel zu Prüfzwecken in eine Form gegossen worden. „Auch davon werden wir etwas bekommen.“ Aus Follónica kommt ein Stab, der die Symbole der Gießerei und damit der Stadt – zwei Delfine – zeigt. Eine Kopie einer in der Region gefundenen etruskischen Apollo-Statue soll kommen, dessen Original im Louvre zu sehen ist. Im April 2018 will er die Exponate holen.
Eng arbeitet er mit Francesco Ghizzani Marcìa zusammen, der selbst in Piombino geboren wurde und die Parchi Val di Cornia mit archäologischen Ausgrabungsstätten leitet. Er kann den Kontakt zu den Uffizien herstellen, damit – möglicherweise – eine Kopie der Silber-Amphoren aus Baratti nach Hattingen kommen kann. Sie ist 61,5 Zentimeter hoch mit einem Fassungsvermögen von bis zu 22 Litern. „Das Original könnten wir nicht guten Gewissens ausstellen, weil das Raumklima nicht stimmt“, sagt Robert Laube, der berichtet, dass auch die Stadt Massa Marittima beim Projekt mitmachen wolle. „Aber nun ist es für 2018 zu spät. Das müssen wir ein anderes Mal machen“, sagt Laube. Er hat in der Bucht von Baratti übrigens selbst ein mögliches Ausstellungsstück gefunden: Gestein mit Eisen.
„Wir in Hattingen bauen und produzieren die Ausstellung, organisieren die Logistik, machen den Katalog“, erklärt Laube. Die Schau soll auch zeigen, „dass Veränderungen nicht als etwas Bedrohliches gesehen werden müssen, sondern als etwas Aufregendes, Spannendes, aus dem etwas entstehen kann“, sagt Laube.