Hattingen. Die dritte Hattinger Armutskonferenz rückt Armut und Einsamkeit im Alter in den Fokus. Warum ausdrücklich alle Bürger hierzu eingeladen sind.
Die ersten zwei Hattinger Armutskonferenzen im Januar 2012 und im November 2013 nahmen Probleme von armen Kindern und Jugendlichen in den Blick, die dritte Auflage am 8. Oktober in Rathaus nun rückt Armut und Einsamkeit im Alter in den Fokus. Dabei wartet das Organisationsteam um Stefanie Berkermann, Fachbereichsleiterin Soziales und Wohnen, und Quartiersentwicklerin Gabriele Krefting mit einem neuen Konzept auf: Ausdrücklich erwünscht zur Konferenz sind nämlich nicht nur engagierte Mitglieder von Institutionen, Vereinen, Verbänden, sondern alle am Thema interessierten Bürger. Und das hat gute Gründe.
Die Zahl der Hilfebedürftigen nimmt von Jahr zu Jahr zu
Senioren, die von Armut und Einsamkeit betroffen sind, outeten sich selbst nur selten, sagt Stefanie Berkermann. Von daher ließe sich auch nicht sagen, wie viele der rund 13.500 Hattinger über 65 Jahren tatsächlich davon betroffen sind.
Doch auch wenn gerade einmal 750 Senioren in Hattingen eine Grundsicherung bezögen, habe sie den Eindruck: Die Zahl der Hilfebedürftigen nehme von Jahr zu Jahr zu. „Die ,verschämte´ Armut stellt einen ernstzunehmenden Faktor auch in unserer Stadt dar.“
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Die dritte Armutskonferenz wendet sich genau daher nicht zuletzt auch an Menschen, die die unerreichbaren Armen vielleicht doch erreichen könnten: Nachbarn, Mitbürger aus dem Quartier. Sie, so hoffen die Veranstalter, können zusammen mit schon jetzt sozial engagierten Experten und Ehrenamtlichen Ideen für tragfähige Konzepte beisteuern, um arme und einsame ältere Menschen an der Gesellschaft teilhaben zu lassen – sinnigerweise heißt der entsprechende Programmpunkt der Armutskonferenz denn auch „Hattingen kommt zu Wort“.
Das Bewusstsein fürs gemeinsame Miteinander wieder präsenter machen
„Wir wollen“, sagt Gabriele Krefting, „das Bewusstsein fürs gemeinsame Miteinander wieder präsenter machen.“
Was dies konkret bedeuten könnte, dafür nennt die Quartiersentwicklerin Beispiele: „Anstatt dass man sich mit der finanziell klammen Lieschen Müller in einem Café trifft, könnte man sie etwa auch zu regelmäßigen Nachbarschaftstreffen zu Hause einladen.“ Und auch ein telefonischer Besuchsdienst, bei dem Senioren von Ehrenamtlichen regelmäßig zwecks Plauderstunde angerufen werden, wie es ihn in der Nachbarstadt Bochum bereits seit vier Jahren gibt, könne ein Baustein sein gegen soziale Isolation im Alter in Hattingen. In Welper, so Krefting, solle Letzteres als Modellversuch getestet werden.
Am Ende des Tages mit allem Beteiligten eine Zielvereinbarung verabschieden
Dass es bei Ideen – und Praxisbeispielen geladener Referenten – bei der dritten Armutskonferenz allein nicht bleiben soll, auch das betonen Berkermann und Krefting ausdrücklich. „Am Ende des Tages wollen wir mit allem Beteiligten eine Zielvereinbarung verabschieden.“ Als Arbeitsgrundlage für die nächsten schon geplanten Treffen. Auf dass die Probleme Armut und Einsamkeit im Alter nicht nur angesprochen, sondern auch gelöst werden.
>>> RUND UM DIE ARMUTSKONFERENZ
Unter dem Motto „Alt, arm und einsam – Leben ist mehr!“ steht die dritte Hattinger Armutskonferenz am Dienstag, 8. Oktober, von 16 bis 19 Uhr im Rathaus (Rathausplatz 1). Neben einer Problemanalyse und der Benennung von Handlungsoptionen stehen verschiedene Vorträge und ein Ideenaustausch für Lösungen auf dem Programm.
Wer sich für die Teilnahme interessiert, kann sich anmelden beim Fachbereich Soziales und Wohnen, Hüttenstraße 43, in Hattingen, 02324-204 55 02, E-Mail: d.lotz@hattingen.de