hattingen. . 80 Prozent der Empfänger von Grundsicherung sind Senioren. Die Stadt ermuntert die Betroffenen, Hilfe im Quartier anzunehmen.

Immer mehr alte Menschen sind arm. Derzeit bekommen 718 Hattinger Grundsicherung. Diese Unterstützung wird fällig, wenn die eigene Rente unterhalb der Armutsgrenze liegt, was auf 80 Prozent der 718 zutrifft. Der Rest erhält dauerhafte Erwerbsminderung.

Die Zahl der Grundsicherungen ist zwischen 2006 und 2017 von 387 auf 678 Personen gestiegen. Was Hattingen gegen Altersarmut tun kann, will die Stadt bei einer Veranstaltung im November vorstellen und dabei Vertreter von Politik, Seniorenforum, Initiativen, Selbsthilfegruppen, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden einbeziehen und Projekte wie das Altengerechte Quartier im Rauendahl und in Welper berücksichtigen. Denn Armut führt oft auch zu Einsamkeit. Wo das Geld fehlt, fällt es schwer am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, begründet die Verwaltung in der Vorlage für den Sozialausschuss in der nächsten Woche.

Anonymität bleibt gewahrt

Hinzu kommen verschämte Armut, Unkenntnis über Ansprüchen, die Angst, dass Kinder zum Unterhalt herangezogen werden, Stigmatisierung, organisatorische und bürokratische Hürden. Dezernentin Beate Schiffer möchte Betroffene ermuntern, die Möglichkeiten in Hattingen zu nutzen, „sich rauszutrauen“, Angebote wahrzunehmen, Nachbarn und Quartier kennenzulernen. Auch Nachbarn oder Angehörige, die Betroffenen helfen möchten, können sich an die Stadt wenden und fragen, wie sie unterstützen können. Dabei können die alten Menschen, für die etwas getan werden soll, anonym bleiben.

277 Ältere suchten Rat beim HAZ

Langfristig, so Dezernentin Beate Schiffer, soll das Thema Bildung einbezogen werden. Doch im November soll vor allem die Altersarmut im Fokus stehen. Als arm gilt für die Stadt, wer höchstens 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung hat.

Beim Arbeitslosenzentrum HAZ, das im Vorjahr auf 1475 Beratungen kam, haben sich 277 Personen über 55 Jahre beraten lassen. Nicht nur Strom- und Heizkosten bereiteten Ratsuchenden Probleme, sondern auch die energetische Sanierung ihrer Wohnung. Gerade kleine Wohneinheiten der großen Wohnungsbaugesellschaften würden unverhältnismäßig teuer und führten zu einem Mietpreisanstieg, der mit Angemessenheitskriterien nicht zu vereinbaren sei.