Hattingen. Das Jobcenter des Ennepe-Ruhr-Kreises zahlt Leistungen an 27.000 Menschen. Hartz-IV-Empfänger soll künftig auch online Zugang zum Jobcenter haben
Diese Woche steht bundesweit im Zeichen der Jobcenter, für die die Kreise und kreisfreien Städte die Verantwortung tragen. Die Kampagne trägt den Titel „Stark. Sozial. Vor Ort“. Im Interview erläutert Heiner Dürwald, Leiter des Jobcenters EN, die Arbeit und Zukunft der Anlaufstelle für Hartz-IV- Empfänger.
Das Jobcenter EN betreut im Vergleich zu den anderen Fachbereichen der Kreisverwaltung die meisten Menschen.
Dürwald: Aktuell beziehen gut 27.000 Menschen monatlich Leistungen von uns. Unter ihnen sind 19.600 als erwerbsfähig eingestuft. Ihnen helfen wir, neue Perspektiven für Ausbildung und Arbeit zu finden. Als nicht-erwerbsfähig gelten 7300 Personen. Dies sind in der Regel Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren.
Zuständigkeit für Hartz-IV-Empfänger
2005 zählte das Jobcenter EN - seinerzeit noch Jobagentur EN - bundesweit zu den ersten rein kommunalen Einrichtungen, die sich um die Empfänger von Hartz IV kümmerten.
Grund dafür, diese so genannte „Option“ zu ziehen und auf eine gemeinsame Behörde mit der Agentur für Arbeit für diese Aufgabe zu verzichten, war der Eindruck, dass die Nürnberger Behörde örtliche Gegebenheiten zu wenig berücksichtigen würde. Kreisverwaltung und Kreispolitik sahen im Jobcenter EN die bessere Chance, soziale Verantwortung für die Bürger zu übernehmen.
2013 wurde das Jobcenter EN neu aufgestellt. Es wurde als Fachbereich IV Teil der Kreisverwaltung. Damit ging die gesamte personelle und organisatorische Verantwortung von den Städten auf den Kreis über
In ihrer Arbeit bewegen Sie große Summen Geld.
Für unsere Aufgaben stehen uns in diesem Jahr gut 220 Millionen Euro zur Verfügung. Davon trägt der Bund 175, der Ennepe-Ruhr-Kreis 40 und das Land NRW 6,5 Millionen Euro. Der Blick auf den Gesamthaushalt der Kreisverwaltung zeigt: vier von zehn Euro fallen in unseren Verantwortungsbereich.
Die Zahl der Leistungsempfänger sinkt deutlich. Welche Personengruppen profitieren besonders vom Zusammenspiel mit der örtlichen Sozial- und Hilfestruktur ?
Wir konnten und können dank unserer Vor-Ort-Kontakte unter anderem zunehmend mehr Angebote für die wachsende Zahl physisch und psychisch Beeinträchtigter einrichten. Zudem steht der Start des Modellprogramms RehaPro unmittelbar bevor. Und auch beim Thema sozialer Arbeitsmarkt, also bei Angeboten für Menschen, die aktuell keine Chance auf dem „normalen“ Arbeitsmarkt haben, läuft all das, was läuft, nur, weil viele an einem Strang ziehen. Unser gesamtes, sehr ausdifferenziertes Förderangebot, das seit Jahren von der Kreispolitik mitgetragen wird, ist nur dank der guten Zusammenarbeit mit allen Akteuren überhaupt möglich.
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Wie reagieren Sie auf Kritik an der Arbeit der Jobcenter?
Gerade im Moment steht das Thema Kundenfreundlichkeit und -orientierung wieder ganz oben auf unserer Liste. Unsere Ziele lauten, Abläufe zu beschleunigen, digitaler zu arbeiten und Gespräche noch besser zu gestalten und zu nutzen. Auf diesem Weg setzen wir zum einen auf organisatorische, technische und bauliche Aktivitäten. Zum anderen auf unsere 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereit sind, Veränderungsprozesse mitzumachen und sich zu engagieren.
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Wie sieht die Veränderung aus?
Absehbar werden wir die klassische Akte abschaffen und den Betroffenen Zugang über das Internet ermöglichen. Auch der Bau des neuen Gebäudes im Südkreis kann an dieser Stelle erwähnt werden.