Hattingen. Der Sozialdemokrat Erich Frank hat in Hattingen seine Spuren hinterlassen – zum Beispiel nach dem Hüttenkampf als Vater der Ideenschmiede.

Dass Erich Frank früher geboxt hat, wissen die wenigsten. Knapp 20 war er, und „ich hab’ ganz schön hinlangen können“, hat er der WAZ einmal von der Jugend in Schwaben erzählt. Als sich der junge Elektriker beruflich durchschlagen muss, reist er landauf, landab und sucht einen Job. In Essen bekommt er den Hinweis, er solle sich mal bei einer Firma in Hattingen melden. Er hört zum ersten Mal von dieser Stadt – und ahnt nicht, dass sie sein großes Glück ist.

Erich Frank, ehemals stellvertretender Bürgermeister in Hattingen.
Erich Frank, ehemals stellvertretender Bürgermeister in Hattingen. © WAZ FotoPool | Repro: Hanusch

Wo soll man bei Erich Frank anfangen? Bei seinem Familienglück, Ehefrau Inge, die er an der Ruhr kennenlernt („Er putzte so schön seine Schuhe“) und den drei Töchtern? Bei seinem beruflichen Weg, der ihn vom Platzmeister beim Trecker-Hersteller Normag an der Nierenhofer Straße bis zum Silberjubiläum auf der Henrichshütte führt? Seiner Ideenschmiede, die er nach dem bitteren Hütten-Aus ins Leben ruft? Oder doch mit seinem politischen Leben, seinen 29 Jahren im Stadtrat, dem Vorsitz bei der SPD in Mitte, der Zeit als Stellvertreter des letzten ehrenamtlichen Bürgermeisters Günter Wüllner und des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters Dieter Liebig?

Franz-Josef Strauß ist schuld, dass Frank sich einmischt

Franz-Josef Strauß ist Anfang der 1960er-Jahre schuld, dass Erich Frank sich in die Politik einmischt. „Der wollte als Verteidigungsminister die Bundeswehr mit atomaren Waffen ausrüsten“, sagt er 1999. Frank ist empört, will sogar nach Australien auswandern. Und bleibt. Er schließt sich den Sozialdemokraten an und stellt bei seinem Abschied aus dem Rat ergreifend fest: „Die SPD war mein Leben.“

Nach dem Umzug aus Schwaben wird Hattingen Erich Franks Heimat. Und nach dem verlorenen Hüttenkampf, den er vor allem als Ortsvereins­vorsitzender leidenschaftlich führt, wird die Ideenschmiede zu seiner zweiten Heimat.

Ja, die Ideenschmiede, der Verein, der auf seiner Idee, seinem Engagement und seinem Einsatz gründet. „Ich war überzeugt, dass die meisten meiner guten Kollegen in ein tiefes Loch der Langeweile fallen würden“, schreibt er zum Zehnjährigen über die Idee, die er schmiedete. „Diesen Kollegen ein Betätigungsfeld für den Vorruhestand zu bieten und sie gleichzeitig für den Gedanken zu begeistern, jungen Leuten etwas von ihren Erfahrungen und Kenntnissen zu vermitteln, schien mir möglich und erstrebenswert.“

Gutes Gespann mit dem Betriebsratsvorsitzenden Rolf Bäcker

Auch Franz Müntefering besuchte die Ideenschmiede. Links Gründungsvater Erich Frank.
Auch Franz Müntefering besuchte die Ideenschmiede. Links Gründungsvater Erich Frank. © WAZ | Michael Korte

Er sucht Räume – doch bei ersten Gesprächen hagelt es Absagen. Dann begeistert Frank den letzten Betriebsratsvorsitzenden der Hütte, Rolf Bäcker, für seinen Plan; ge­meinsam sind sie ein gutes Gespann. Und der neue Verein unterschreibt am 17. Mai 1993 den von der LEG angebotenen Mietvertrag. Adresse: Ideenschmiede & Werkkreis Henrichshütte e.V., Am Stahlwerk 44.

Bis zu 800 Mitglieder finden sich zusammen. Die einen, um zu werkeln, andere um sich zu erinnern. Es gibt eine Frauen- und eine Jugendgruppe. „Das ist eine stolze Entwicklung“, so seine Bilanz.

„Die Geschichte der Hütte darf nicht in Vergessenheit geraten“, so die Ansage von Erich Frank 1993. Das ist sie nicht – auch heute nicht.