Hattingen. Vier Männer und eine Frau standen seit Gründung der neuen Stadt Hattingen im Jahr 1970 an der Spitze. Von Willy Brückner bis Dagmar Goch – der beliebteste unter ihnen war „Unser Günter“ Wüllner.

Schaut man ins Stadtarchiv, reicht die Historie der Hattinger Bürgermeister bis ins Jahr 1843 zurück; Carl Zahn ist der erste in der Liste der bis heute 19 Stadtoberhäupter. Doch bis zum Jahr 1970 gab es auch noch die Ämter Blankenstein und Hattingen-Land – mit eigenen Vorstehern, Direktoren und Amtsbürgermeistern. Erst durch die kommunale Neugliederung entstand die neue Stadt, wie wir sie heute kennen. Seitdem gab es drei ehrenamt­liche (parallel zum Stadtdirektor, der stets Verwaltungschef war) und zwei hauptamtliche Bürgermeister.

Willy Brückner (1956-1977)

Er arbeitete als Lokführer auf der Hütte, mehr Hattingen geht wohl nicht. Doch, denn Willy Brückner saß mehr als 30 Jahre für die SPD im Rat und er ist nach Carl Eigen (1899-1921) das langjährigste Oberhaupt in der Stadtgeschichte. „Menschliche Güte, redliche Gesinnung und bescheidenes Wesen“, wird ihm von langjährigen Weggefährten zugesprochen. Brückner übernahm das Amt im damals beschaulichen Hattingen mit knapp 30 000 Einwohnern und übergab es mit gut 60 000 – ihm gelang es, Zusammenhalt in die zusammengewürfelten Stadtteile zu bringen.

Paul Wolf (1977-1985)

Paul Wolf war ein Musterbeispiel, was ein Bürgermeister zu leisten hatte: Bis zum Jahr 1980 arbeitete er noch als Meister auf der Hütte, war jeden Morgen um halb sechs an seinem Arbeitsplatz; und abends gab es viele und vor allem lange Verpflichtungen als Stadtrepräsentant. Nicht jeder kam mit seiner bisweilen knorrigen Art zurecht, doch sein offenes, stets auf Fairness basierendes Wesen (Wolf war dem Sport immer zugetan) brachte ihm auch große Anerkennung.

Günter Wüllner (1985-1996)

Die Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum „600 Jahre Hattingen“ wurden zum Höhepunkt seiner Amtszeit. Bürgermeister Günter Wüllner, von vielen liebevoll nur „BüGüWü“ genannt, schaffte es binnen weniger Minuten, die Menschen zu packen. Er war präsent. Als „Unser Günter“ war er bei Vereinen willkommen, mit Charme und viel Herz bleibt er in Erinnerung. Wüllner brachte Hattingen durch die schwierige Zeit der Hüttenschließung.

Dieter Liebig (1997-2004)

Sieben Jahre war Dieter Liebig als Stadtdirektor bereits Verwaltungschef, ehe die Doppelspitze abgeschafft wurde und Liebig als Einzelkämpfer zunächst von Günter Wüllner übernahm und sich im Jahr 1999 zum ersten Mal einer Wahl durch die Bürger stellen musste. Der Sozialdemokrat gewann die Abstimmung denkbar knapp gegen Michael Lunemann (CDU), der indes später von der Politik als Dezernent ins Rathaus gewählt wurde. Dieter Liebig war den klassischen Verwaltungsweg gegangen, aber auch die hinzugekommenen Ausflüge zu den Menschen in der Stadt waren ihm keine Last.

Dagmar Goch (2004-2015)

In der vergangenen Woche feierte die amtierende Bürgermeisterin ihren 66. Geburtstag. Am Tag danach schaute sie stolz auf 1000 Bürger, die sich vehement einem Infostand der NPD entgegenstellten. Ausschüsse, noch eine Ratssitzung, die angespannte Haushaltslage, jeden Tag Neuigkeiten in der Flüchtlingssituation, Besuche bei Vereinen und Verbänden – der Terminkalender des Stadtoberhaupts ist pickepackevoll in diesen Zeiten. Und da ist ihr ursprünglicher Job als Verwaltungschefin noch gar nicht berücksichtigt. Dagmar Goch ist eine herzliche Bürgermeisterin, die sehr wohl klare Kante zeigen kann. Am 21. Oktober geht sie in den Ruhestand.