Hattingen. Die Krankenhäuser in Hattingen haben sich neu aufgestellt. Es wurden Schwerpunkte ausgewählt, die sich im Stadtgebiet ergänzen. Ein Überblick.
Die Bertelsmann-Studie sorgt für Aufsehen: Deutschland brauche nur 600 statt der aktuell 1400 Kliniken. Auch in Hattingen wird des Öfteren hinterfragt, ob es für rund 55.000 Einwohner vier Krankenhäuser geben muss. Die Antwort haben die Betreiber in den vergangenen Jahren regelmäßig selbst gegeben – denn sie haben sich bereits spezialisiert.
Evangelisches Krankenhaus
Das EvK ist das einzige Notfallkrankenhaus in Hattingen und Standort für Notarzt-Einsatzfahrzeuge. Die Schwerpunkte des Hauses sind die Innere Medizin, der Bereich Neurologie mit der Stroke Unit für Schlaganfallpatienten sowie die neurologische Komplementärmedizin. Auch die Allgemeinchirurgie mit den Schwerpunkten Visceral- und Unfallchirurgie, wird von der Evangelischen Stiftung Augusta, die das Krankenhaus an der Bredenscheider Straße betreibt, hinzugezählt.
„Die Zukunft bezogen auf unser Haus sehen wir positiv und gesichert“, erklärt Hendrik Schöpper, Referent der Geschäftsführung.
Klinik Blankenstein
„Konzentration und Spezialisierung sind klare Vorgaben der Politik im Krankenhaussektor“, so Sprecher Jürgen Frech. Danach habe man sich schon sehr früh gerichtet. Früher war das St.-Elisabeth-Krankenhaus quasi ein Grundversorger, inzwischen liegen die Schwerpunkte auf den Disziplinen Naturheilkunde, Schmerztherapie, Diabetologie und Rheumatologie.
„Sämtliche Stationen sind attraktiv modernisiert worden“, sagt Frech. „Die Klinik ist wirtschaftlich stabil. Vor diesem Hintergrund sehen wir ihre Zukunft sehr positiv.“ 230 Mitarbeiter und 130 Betten gibt es in Blankenstein. Pro Jahr werden etwa 3500 stationäre und 5000 ambulante Patienten gezählt.
St. Elisabeth Niederwenigern
Das St. Elisabeth Niederwenigern gehört zu den Katholische Kliniken Ruhrhalbinsel, die an der Essener Straße die Innere Medizin und ihr Zentrum für Altersmedizin (Geriatrie) sowie die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit Tagesklinik vorhalten. „Die Psychiatrie leistet die Pflichtversorgung für Hattingen und weite Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises“, erklärt Sprecherin Tanja Liebelt. Die Auswahl wurde im Rahmen der Krankenhausplanung zwischen dem Träger und der Bezirksregierung getroffen.
Ein zukunftsfähiges Projekt sei die Gerontopsychiatrie „mit einer engen und guten Zusammenarbeit zwischen Psychiatrie und Geriatrie“. Für die Patienten gebe es ideale Bedingungen, sie profitierten „von der ruhigen Umgebung und den großzügigen Gartenanlagen“.
Reha-Klinik Holthausen
Hier gibt es keine Akutversorgung, der Betreiber Vamed – eine 100-prozentige Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius – betreut Patienten aus einem weit überregionalen Einzugsgebiet. Betreut werden überwiegend schwerstbetroffene neurologische Patienten.
Mehr als 500 Mitarbeiter werden in Holthausen beschäftigt, die Klinik ist damit einer der größten Arbeitgeber Hattingens. Nachdem im Juni nach langwierigen Verhandlungen der Verbleib bis zum Jahr 2036 besiegelt wurde, soll der Standort weiterentwickelt werden – beispielsweise ist die Aufnahme in ein Landesprogramm beantragt: 100 von künftig 1000 akutmedizinische Frühreha-Betten der so genannten Phase B sollen in Holthausen stehen.
>>> KOMMENTAR: Guter Gesundheitsstandort
Gesundheit ist ein heikles Thema, vorbehaltlosen Beifall gibt es nur selten, weder für die Politik noch für die Gesundheitsindustrie wie etwa die Klinikbetreiber in den einzelnen Städten.
An dieser Stelle sei aber gelobt, was die Krankenhaus-Verantwortlichen in den vergangenen Jahren in Hattingen bereits geschafft haben. Sie haben – ganz egal, ob durch Absprachen oder genaues Hingucken – ihre Häuser so optimiert, dass sich die Disziplinen in Blankenstein, Niederwenigern und am EvK ergänzen. Kurz: Wer möchte, wird in Hattingen versorgt.
Die Reha-Klinik ist dabei außen vor, weil sie keine Akutversorgung anbietet. Sie ist aber wichtig für die Stadt, weil sie einen hervorragenden Ruf genießt und ein großer Arbeitgeber in der Stadt ist.
Dass Hattingen ein guter Gesundheitsstandort ist, zeigt sich aber auch auf anderen Spielfeldern: Es gibt den jährlichen Gesundheitstag, es gibt die Altstadtgespräche und die Kamingespräche, es gibt den stetigen Austausch zwischen Medizinern und den Bürgern. Das schafft Vertrauen – und das ist im Gesundheitsbereich ein nicht unwichtiger Faktor.