Hattingen. Das Tauziehen um den Pachtvertrag ist beendet. Medizinisch stellt sich das Krankenhaus am alten Standort in Hattingen-Holthausen neu auf.
Die Reha-Klinik bleibt in Holthausen. Unter dem neuen Namen Vamed (früher Helios) wird das zur Fresenius-Unternehmensgruppe gehörende Krankenhaus seinen Standort an der Straße Am Hagen nicht aufgegeben.
Seit 2016 hatte die Klinik mit der Axa-Gruppe, der die Immobilie gehört, über künftige Pachtkonditionen gestritten. Zwischenzeitlich waren Umzüge in Neubauten auf dem Campus-Gelände neben der Wuppertaler Uni-Klinik wie auch auf dem ehemaligen O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße als Alternativen ins Spiel gebracht worden. Jetzt ist die Entscheidung für Holthausen gefallen.
Emotionale Mitarbeiterversammlung
Klinik-Geschäftsführer Dirk Rottwinkel hat einen neuen Mietvertrag bis zum Jahr 2036 ausgehandelt. Das war möglich, weil das Gebäude innerhalb der Axa-Gruppe 2017 den Besitzer gewechselt habe und neue Ansprechpartner die festgefahrenen Verhandlungen wieder aufgenommen hätten. „Dirk Glaser hat entscheidende Gespräche moderiert“, bedankte sich Rottwinkel beim Bürgermeister. Das konnte er persönlich tun. Denn Glaser war am Donnerstagnachmittag zur Pressekonferenz in die Reha-Klinik gekommen und betonte „die überregionale Bedeutung des Gesundheitsstandorts Hattingen“.
Vormittags hatte die Klinikleitung die rund 550 Mitarbeiter des Hauses über die Entwicklung informiert. „Das war eine sehr emotionale Veranstaltung“, sagte Rottwinkel. „Wir wissen, wie sehr unser Personal an dem Haus hängt. Viele sind seit dem Start 1993 dabei. Bei einem Umzug nach Wuppertal hätten wir riskiert, Mitarbeiter zu verlieren.“
Zu den neuen Pachtkonditionen mit der Axa-Gruppe sagt Rottwinkel nichts. Wohl aber, dass mit dem so eingesparten Geld „jetzt ein enormer Investitionsstau aufgelöst werden kann“. Die Vamed-Klinik wird eine hohe Summe in die Einrichtung von Behandlungsmöglichkeiten für Früh-Reha-Patienten stecken.
100 Betten für Früh-Reha beantragt
Zwar haben die Holthauser schon immer schwerstbetroffene neurologische Patienten direkt von den Intensivstationen nordrhein-westfälischer übernommen. Nun aber will die Klinik in die sogenannte „Phase B“ eines Landesprogramms aufgenommen werden, das die medizinische, pflegerische und therapeutische Spitzenversorgung auf wenige Krankenhäuser im Land konzentriert. 1000 Betten soll es landesweit geben. 100 davon hat die Reha-Klinik in Holthausen beantragt.
„Umsetzen können wir das nur mit baulichen und strukturellen Veränderungen“, erklärt der Ärztliche Direktor Dr. Axel Petershofer. So müsse etwa eine Intensiv-Pflegestation neu eingerichtet werden.
>>> KOMMENTAR: Noch mal gut gegangen
Mehr als drei Jahre haben die Spitzenmanager der Axa-Gruppe und der Reha-Klinik in Holthausen um Geld gerungen und ganz sicher auch gepokert. Mehr als einmal stand das Ganze auf der Kippe. Dass Hattingen einen der größten Arbeitgeber verliert und eine Geister-Immobilie als Klotz am Bein behält, war mitunter wahrscheinlicher als das Gegenteil.
Jetzt ist der Durchbruch da, das Desaster abgewendet. Das ist eine gute Nachricht für die Stadt. Viele Bürgerinnen und Bürger sind auch direkt betroffen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik ebenso wie Holthauser, die Zimmer an Verwandte von Patienten vermieten.
Und auch indirekt profitiert die Stadtgesellschaft vom Verbleib der Reha-Klinik in Holthausen. Ärztliche Kompetenz bleibt ebenso in der Stadt wie überregionale Aufmerksamkeit, die die Spezial-Klinik auf Hattingen lenkt. Auch als Anlaufstelle im Stadtteil und architektonischer Hingucker im Grünen bleibt das Krankenhaus erhalten. Es ist noch einmal gut gegangen.