Hattingen. In Industriemuseum Henrichshütte sind ab diesem Freitag 48 Fotografien zum Thema „Schrott“ zu sehen. Sie regen an, Sichtweisen zu hinterfragen.
Wenn man so will, ist dieser Mann eine Art Schrottsammler. Ehe nämlich nicht mehr gebrauchs- oder verwendungsfähige metallische Gegenstände recycelt werden, fotografiert Gerd Mittendorf (80) eben diesen Schrott. Und lässt dabei höchst Phantasie anregende Bilder entstehen. Insgesamt 48 davon sind nun zu sehen in einer neuen Ausstellung im Industriemuseum Henrichshütte mit dem ebenso treffenden wie humorvollen Titel: Schrott“.
Leidenschaft für die „Schrott“-Fotografie entstand zufällig
Zufällig entstanden sei seine Leidenschaft für die „Schrott“-Fotografie, verrät Mittendorf. Im Jahre 2011 seien ihm während eines Spaziergangs auf einem Firmengelände in seinem Wohnort Radevormwald gelagerte Metall-Teile aufgefallen, die ihn derart faszinierten, dass er auf den Auslöser seiner Kamera drückte. Zurück erinnerte er sich in jenem Moment zudem an eines seiner Urlaubsfotos aus den 1970er-Jahren, das eine Frau in Sri Lankas Hauptstadt Colombo beim Zerschneiden von Blechbüchsen zeigt.
Schrott als einen Wertstoff erkannt
„Durch die Verknüpfung dieser beiden Erlebnisse ist mir bewusst geworden, dass Schrott ja eigentlich ein Wertstoff ist.“ Und eben diesen hat Mittendorf, der dem Medium Fotografie verfallen ist, seit er als Elfjähriger eine „Bilora-Blitzbox“ geschenkt bekam, und später als freier Mitarbeiter für verschiedene Medien arbeitete, in den letzten Jahren etliche Male in Szene gesetzt.
Aufnahmen entstanden an vier Schauplätzen
Die Aufnahmen für seine Schrott“-Ausstellung sind dabei an insgesamt vier Schauplätzen in der Region entstanden: in der Stahl- und Feinverarbeitungsblechfirma Ickert & Mazur in Radevormwald, im Remscheider Stahl-, Walz- und Hammerwerk Dirostahl, beim Schrottgroßhandel Wüster in Wuppertal sowie beim Metallschrott-Verwerter Bötzel in Witten an der Grenze zu Hattingen, den er eigens für diese Ausstellung mehrfach aufgesucht hat.
Effekte durch unterschiedliche äußere Bedingungen
Um die ihm an den vier Orten „ins Auge springenden“ Schrottteile kunstvoll in Szene zu setzen, setzt der frühere Leiter der Pressestelle der Stadt Schwelm dabei vor allem auf Effekte, die durch unterschiedliche äußere Bedingungen – wie Regen, Sonne, die Lichtverhältnisse – entstehen.
Eine Nachbearbeitung seiner – allesamt digital fotografierten – Bilder lehnt Gerd Mittendorf dagegen kategorisch ab. Ebenso verzichtet er darauf, seine Fotos zu beschriften oder ihnen Titel zu geben.
Schön, wenn Menschen sich Gedanken über seine Bilder machen
„Genau das“, sagt er, „ist doch das Schöne: dass die Menschen sich Gedanken über meine Bilder machen.“ Und dass sie auf diese Weise ihre Sichtweisen immer wieder neu hinterfragen.
Und so lässt sich hier in einem Stück aus Schrott zum Beispiel ein Hundekopf erkennen, da ein Wal, der ein Junges gebärt, dort einige Drachengebilde und direkt gegenüber eine mit Korn gefüllte, auf dem Boden liegende Vase. Und ein wenig weiter eine Landschaftsstudie...
Ein Auge für die Dinge
Um Schrott derart bildlich in Szene setzen zu können, „muss man die Dinge sehen können“, betont Robert Laube, der Leiter des Industriemuseums Henrichshütte. Und schiebt nach: „Und Gerd Mittendorf hat zweifellos das Auge dafür.“
Und die notwendige Passion.
>>> ZUR ERÖFFNUNG SPIELT DAS MARTIN-ZOBEL-TRIO
Die Ausstellung „Schrott“ im Industriemuseum Henrichshütte mit Fotografien von Gerd Mittendorf wird am kommenden Freitag, 12. Juli, um 19 Uhr eröffnet.
Dr. Anne-Kathrin Reif, Kulturjournalistin aus Wuppertal, gibt vor Ort eine Einführung in das fotografische Werk Mittendorfs. Zudem spielt das „Martin-Zobel-Trio“. Der Eintritt ist frei.
Zu sehen sind die „Schrott“-Fotografien von Gerd Mittendorf in der Henrichshütte, Werksstraße 31-33 – jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.