HAttingen. . Dort, wo kein Linienbus hält, fährt der Bürgerbus. Wer nutzt das Angebot? Und warum? Lydia Heuser hat sich umgehört.
- Bürgerbus fährt die Strecke von der Lindenstraße über die Stadtmitte bis zum Homberg
- Menschen, die nicht Auto fahren, sind oft auf das Angebot angewiesen
- Zweimal jährlich sammeln die Fahrgäste sogar für die ehrenamtlichen Fahrer
Es ist halb elf, als der Bürgerbus am Homberg hält und Fahrer Hans Asbeck aussteigt, um ein wenig zu verschnaufen. Seit zehn Jahren fährt der 77-Jährige vier Schichten im Monat den Mercedes-Sprinter, um seine Fahrgäste von A nach B zu bringen.
A, das ist die Lindenstraße. Dort muss er um halb neun sein, um die ersten Fahrgäste des Tages in die Stadt und weiter bis zum Homberg zu fahren. Bis 12.50 Uhr geht seine Schicht, dreimal wird er die Route bis dahin hin- und her gefahren sein. Zum Fahrerwechsel geht es dann auf das Gelände der Berufsfeuerwehr am Wildhagen, dort steht der Bus auch nachts. Die zweite Schicht läuft dann bis kurz nach sechs Uhr abends.
Ohne Auto auf den Bus angewiesen
Viele Damen habe Asbeck am Morgen schon in die Stadt gebracht, erklärt er. Drei von ihnen steigen am Mittag am Busbahnhof wieder ein, um sich nach Hause fahren zu lassen. Helga Busch ist 82 Jahre alt und hievt ihren Rollator mit Hilfe ihrer Freundinnen in den Bus. Eigentlich habe sie noch ein Auto, aber sie nutze gerne den Bürgerbus.
„Wenn ich mal kein Auto mehr fahren kann und ich auf das Angebot angewiesen bin, möchte ich, dass es den Bus noch gibt. Deshalb unterstütze ich den Verein“, erklärt Busch. Aus diesem Grund sei sie auch Mitglied. So wie ihre Freundin Hanne Hausmann (82), die sie schon seit ihrer Berufsschulzeit kennt. Sie fährt seit 25 Jahren kein Auto mehr und ist froh, dass es den Bürgerbus gibt. „Wenn ich zum Arzt muss oder etwas einkaufen will, dann nutze ich den Bus“, erzählt sie. Zwei bis drei Mal in der Woche fährt sie mit dem Sprinter. Wie Anni Kersting (78) wohnen die zwei am Rosenberg. „Durch den Bürgerbus habe ich erst meine Nachbarinnen kennen gelernt“, erinnert sich Kersting.
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Für die Fahrer gibt es ein Jahresabschlussessen
Zweimal jährlich sammeln die Bürgerbus-Fahrgäste am Rosenberg für die ehrenamtlichen Fahrer. Sie wissen das Engagement und die Hilfsbereitschaft sehr zu schätzen. Für die Fahrer und deren Lebensgefährtinnen gibt es dafür ein Jahresabschlussessen und einen jährlichen Fahrerausflug. Außerdem findet jedes Jahr das Sommerfest für alle Vereinsmitglieder statt.
Geselligkeit ist den Menschen, die sich im Rahmen des Vereins engagieren oder den Bus nutzen, sehr wichtig, das merkt man angesichts der angeregten Unterhaltungen schnell. Da wird schon mal besprochen, welcher Arzt mitsamt Praxis umzieht oder wer aus der Nachbarschaft im Krankenhaus liegt. Jetzt im August sprechen Asbeck und seine Bus-Insassen über die anstehenden Urlaube.
Viele nutzen den Bus auch, um Einkäufe zu erledigen
Im Bürgerbus geht es bunt zu. Am Busbahnhof und am Rathaus steigen viele Frauen mit ihren Einkäufen ein. „Die haben 45 Minuten Zeit, um einkaufen zu gehen, wenn sie auf der Rückfahrt direkt wieder mitgenommen werden wollen“, meint Asbeck. Für viele reiche die Zeit aus, um einige Kleinigkeiten zu erledigen.
Die Idee von Mobilität im Alter können die meist älteren Fahrgäste mit weiteren Angeboten aus dem Einzelhandel verbinden. So lässt sich manch einer in die Stadt fahren, um bei Rewe einzukaufen. Doch statt die schweren Taschen selbst nach Hause zu tragen, werden die Einkäufe am Nachmittag vom Lieferdienst des Lebensmittelgeschäfts bis vor die Haustür gebracht.
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„Fahrer sind hilfsbereit, nett und immer pünktlich“
Ingrid Feldkamp transportiert ihre Einkäufe selbstständig und lässt sich vom Bürgerbus zurück zum Hochstand bringen. Sie selbst habe kein Auto und fahre bis zu drei Mal in der Woche mit dem Bürgerbus. „Die Fahrer sind sehr nett und hilfsbereit und immer pünktlich“, erzählt sie. „Der Bus ist unser Juwel“, meint sie und alle Fahrgäste nicken zustimmend.