Hattingen. Schiwy begann einst mit einem Taxi. Er baute eine bis heute bestehende Firma mit vielen Geschäftsfeldern auf. Stets an seiner Seite: seine Frau.
- Tagsüber arbeitete Alfred Schiwy damals auf der Hütte, nachts fuhr er dann Gäste in seinem Taxi
- Er war und ist in technischen Sachen gut. Um den kaufmännischen Bereich kümmert sich seine Frau
- Das Paar machte kaum Urlaub – inzwischen haben die Kinder das Unternehmen übernommen
Tagsüber arbeitete er auf der Hütte, nachts fuhr er Taxi: „Wenn man jung ist, hat man Kräfte“, sagt Alfred Schiwy (89). Der in Friedrichshof in Ostpreußen Aufgewachsene machte sich später in Hattingen selbstständig.
Das älteste von fünf Kindern war er. „Ich komme von einem Bauernhof. Wir hatten Hunde und Katzen zum Spielen, sonst nichts. Mit zehn Jahren musste ich schon den Schleifstein drehen. Das Arbeiten liegt mir im Blut“, verrät Alfred Schiwy. Beim Metzger ging er in seiner Heimat in die Lehre – dann kam der Zweite Weltkrieg, mit 17 Jahren musste er zur Marineausbildung nach Amrum, kämpfte dann am Weser-Ems-Kanal. „Eine schreckliche Zeit“, findet er. Die ihn das gelehrt hat: „Man darf im Leben nicht immer nur den bequemen, einfachen Weg gehen.“
Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit damals quartierten sich seine Kameraden in einem leer stehenden Haus ein. Schiwy war das nicht geheuer, er buddelte sich eine Kuhle. Das Haus wurde bei einem Angriff zerstört, seine Kameraden starben.
Nach der Währungsreform ging er zu Verwandten nach Welper
„Nach dem Krieg war ich bei einem Bauern in Niedersachsen. Aber ich dachte mir, dass kann es jetzt nicht sein, dass du hier bleibst.“ Nach der Währungsreform ging er zu Verwandten nach Welper, fand auf der Hütte Arbeit. Vier Jahre ackerte er da – und kaufte sich sein erstes Taxi. „Das war, als wenn mir einer im Kopf gesagt hätte, dass ich das machen muss“, erklärt er. Und er machte. 1958 war das.
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Seine Frau Ursula, eine kaufmännische Angestellte, lernte er am Kiosk von ihren Eltern kennen. „Da habe ich nach meiner Arbeit mitgeholfen“, erzählt sie. „Ich bin in technischen Sachen gut, sie in den kaufmännischen. Ich konnte doch keine Rechnungen schreiben“, sagt Schiwy – und so ergänzte sich das Paar perfekt. „An unserem Hochzeitstag 1963 wurde dann der schwarze Anhänger für unser Beerdigungsunternehmen geliefert“, erinnert sich Ursula Schiwy (79). „Dann bekam ich mit, dass die Bogestra Busse und Fahrer suchte. Da haben wir einen Bus für 6000 Mark gekauft und sind für die Bogestra gefahren – Richtung Schwelm und Velbert“, blickt Schiwy zurück.
Umzüge und Abschleppdienst kamen zum Geschäftsfeld dazu – und Reisebusse. „Wir fuhren damals viel nach Ostpreußen, inzwischen sind die Busse europaweit unterwegs“, sagt der Unternehmer, der sich inzwischen zwar aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen hat, aber jeden Tag nach seiner Runde durch seinen Wohnort Welper noch gegen 16 Uhr ins Reisebüro Schiwy an der Roon-straße kommt, um einen Besuch abzustatten. Und hier trifft er dann auch seine Frau: Denn die ist immer noch aktiv im Berufsleben.
Sohn und Tochter übernahmen Firma
Sohn und Tochter sind inzwischen mit im Geschäft. „Unser Sohn macht mit bei der Serie ,Land und lecker’ im Fernsehen, er fährt den Bus für die Weihnachtsausgabe 2017“, sagt Ursula Schiwy.
Ihren Sitz hatte die Firma Schiwy erst an der Welperstraße, 1968 stand der Umzug an die Roonstraße an, wo 2003 auch das Reisebüro eröffnet wurde. „Früher haben wir viele Männer nach dem Kneipenbesuch nach Hause gefahren. Das ist selten geworden. Heute gibt es mehr Krankenfahrten“, weiß Alfred Schiwy, der inzwischen auch Großvater ist, übers Taxigeschäft. Seine Enkelkinder sind fünf und elf Jahre alt.
Urlaub hat das Paar kaum gemacht. „Wir waren höchstens mal mit dem Bus mit, wenn es nach Ostpreußen ging“, so Schiwy. Zufrieden blickt das Paar auf seine Erfolgsgeschichte zurück – und mit Dankbarkeit. „Wir haben auch viel Glück gehabt, vor allem damit, dass es uns gesundheitlich noch gut geht“, sagt Alfred Schiwy.