Hattingen. Unternehmen müssen seit Einführung des Mindestlohnes noch genauer planen, wann sie fahren lassen. Mancher setzt sich selbst hinters Steuer.
- Weniger Gewinn für Unternehmer
- Noch keine Unternehmen kaputt gegangen
- Kampf um jeden Kunden
„Das Taxigeschäft“, sagt Sebastian Radziminski (Taxi Sebastian), „war noch nie leicht.“ Aber seit Anfang 2015 der Mindestlohn eingeführt worden sei, sei dieses Gewerbe „noch härter geworden. Seitdem bleibt an Gewinn für den Unternehmer noch weniger übrig“.
Radziminski sagt, noch vor zwei Jahren habe er sieben Mitarbeiter beschäftigt, zwei Taxen in Betrieb gehabt. Inzwischen hat er nur noch ein Taxi – und einen Angestellten. Mit dem wechsele er sich hinterm Steuer ab. „Nur dadurch, dass ich jetzt auch selbst fahre, kann ich die Lohnkosten in Grenzen halten“, sagt der 49-Jährige. Und sein Kleinstunternehmen am Leben.
Dass das Taxigewerbe infolge des Mindestlohns härter geworden ist, bestätigt auch Dieter Zillmann, der Vorsitzende des Taxi-Verbands NRW. Unternehmen müssten jetzt sehr genau planen, wann sie fahren lassen. „Ein Fahrer, der pro Schicht 100 Euro kostet, aber nur 50 Euro reinbringt, lohnt sich einfach nicht.“ Er sehe die Branche aber „nach wie vor positiv“, erklärt Zillmann. Zudem seien durch den Mindestlohn in NRW noch keine Unternehmen kaputtgegangen.
Dass dessen Einführung zumindest mit dazu geführt habe, dass er für sein Taxiunternehmen Auto Matthé Insolvenz angemeldet habe, erklärt derweil Wolfgang Dörner (65). Insgesamt 20 Jahre war er Taxiunternehmer, heute nimmt er Aufträge für Taxi Schiwy an.
Sieben Taxi-Konzessionen hat das Hattinger Traditionsunternehmen. Für viel problematischer als den Mindestlohn hält Chef Wolfgang Schiwy (47) indes den Umstand, dass nicht der einzelne Unternehmer, sondern der Kreistag die Taxitarife festlege. „Das ist für mich sozialistische Planwirtschaft.“ Zudem decke die Erhöhung der Kilometergebühr um 20 Cent auf 1,90 Euro die gestiegenen Kosten nur zur Hälfte. „Um die Kosten für alle zu senken“, sagt Schiwy, fände er die Wiedereinführung einer Taxivermittlungszentrale in Hattingen sinnvoll. „So kämpft doch jeder für sich.“
Darunter auch Alexander Zimmermann (43), der 2015 das Taxi-Unternehmen Dendra übernahm (fünf Konzessionen). Und Gökyer Ramazan (39), der sich vor sechs Monaten entschieden hat, in diesem Gewerbe Unternehmer zu werden – vorerst als Ein-Mann-Betrieb. Denn einen Angestellten kann er (noch) nicht finanzieren. Man müsse in der Branche schließlich „kämpfen um jeden Kunden, jeden Cent“, hat er festgestellt.
Wolfgang Schiwy findet gar: „Es gibt in dieser Stadt zu viele Konzessionen.“ Das Publikum für die aktuell insgesamt aktuell 21 Taxi-Konzessionen sei in Hattingen einfach „nicht da“.