Hattingen. . Der Mindestlohn macht den Unternehmen das Überleben schwer. Nicht alle haben es geschafft. Andere sehen ihre Existenz durch Schwarzarbeit bedroht

  • Standzeiten und Unterhaltungskosten bedeuten für Taxiunternehmen in Hattingen Verluste
  • Seit die Lohnkosten durch den Mindestlohn gestiegen sind, sind die kaum auszugleichen
  • Kritik gibt es an der Festsetzung der Kilometergebühr für Taxis durch den Ennepe-Ruhr-Kreis

„Der Mindestlohn hat uns schwer attackiert“, sagt Ursula Schiwy vom gleichnamigen Taxiunternehmen. „Wenn ein Fahrer bei acht Stunden Arbeit 150 Euro umsetzt, mache ich trotzdem Verluste“, erklärt auch ein anderer Besitzer von zwei Taxis. Und auch Alexander Zimmermann von Taxi Dendra weiß, dass die laufenden Kosten kaum zu decken sind: „Das ist ein Problem für alle Taxiunternehmen.“ Zwei Jahre nach Einführung des Mindestlohns kämpft die Taxi-Branche noch immer. Manche mussten bereits aufgeben.

Mit dem Jahresbeginn 2017 ist die Anpassung des Mindestlohns in Kraft getreten. Taxiunternehmen müssen ihren Beschäftigten nun 8,84 Euro pro Stunde bezahlen. Das rechne sich aber oft nicht, sagt Hattinger Taxiunternehmer Alexander Zimmermann. Zu dem Lohn des Fahrers kämen bei ihm stündlich noch Unkosten von etwa 20 Euro dazu. „Da müsse das Taxi eigentlich durchgehend 45 Minuten pro Stunde fahren, um alles wieder reinzuholen“, sagt Zimmermann, der fünf Autos und vier Mitarbeiter unterhält.

Nachts sind die Schwarzfahrer unterwegs

Er bezahlt den Mindestlohn. „Weil ich ehrlich arbeite, habe ich dieses Problem“, sagt er. Der Mindestlohn ist ein Problem auch für andere Taxianbieter. Ein Inhaber, der anonym bleiben möchte, sagt, er schaffe es kaum seine Leute zu bezahlen. Zu Kraftstoff, Lohnnebenkosten und Genossenschaftsbeiträgen, komme die schlechtere Auftragslage. Außerdem würden die Unternehmen unter Fahrern leiden, die nachts privat unterwegs seien. Tagsüber arbeiteten sie für die Unternehmen und gäben den Kunden ihre private Telefonnummer, nachts fahren sie mit privaten Autos. „Die machen 20 Prozent des Nachtumsatzes“, ärgert sich der Taxiunternehmer. Allein sei es schwierig, das nachzuweisen.

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Der Hattinger bezahle den Mindestlohn. Er habe tatsächlich aber schon einmal darüber nachgedacht, seine Fahrer schwarz zu bezahlen, gibt er zu – sich dann aber dagegen entschieden. „Ich werde lieber ein Auto verkaufen und alleine weitermachen“, sagt er.

Kilometergebühr nicht ausreichend angehoben

Das Taxi-Unternehmen Schiwy konnte bisher alle sieben Fahrzeuge halten. „Es gab ein größeres Kunden-Aufkommen, weil andere Taxi-Unternehmen schließen mussten“, sagt Ursula Schiwy. Und zum Mindestlohn: „Wir haben ja keine andere Wahl, als den zu zahlen.“ Dabei weiß ein Taxi-Unternehmer, der ebenfalls nicht genannt werden möchte, dass längst nicht alle Anbieter den Mindestlohn wirklich zahlten. „Und die Fahrer machen das mit“, sagt er. „Die nehmen dann lieber nur sieben Euro und fahren mehr“, erklärt der Hattinger. Nach eigenen Angaben zahle er seinen drei Mitarbeitern aber mit neun Euro pro Stunde sogar etwas mehr als der Gesetzgeber vorschreibt.

Schiwy sieht ein wesentliches Problem nicht allein im Mindestlohn. Sie kritisiert, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis die Kilometergebühr nicht ausreichend angehoben habe, um die Ausfälle durch die Mindestlohnregelung zu kompensieren. 2015 war die Kilometerpauschale um 20 Cent auf 1,90 Euro erhöht worden, der Grundpreis um 50 Cent auf 3,20 Euro.