Essen/Hattingen. Mit einer Schere hatte ein 17-Jähriger aus Hattingen eine Mitschülerin lebensgefährlich am Hals verletzt. Nun steht er vor Gericht. Der Staatsanwalt wirft dem Jugendlichen versuchten Mord aus sexuellen Motiven vor.

Ein 17-jähriger Hattinger hat vor dem Essener Landgericht gestanden, eine gleichaltrige Mitschülerin schwer verletzt zu haben. Er bestreitet aber jede Tötungsabsicht und sexuelle Motive. Beides hatte ihm die Staatsanwaltschaft in der Anklage unterstellt. Sie geht von einem versuchten Mord aus sexuellen Motiven aus.

Die Tat vom 20. Februar hatte Hattingen erschüttert. Schwer verletzt und aus einer Wunde am Hals blutend hatte sich die 17-Jährige damals auf dem Schulhof der Realschule an der Grünstraße zu Reinigungskräften geschleppt. Schnell wurde Hilfe geholt, so dass sie im evangelischen Krankenhaus gerettet wurde. Lebensgefahr wurde attestiert. Weil sie den mutmaßlichen Täter erkannt hatte, kam die Polizei schnell auf ihren Mitschüler, der die Tat zunächst abgestritten hatte.

Mit Bastelschere zugestochen

Laut Anklage soll der eher übergewichtige 17-Jährige sie per Facebook gegen 15.30 Uhr zu einem entlegenen Teil des Schulhofes gelockt haben. Unvermittelt hätte er sich dort zu erkennen gegeben, sie zu Boden gebracht, geschlagen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Dann soll er ihr mit einer Bastelschere einen acht Zentimeter langen Halsschnitt verpasst haben. Als sie später wach wurde, soll er ihr einen Schal in den Mund gesteckt haben. Kurz danach hätte sie erneut das Bewusstsein verloren. Als sie danach wieder wach wurde, ließ er von ihr ab.

Auch interessant

Vor der III. Strafkammer gestand er die Tat am Dienstag. Zuhörer hinten im Saal gab es nicht, weil das Gericht wegen des Alters des Angeklagten die Öffentlichkeit komplett ausgeschlossen hatte.

Angeklagter weist sexuelle Motive zurück

Vom äußeren Geschehen bestätigt der Angeklagte diesen Tatablauf zum großen Teil. Allerdings will er ihr nur einen Streich gespielt haben, als er sie zum Schulhof lockte. Er hätte sie auch nicht sofort geschlagen. Tatsächlich hätten sie sich zunächst unterhalten. Es sei zum Streit gekommen, dann auch zu den körperlichen Attacken. Den Schnitt mit der Schere räumt er ein. Nie, so beteuert er, hätte er sie aber töten wollen. Auch sexuelle Motive weist er zurück. Tatsächlich gibt es keine objektiven Spuren für diesen Vorwurf.

Untermauert wird das sexuelle Motiv allerdings durch einen Zettel, den die Polizei in seinem Zimmer fand. Da soll der 17-Jährige, der in der Schule gemobbt worden sein soll, seine Vorstellung skizziert haben, eine andere Mitschülerin zu vergewaltigen. Die Jugendstrafkammer lässt ihn psychiatrisch untersuchen und hat sechs weitere Prozesstage geplant.