Gladbeck. . „Interessiert mich nicht, was die da in Brüssel entscheiden.“ Das ist oft als Argument zu hören, wenn es um die Europawahl am Sonntag geht. Dabei wissen die meisten gar nicht, wie viele große Projekte auch in Gladbeck nur mit Hilfe der EU umgesetzt werden können - deshalb hier mal ein Überblick.

Am Super-Wahlsonntag sind die Wähler (ab 18 Jahren) auch aufgerufen, ein Kreuzchen auf dem Wahlschein für das europäische Parlament zum machen. „Interessiert mich nicht, ist doch weit weg, was da entschieden wird“ – eine häufige Aussage, wenn man sich zur Europawahl im Bekanntenkreis umhört.

Offenbar wissen viele Gladbecker nicht, dass jede Menge Europa in ganz unmittelbarer Nachbarschaft „drin steckt“. In unterschiedlichsten Projekten, die teils mit Mitteln aus EU-Fördertöpfen finanziert wurden und werden (siehe auch Außenspalten).

An erster Stelle müssen dabei die Stadtentwicklungs-Großprojekte Soziale Stadt Brauck oder das Projekt Stadtmitte genannt werden, die mit Geldern aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert werden.

Hahnenbach, Nattbach und Boye schlängeln sich statt müffelndem Abwasserkanal wieder renaturiert durch das Stadtgebiet. Die zuständige Emschergenossenschaft erhielt für das Gesamtprojekt rund um die Emscher aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung bisher 38 Mio Euro.

Nicht zu vergessen - der Tausendfüßler im Rathauspark

Nicht vergessen werden sollte das Ruhrgebiet-Großprojekt Kulturhauptstadt.2010. Die gelben Ballons als Schachtzeichen sind längst verschwunden, das Tausendfüßler-Kunstprojekt im Rathauspark (wird zurzeit umgesetzt) von Caroline Dumpe ist aber eine bleibende Erinnerung an das Großspektakel, das insgesamt mit 1,5 Millionen Euro von der EU gefördert wurde.

Menschen aus weit über 100 Nationen leben in unserer Stadt. Eine ganz direkte Verbindung ins europäische Ausland hat Gladbeck über die Partnerstädte Marcq-en-Baroeul (Frankreich seit 1964), Schwechat (Österreich seit 1966), Enfield (England seit 1970) und Wodzislaw (Polen seit 1990).

Gladbeck und seine Partnerstädte

Die NRWBank und die EU mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung fördern Kleine und Mittlere Unternehmen, die Wachstumspotenzial für zusätzliche Arbeitsplätze haben, aber über wenig Eigenkapital verfügen und somit nur schwer Bankkredite erhalten.

Im Jobcenter werden die von der EU geförderten Sprachkurse „Deutsch Plus“ angeboten, um die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Junge Migranten können zudem am IdA-Projekt (Integration durch Austausch) teilnehmen, das europaweit Betriebspraktika im Ausland vermittelt.

Europa geht sogar durch den Magen

Bei vielen Kindern geht Europa auch durch den Magen, denn drei Gladbecker Schulen nehmen am EU-Schulobstprogramm teil. Ziel ist das Erlernen einer gesunden Ernährung, wobei fünf Mal am Tag Obst oder Gemüse gegessen werden sollten.

So viel Europa steckt in Gladbeck

Naherholung am Hahnenbach

Die Emschergenossenschaft hat den Hahnenbach auf 1,5 Kilometern vom müffelnden Schmutzwasserlauf in ein sauberes, renaturiertes Gewässer umgestaltet. Entstanden ist dabei auch ein Naturlehrpfad und ein kleiner Tümpel, der als Blaues Klassenzimmer fungiert. Voraussetzung für die Umgestaltung des Hahnenbachs war der Bau eines 2,5 km langen, unterirdischen Abwasserkanals. Die Baukosten lagen bei rund 12,3 Millionen Euro. Eingebettet ist die Renaturierung in das Großprojekt des Emscher-Umbaus der Emschergenossenschaft.

Der Gewerbepark Brauck

Auf ehemaligem Bergwerkgelände entstand mit Unterstützung der Europäischen Union, die rund 10 Millionen Euro aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereitstellte, der Gewerbepark Brauck. Insgesamt 30 Hektar Fläche, die verkehrsgünstig an der A 2 für die Neuansiedlung für Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Handwerks und der Dienstleistungsbranche hergerichtet und neu erschlossen wurden.

Das Stadtteilbüro in Brauck

Das Stadteilbüro in Brauck wurde mit EU-Mitteln als zentraler Anlaufpunkt geschaffen, um die Entwicklung des Projekts „Soziale Stadt Brauck“ koordinieren zu können. Ziel: Das strukturschwache Quartier in städtebaulicher und sozialer Hinsicht besser für die Zukunft aufzustellen. Ins Quartiersmanagement flossen 233 000 Euro (2010-2012).

Projekt familienfreundliche Innenstadt

Das große Ziel, das derzeit in der Stadtmitte avisiert wird, ist die Innenstadt familienfreundlicher zu gestalten. Auf 4,5 Quadratkilometern werden dazu unter Einbindung der Bürger in Workshops und Info-Veranstaltungen soziale und städtebauliche Maßnahmen umgesetzt wie die Neugestaltung der Fußgängerzone oder der Grünachse am Rathaus. Das Projekt Stadtmitte Gladbeck wird finanziert durch das Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ und gehört damit zu einer großen Familie vieler Projekte, die europaweit umgesetzt werden. Die Finanzierung erfolgt u.a. durch die Europäische Union.

Das Hof- und Fassadenprogramm

Die Stadt Gladbeck fördert mit Mitteln des Landes NRW, der Bundesrepublik Deutschland, der EU sowie mit Eigenmitteln im Rahmen der Städtebauförderung die private Initiative von Hauseigentümern und Mietern, die ihre Fassaden oder ihr Wohnumfeld neu gestalten oder begrünen und somit aufwerten möchten. Zugleich wird eine bessere Vermietbarkeit der Häuser angesichts der zusehends schwieriger werdenden Vermietungssituation bewirkt.

Neuer Schulhof für die Anne-Frank-Realschule

Ein Spiel- und Klettergerüst bildet den Mittelpunkt des neu mit Sitz- und Spielmöglichkeiten gestalteten Schulhofs der Anne-Frank-Realschule an der Kortestraße, dessen Aussehen die 700 Schülerinnen und Schüler in Workshops mitbestimmen durften. Das Projekt wurde mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert.

Und dann wäre da noch die Sache mit dem Honig

Im aktuellen Parlament waren bislang acht Parlamentarier aus dem Ruhrgebiet vertreten, die zum Beispiel auch über Honig diskutieren. Mitte April wurde dazu ein mit dem Ministerrat ausgehandelten Kompromisstext angenommen, der klarstellt, dass Pollen ein natürlicher Bestandteil von Honig ist. Das ist eine Reaktion auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, wonach Pollen im Rahmen der Diskussion um eine Verunreinigung durch gentechnisch veränderte Organismen als Zutat zu Honig hätte gekennzeichnet werden müssen. Das Gerichtsurteil hätte zu höheren Kosten für Imker und Verbraucher geführt.

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