Gladbeck. Keine gute Nachrichten aus dem RWE-Tower in Essen für die Stadt Gladbeck: Der Konzern überweist 1,2 Mio. Euro weniger Dividende. Der Kämmerer vesichert, dass die Dividendenhalbierung aber bereits in den Haushalt 2014 eingerechnet wurde. Die Aktien sind das letzte Tafelsilber der Stadt.
Der Kämmerer ist nicht überrascht. Die Hiobsbotschaft aus dem RWE-Tower über eine Halbierung der Aktiendividende von zwei auf ein Euro pro Aktie hat er längst kommen sehen. Und deshalb bei der Aufstellung des Haushalts 2014 vorausschauend gerechnet: „Für uns macht das 1,2 Mio Euro weniger an Einnahmen.
Das haben wir schon berücksichtigt und nur noch mit einem Euro Dividende pro Aktie geplant“, sagt Jürgen Holzmann. Im Vergleich zu anderen Städten trifft Gladbeck diese angekündigte Reduzierung auch deshalb nicht so hart, weil das 1,2 Mio dicke RWE-Aktienpaket vergleichsweise klein erscheint.
Das letzte Tafelsilber
Aber es ist auf der anderen Seite das letzte bisschen Tafelsilber, das die hoch verschuldete Stadt Gladbeck überhaupt noch besitzt. Und auch das glänzt nicht mehr wie einst. Die RWE-Aktie ist seit Jahren im stetigen Fall, hat aktuell nur noch einen Wert von 28 oder 29 Euro. Sehr zum Verdruss von CDU-Ratsherr Jürgen Zeller, der in den vergangenen Jahren häufiger einen Verkauf des kompletten Aktienpakets gefordert hat, damit die Stadt ihren stetig anwachsenden Schuldenberg los werden kann. Allein die Summe der Liquiditätskredite, die Gladbeck in den letzten Jahren benötigte, um den laufenden Haushalt zu finanzieren, beträgt knapp 200 Mio Euro.
Risiken für die Stadtfinanzen
„Die Luft wird dünner“ bemerkt der Kämmerer angesichts der Dividenden-Halbierung. Der Gladbecker Haushalt steht trotz der Stärkungspakt-Hilfe des Landes auf wackligem Grund.
Einbrüche bei der Gewerbesteuer, eine Anhebung des Zinsniveaus und Tarifsteigerungen wären schwer zu verkraften.
Gelohnt hätte sich ein Verkauf des Aktienpakets allerdings nur zu dem Zeitpunkt, als die Aktie noch bei 87,50 Euro stand. Bei dem jetzt aktuellen Kurswert, das muss der CDU-Ratsherr zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, wäre ein Verkauf nicht mehr sinnvoll. „Jetzt muss man abwarten, dass die RWE-Aktie wieder im Kurs steigt“, sagt er auf WAZ-Nachfrage. Dass es so kommt, davon ist nicht nur Zeller überzeugt. Auch der Kämmerer glaubt, dass der Energiekonzern sich aus dem „Tal der Tränen“ (so RWE-Chef Terium) heraus arbeiten kann.
Viel gravierendere Folgen als die reduzierte Dividende hätte für Gladbeck eine Richtigstellung des Aktienwerts in der Bilanz. Dort steht die RWE-Aktie nämlich noch mit einem Wert von 87,50 Euro, was den Tatsachen ja nicht mehr entspricht. „Wir sind da noch in der Entscheidungsfindung und schauen, was andere Städte machen“, sagt der Kämmerer dazu. Sollten diese die Aktie richtig stellen, könne er schwerlich dagegen argumentieren. Das würde das Gladbecker Eigenkapital nach unten drücken, die Stadt noch früher als angenommen (2015) in die Überschuldung rutschen lassen. Auf den mit Hilfe des Stärkungspakt aufgestellten Haushaltssanierungsplan hätte das aber keine Auswirkungen.