Gladbeck. . Zwei Mädchen gaben im Geschäft von Simon Terhardt in Gladbeck vor, Unterschriften für Hörgeschädigte zu sammeln. Als er feststellte, dass sein Smartphone weg war, hielt der Geschäftsmann die 13- und die 16-Jährige fest, bis die Polizei kam. Die Polizei warnt: Solche Fälle können öfter vorkommen.
Simon Terhardt kann es immer noch nicht fassen. Was ihm am Montag passiert ist, wirkt nachhaltig auf den Geschäftsmann. Zwei Mädchen, die vorgaben, Unterschriften zu sammeln, entpuppten sich als gerissene Trickdiebinnen.
Das ist passiert: Eine 13- und eine 16-Jährige betreten Terhardts Bettengeschäft „Traumwerkstatt“ an der Bachstraße. Sie geben vor, hörbehindert zu sein, und Unterschriften und Spenden zu sammeln für ein „Begegnungszentrum für taubstumme Jungen und Mädchen“.
Laden ausgekundschaftet
„Die waren total lieb“, sagt Terhardt. Geduldig warten die Mädchen mit ihren Klemmbrettern, während er telefoniert. Eine der beiden trägt Ohrenschützer. Während sich dieses Mädchen direkt in seinem Blickfeld aufhält, und immer wieder ihre Unterschriftenliste zeigt, sieht sich das andere, bekleidet mit einer rosa Weste, im Laden um – auch an Terhardts Schreibtisch, der mitten im Raum steht. Als er schließlich auflegt und sich deder Bittstellerin zuwendet, um die Liste zu unterschreiben, steckt das Mädchen in seinem Rücken das Mobiltelefon ein, das auf dem Schreibtisch liegt.
Polizei warnt vor Masche der Trickbetrügerinnen
Die Polizei warnt: Es könnte sich um einen Trick handeln, der jetzt öfter angewendet wird. Ähnliche Fälle seien aus verschiedenen Städten im Kreis Recklinghausen bekannt, so Polizeisprecher Michael Franz. Ob hinter der Tat eine Organisation stecke, versuche die Polizei derzeit zu ermitteln.
Grundsätzlich sei es ratsam, immer einen gewissen Abstand zu wahren, Wertsachen nicht offen herumliegen zu lassen. „Ein gewisses Maß an Misstrauen ist sicherlich angebracht“, so Franz.
„Wenn es wirklich um eine gute Sache geht, kann man Spenden auch überweisen“, sagt Franz, seriöse Einrichtungen ließen sich überprüfen.
„Um 16.30 Uhr etwa kam der Griff“, sagt Terhardt. Er weiß das so genau, weil sein ganzes Geschäft kameraüberwacht ist – aus gutem Grund, nachdem es zu mehreren Diebstählen im Laden und auch im Büro gekommen war.
Videoaufzeichnungen der Polizei übergeben
Die Aufzeichnungen hat er auch der Polizei zur Verfügung gestellt: Nach der Unterschrift wollen die Mädchen den Laden verlassen. Das Video zeigt, wie Terhardt zum Schreibtisch geht und sein Handy sucht, es aber nicht findet. Er eilt zur Tür, kann das eine Mädchen aufhalten. Ihre Komplizin ist da schon weg, bald darauf kommt sie jedoch zurück – Terhardts Azubi hat sie festhalten können.
Schnell ist die Polizei zur Stelle. Sie stellt fest: Die Mädchen kommen aus Dortmund, stammen aus Rumänien. Was Terhardt auffällt: „Die sind beide komplett ruhig geblieben.“ Die Beamten können den mutmaßlichen Trickdiebinnen, die zunächst vorgeben, nicht sprechen zu können, doch einige Wörter entlocken, ein bisschen deutsch, ein bisschen französisch. Sie nehmen die Jugendlichen mit, mittlerweile sind sie wieder auf freiem Fuß. Terhardts Handy bleibt verschwunden. Das Mädchen mit der rosafarbenen Weste muss es versteckt oder weitergegeben haben.
„Es ist ein mega-ungutes Gefühl“, sagt Terhardt. Er fragt sich: „Wie verhält man sich zukünftig gegenüber Leuten, die hereinkommen?“ Er wolle doch niemanden unter Generalverdacht stellen. „Am meisten kann ich mich über mich selber aufregen“, sagt der 37-Jährige. Zukünftig werde er misstrauischer sein.