Gladbeck. . In der Siedlung Schlägel und Eisen im Stadtteil Zweckel und an mehreren anderen Futterstellen in Gladbeck versorgen die Ehrenamtlichen vom Tierschutzverein herrenlose Samtpfoten. Regelmäßig fangen sie auch Tiere ein, um sie kastrieren zu lassen. Doch nicht jeder in Gladbeck mag die wilden Katzen.
Happy mag keine Fremden. Misstrauisch lugt der weiße Kater mit den schwarzen Flecken durch den Bauzaun, der das Gelände an der Bohnekampstraße umgibt. Eine Sicherungsmaßnahme für das heruntergekommene Gebäudeensemble der Siedlung Schlägel und Eisen in Zweckel.
Dort, zwischen eingefallenen Schuppen, Müllbergen und leerstehenden Häusern, in denen sich bestenfalls noch Vandalen wohl fühlen, hausen Happy und rund 20 weitere verwilderte Katzen. Zu Gesicht bekommt sie nur, wer sich Zeit nimmt, geduldig zu beobachten. Dann tauchen sie auf, wie die Schildpattfarbene im Fenster, die Schwarze im Gebüsch, die Getigerte auf dem Nachbargrundstück.
Optisch sind sie von ihren zahmen Artgenossen zwar nicht zu unterschieden, aber Astrid Mansk (53) und Tanja Zimmer (35) von Tierschutzverein Gladbeck kennen ihre Schützlinge nur zu gut. Vor rund zwei Jahren haben sie die Futterstelle an der Bohnekamp/Ecke Schlägelstraße in Zweckel eingerichtet. Dort hatten sich in Lauf der Jahre Dutzende verwilderter Katzen angesiedelt, die sich unkontrolliert vermehrten und teils in elendem Zustand waren.
Kater mit fröhlichem Gemüt
Happy kennen die Tierschützerinnen schon lange, Astrid Mansk hat ihm seinen Namen verpasst, „weil er immer so fröhlich wirkt“. Von seinen Futterlieferantinnen lässt sich der wilde Kater sogar streicheln – vor Fremden flüchtet er, und das wohl zu Recht. Nicht jeder mag wilde Katzen, „wir hatten hier auch schon Vergiftungsaktionen“, erzählen die die Frauen.
Schuld am Elend der Katzen sind die Menschen. „Das Problem ist hausgemacht“, sagt Tierschützerin Mansk, „die Katzen sind ja irgendwo her gekommen.“ Manche sind weggelaufen, manche wurden ausgesetzt, manche einfach zurückgelassen. Das Leben im Freien hat die Tiere misstrauisch gemacht. Sie zu zähmen sei unmöglich, allein bei Welpen gebe es eine Chance, wenn sie rechtzeitig in menschliche Obhut genommen werden. Für die erwachsenen Katzen gilt es, das Leben angenehmer zu machen – und ihre Vermehrung zu stoppen.
Füttern und kontrollieren
Etwa zehn Dosen Futter landen pro Tag in den Näpfen in Zweckel. Die Fütterung nutzen die Tierschützerinnen, um die Katzen im Auge zu behalten. „Durch die Futterstelle haben wir eine gewisse Kontrolle – wir merken schnell, wenn ein Tier krank ist oder neue Katzen zuwandern“, sagt Tanja Zimmer. Immer wieder stellen sie Fallen auf, um Tiere einzufangen und kastrieren zu lassen. „Als wir vor zwei Jahren angefangen haben zu kastrieren, waren hier an die 50 Katzen“, erzählt Astrid Mansk. Zwar gebe es immer noch gelegentlich Nachwuchs, aber nicht annähernd so viel wie vor Jahren.
Sorgen berietet den Tierschützerinnen die Zukunft der Katzen. Die Siedung Schlägel und Eisen verfällt zusehends. Damit leben die Tiere. Aber was, wenn dort doch einmal geschieht, was das Bauschild gegenüber der Futterstelle verspricht? „Baubeginn März 2014“ steht dort neuerdings zu lesen – nachdem den Ankündigungen im vergangenen Jahr keine Taten gefolgt waren. „Wenn hier gebaut wird, nimmt man den Tieren den Lebensraum. Dann können wir nur versuchen, die Katzen umzusiedeln“, sagt Astrid Mansk. Das ginge aber nur an einem Ort, wo die Tiere ihre Ruhe hätten, auf dem Land zum Beispiel, als Mäusefänger auf einem Bauernhof. Ein Leben als Haustier kommt nicht in Frage.
Einzige Lösung Kastration
Nur, wenn die Fortpflanzung nachhaltig verhindert werde, könne das Problem verwilderter Hauskatzen gelöst werden, da sind sich die Tierschützerinnen einig. Astrid Mansk denkt noch einen Schritt weiter: Sie fordert eine allgemeine Kastrationspflicht für Katzen. „Wir appellieren an alle Leute, die ihre Tiere frei laufen lassen, sie rechtzeitig kastrieren zu lassen“, sagt Astrid Mansk. Und noch etwas wünscht sie sich: Wer im Freien kleine Kätzchen findet, solle sofort den Tierschutzverein rufen. „Die Leute finden es oft süß, wenn da kleine Babys sind, und rufen dann erst nach Wochen an“, erzählt die Tierschützerin.
Doch wenn sich die Kätzchen nicht in den ersten Lebenswochen an den Menschen gewöhnten, würden sie niemals richtig zahm. Und nur zahme Katzen könnten ein „echtes“ Zuhause finden.
Fünf Futterstellen betreut der Tierschutzverein im Stadtgebiet, Katzenkolonien gebe es beispielsweise am ehemaligen Möbelparadies in Butendorf, in Rentfort nahe der AWO sowie an der Horn- und an der Industriestraße in Ellinghorst.Viele Tiere seien krank, in Ellinghorst beispielsweise litten viele am Katzenschnupfen. „Wenn man den Leuten hier erzählt, was da für Zustände herrschen, sind die schockiert“, sagt Tanja Zimmer. Katzenelend kennen die meisten nur aus dem Urlaub. Futter und medizinische Versorgung muss der Verein selbst finanzieren. Im Vereinsauto stapeln sich Dosen und Trockenfutterpackungen. Kürzlich hat Tanja Zimmer bei Facebook zu Spenden aufgerufen. „Ein Mann hat uns für 300 Euro Futter gespendet“, erzählt sie und strahlt. Rund 500 Dosen Katzenfutter. Eine Menge, aber lange nicht genug. Futter wird immer gebraucht, auch alte Handtücher und Decken. „Und Geldspenden“, fügt Zimmer hinzu, zum Beispiel, um die Kastrationen zu bezahlen.
Zunehmend steht der Verein auch für Menschen ein. „Wir haben immer mehr Leute, die Tiere halten, aber ihre Tierarztrechnung nicht bezahlen können.“ Dann gehe der Verein in Vorkasse, die Tierhalter könnten ihre Schulden in Raten zurückzahlen. ontakt: 3 23 10. Spendenkonto: Stadtsparkasse Gladbeck Kto-Nr. 12815, BLZ 424 500 40,
tierschutzverein-gladbeck.de