Gladbeck. .

Abgelehnt hat die Stadtverwaltung seinen Antrag, Katzenhalter zur Kastration ihrer samtpfotigen Vierbeiner zu verpflichten. Peter Benien, 1. Vorsitzender von „Pfotenhausen e.V.“, ist enttäuscht, nimmt’s dennoch gelassen. „Ich hatte nichts anderes erwartet“, sagt er am Tag nach der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, in der er sein Bürgeranliegen hatte vortragen können. Benien will, wie es in knapp 100 bundesdeutschen Städten bereits üblich ist, eine Registrierungs- und Kastrationspflicht für freigängige Katzen, um so die ungehemmte Vermehrung und Verwilderung der Tiere einzudämmen. Das hauptsächliche Gegenargument der Stadtverwaltung: Ein solche Verordnung sei nicht rechtssicher, es könne Klagen geben. Ebenso sei die Umsetzung und Kontrolle der Registrierungspflicht schwierig und kostenaufwendig.

Um Kontrollen geht es Benien aber auch gar nicht. „Ich will nicht, dass Leute bestraft werden. Ich will das Bewusstsein für die Problematik wecken. Wenn es eine solche Pflicht zur Kastration gäbe, könnten Tierärzte die Katzenhalter darauf hinweisen.“ Ohne Druck passiere nichts, ist der Tierschützer, der sich in den vergangenen drei Jahren um rund 150 wilde Katzen gekümmert hat, überzeugt.

Den Druck, ihr Tier kastrieren zu lassen, verspüren nach Meinung von Tierärztin Susan Busch die meisten Katzenhalter aber sowieso. „Wenn eine Katze rollig wird, schreit sie wie ein kleines Kind. Das hält man gar nicht aus.“ Und die extrem stinkenden Markierungen der Kater wolle wohl niemand gern im Haus haben. „Der durchschnittliche Katzenhalter, der nicht züchten will, lässt sein Tier kastrieren“, ist die Erfahrung der Tierärztin. Sie muss da gar nicht viel Überzeugungsarbeit leisten.

Peter Benien wird auf jeden Fall weiter daran arbeiten, das Bewusstsein für die Problematik bei allen Katzenhaltern zu schärfen. Informationsflyer, die seit 2011 vom Kreis in Tierarztpraxen ausgelegt werden, will sein Verein nun verstärkt verteilen.

Die Pflicht zur Kastration könnte er nun nur noch mit Hilfe eines Bürgerbegehrens durchsetzen. Das aber, ist der Tierschützer Realist, würde wohl kaum Erfolg haben.

Kosten sind ein Problem

Eine Kastrationspflicht für freigängige Katzen hält auch Dieter Scherlies vom Gladbecker Tierschutzverein für grundsätzlich richtig. „Aber wer soll die Einhaltung nachhalten, wer macht die Kontrollen?“ fragt der Tierschützer und äußert Verständnis für die Position der Stadt. So etwas müsse genau überlegt werden, der Verein habe mehr als genug zu tun. Scherlies: Die Tierärzte müssten mitspielen. Was doch in deren Interesse wäre . . .

Kastration ist nämlich auch eine Kostenfrage. Scherlies weiß nur zu gut, dass nicht jeder Katzenhalter das Geld dafür hat oder ausgeben will. „100 bis 120 Euro - was meinen Sie, was ein Hartz-IV-Empfänger davon hält?“ fragt er. Zumal viele Tierfreunde mehr als eine Katze hätten.

Der Tierschutzverein selbst im übrigen auch für eine Lösung des Problems. Wenn sie wild lebende Katzen finden, bringen sie sie zur Kastration, lassen sie hernach aber auch wieder frei. Die Stadt unterstützt die Arbeit des Vereins mit jährlich 3500 Euro. Rund 100 Tiere lässt der Verein jährlich kastrieren.

Dazu gehören in diesem Jahr die 28 Katzen, die kürzlich in einem Haus an der Redenstraße gefunden wurden. Den Mietern war gekündigt worden, sie hatten die Katzen beim Auszug zurück gelassen. Der vom Vermieter beauftragte Schädlingsbekämpfer hatte die verwahrlosten Tiere entdeckt und den Tierschutz informiert.